Das Reich der Mitte zieht Schüler in seinen Bann

Jedes Jahr reisen etwa 20 Jugendliche von Krefelder Gymnasien nach China. Vorher lernen sie die Sprache bei der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft.

Krefeld. Sie sind alle jünger als die Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Krefeld (GDCF) selbst, aber alle richtig infiziert: China hat diese jungen Krefelder in ihren Bann gezogen. Jedes Jahr reisen etwa 20 Schüler von verschiedenen Gymnasien mit fünf Lehrern nach Hangzhou. Aber nicht ohne vorher fleißig Schriftzeichen und Lautsprache gepaukt zu haben. Denn das ist die Voraussetzung für den Austausch mit dem Land der Mitte.

Vor einem Vierteljahrhundert wurde die Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft in Krefeld gegründet. Und regelmäßig nehmen Krefelder Gymnasiasten an Chinesisch-Kursen teil, die in einem Schüleraustausch mit Hangzhou münden.

Einer von ihnen ist Lucas Triefenbach. Der 19-Jährige steht schon kurz vor seinem Abitur am Gymnasium am Moltkeplatz und war 2009 mit der Chinesisch-AG in Hangzhou. „In der ersten Woche bei der Gastfamilie haben wir das chinesische Leben von innen kennengelernt, und in der zweiten in Beijing und Shanghai mussten wir uns selbst zurechtfinden“, erinnert er sich.

Mit Visitenkarte in der Hand war das einfach, aber ohne ist die Orientierung fast unmöglich. Denn in dem Land ist es üblich, dass auf Visitenkarten ein kleiner Stadtplan abgedruckt ist. „Eigentlich ist man in China Analphabet“, sagt er, dem selber das Lernen gar nicht so schwer fällt. Ihm ist vor allem in Erinnerung geblieben, „dass China eine Leistungsgesellschaft ist“.

Schule von 7 bis 17 Uhr und Lernen bis in die Nacht war in seiner Gastfamilie normal. Aber Zeit zum gemeinsamen Essen gab es dennoch: „Das war richtig lecker!“ Komisch fanden die Chinesen nur, dass Lucas seine Stäbchen in die Linke nahm. „Linkshänder gibt es in China nicht, dort werden alle umerzogen.“ Aufgefallen ist ihm an den Chinesen auch der Zusammenhalt, das Gruppengefühl und das ausgeprägte Ehrgefühl.

Anna Smola (17) besucht das Arndt-Gymnasium) und war im vorigen Jahr mit ihrem Zertifikatskurs (drei Jahre) in China und betont besonders die Bindung der Chinesen an ihrer Kultur: „Die Menschen leben ihre Traditionen, die Bildung nimmt einen ganz hohen Stellenwert ein.“

Was Anna sehr stark an das Land ihrer Herkunft erinnert. Sie kommt aus St. Petersburg, spricht und schreibt auch Russisch. Für Anna war der Austausch „ganz toll!“ Mit ihrer Gastschwester telefoniert sie regelmäßig (auf Englisch) und schickt Neujahrsgrüße auch auf Chinesisch. Anna schwärmt seit der 6. Klasse für China und hat nun sogar ihre Eltern überzeugt, eine gemeinsame Reise zur Gastfamilie zu machen. Denn „die Menschen sind so herzlich“.

Der 17-jährige Florian Schmitz, vom Gymnasium am Stadtpark war besonders von der Fremdheit der chinesischen Kultur beeindruckt. Einmal allerdings fühlte er sich verloren, als er sich mit zwei chinesischen Freunden verlaufen hatte und die drei in den Slums landeten. Zum Verarbeiten all seiner Eindrücke hat er noch Wochen gebraucht.

Für Florian war ein Höhepunkt seiner Reise, „dass ich mir nun all die Zeichen merken kann, dass ich das Gelernte anwenden kann“. Deswegen bemüht er sich auch darum, einen weiteren Chinesisch-Kurs bis zum Beginn des Studiums auf die Beine zu stellen. Und dann will er studieren: internationale Wirtschaftswissenschaft mit Bezug zu China.

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