Fan-Spott und TV-Boykott: Das „Desaster“ der Knicks

New York (dpa) - Die eigenen Fans ertragen das sportliche Elend der New York Knicks nur noch mit Galgenhumor. Bei der 14. NBA-Niederlage in Serie zogen sich jüngst Zuschauer in der zweiten Reihe Papiertüten über den Kopf - wer Basketball in Amerikas ehrwürdigste Arena sieht, will unerkannt bleiben.

Fan-Spott und TV-Boykott: Das „Desaster“ der Knicks
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„Die Knicks sind ein solches Desaster in diesem Jahr, dass sich die Sitze der Prominenten im Madison Square Garden in eine Geisterstadt verwandelt haben“, beschrieb die „New York Post“ die Szenerie. Sogar „Auch die normalen Fans verlassen im dritten Viertel die Arena in Massen, wenn sie nicht gerade ihre Sorgen in Alkohol ertränken.“

Die Misere der Knicks nimmt historische Dimensionen an: Vor der Reise nach London zum alljährlichen Europaspiel der NBA gegen die Milwaukee Bucks hat das Team seit Ende November nur ein Spiel gewonnen und inzwischen 15 Pleiten nacheinander kassiert - die längste Negativserie des NBA-Gründungsmitglieds. Fünf Erfolge aus 40 Auftritten bedeuten den letzten Platz aller Teams. Der Sportsender ESPN strich drei der vier ausstehenden Übertragungen von Knicks-Spielen. „Ich komme nicht mehr zur Arbeit, wenn wir die Knicks oder die Lakers zeigen. Da stelle ich mich quer“, verkündete der TNT-Experte und frühere Topstar Charles Barkley.

Die Gründe für den Absturz des mit Playoff-Hoffnungen gestarteten Clubs sind vielfältig: Topstar Carmelo Anthony schleppt sich mit Knieproblemen durch die Saison, das Offensivsystem des neuen Team-Präsidenten Phil Jackson wird noch nicht mit Leben gefüllt, dazu arbeiten die Knicks schlecht unter dem Korb und beim Rebound. „Das ist mein Mea Culpa. Ich übernehme die Verantwortung dafür“, sagte NBA-Legende Jackson und stellte sich so schützend vor das überforderte Team und Coach Derek Fisher.

Mit der Erfahrung aus elf Meistertiteln als Trainer gab der 69 Jahre alte Jackson die aktuelle Saison auf und setzt voll auf die Zukunft. Vergangene Woche wurden die etablierten Guards J.R. Smith und Iman Shumpert ohne adäquaten Gegenwert zu den Cleveland Cavaliers abgegeben. Mit den eingesparten Gehältern soll im kommenden Sommer Jagd auf namhafte Neuzugänge gemacht werden, dazu verbessert eine schlechte Tabellenposition die Chance auf ein gutes Talent aus der kommenden Draft-Ziehung. „Ich hoffe, wir sind jetzt auf dem richtigen Weg“, erklärte Jackson. „Auch wenn das nicht der Weg ist, den wir erwartet haben.“

Die Ankunft des Basketball-Gurus hatte vor der Saison noch die mittelfristige Hoffnung auf die erste Meisterschaft seit 1973 genährt. „Wir haben immer wieder nach dem großen Star gesucht, der unser Schicksal verändert“, erklärte Jackson und schob diese Titelträume vorerst beiseite. „Doch das ist seit 45 Jahren oder so nicht passiert. Die Realität ist, dass es wahrscheinlich der beste Weg ist, neu zu starten.“ So wird die Zeit des Spotts vorerst nicht enden. „Wenigstens war es warm im Gebäude“, schrieb die „New York Times“ nach einer der jüngsten Pleiten.

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