So schläft man sich schlau

Eine Studie der Uni Düsseldorf belegt: Ein Nickerchen lässt das Gehirn besser arbeiten.

Düsseldorf. Der Mensch ist schon ein komisches Tier. Irgendwie muss er alles anders machen, als seine Kollegen, die Säugetiere. Schlafen zum Beispiel. Jeden Abend bettet sich der Normalbürger zur Ruh’, mal früher mal später. Im Idealfall schläft er dann durch bis in den Morgen. Ein natürlicher Instinkt, ein angeborener Drang?

Mitnichten, findet Psychologe und Schlafforscher Olaf Lahl von der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf. "Nur erwachsene Menschen haben diesen monolithischen Schlafblock", sagt er im Wissenschaftlerjargon. Tiere dagegen, seien "polyphasische Schläfer" - sie nicken mehrfach am Tag und in der Nacht ein, dafür aber immer nur kurz.

Dass ein kurzes Schläfchen am Nachmittag dem Wohlbefinden dient, davon sind die Anhänger des "Powernapping" überzeugt (siehe Kasten). Olaf Lahl hat sich aber noch einem anderen interessanten Effekt des Kurzschlafes gewidmet: Der Steigerung der Hirnleistung.

Mit einem Experiment, das sich über sechs Monate hinzog, konnte Lahl zusammen mit seinem Team beweisen, dass selbst kürzester Schlaf dazu führt, dass man sein Gedächtnis verbessern kann.

"Wir haben den Probanden Wortlisten mit 30 Adjektiven vorgelegt, die sie auswendig lernen sollten", erklärt Lahl. Danach durfte der eine Teil der Probanden schlafen, der andere musste wachbleiben. Das Ergebnis: Die "Schläfer" hatten sich im Schnitt fast zwei Worte mehr gemerkt.

Noch erstaunlicher: Es kommt offenbar nicht auf die Länge des Schlafes an, um den Effekt zu bewirken. In einer zweiten Forschungsreihe wurden die Schläfer schon nach sechs statt 60 Minuten geweckt. Ihre Gedächtnisleistung hatte sich aber auch nach dem Kurzschlaf schon signifikant verbessert. Der längere Schlaf steigerte die Leistung dann noch mal um ein gemerktes Wort.

Tradition In den südlichen Ländern Europas hat der Mittagsschlaf in der Arbeitswelt Tradition. Die sogenannte Siesta geht begrifflich auf die lateinische "sexta hora" zurück, die "sechste Stunde des Tages" (12 Uhr). Da die Arbeit in den besonders heißen Mittagsstunden übermäßig anstrengend war, blieb den Menschen so gut wie nichts anderes übrig, als eine Pause einzulegen. Heute nimmt die Bedeutung der Siesta ab, da im Zuge der Globalisierung ausländische Firmen durchgehende Arbeitszeiten einführen. Klimaanlagen sorgen zudem dafür, dass in modernen Büros auch über die Mittagszeit gearbeitet werden kann.

Moderne Doch der Mittagsschlaf findet aus einem anderen Grund wieder zurück in die Arbeitswelt der Moderne. "Powernapping" heißt das kurze "Kraftnickerchen", das vermehrt in Ruheräumen japanischer und US-amerikanischen Unternehmen gehalten werden kann.

Biologie Die positiven Effekte des kurzen Mittagsschlafs ergeben sich Schlafforschern zufolge aus dem biologischen Rhythmus des Körpers. Um die Mittagszeit fällt der Körper in ein ähnliches Müdigkeitsloch mit verminderter Kreislauftätigkeit wie mitten in der Nacht.

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