Der Sinn von Probiotika

Probiotika sollen das Immunsystem stimulieren, das Risiko für Darmkrebs verringern, vor Durchfallerkrankungen und Allergien schützen. Doch die Hinweise, dass die versprochenen Wirkungen nicht ganz stimmen, mehren sich zunehmend.

Düsseldorf. Die ersten Berichte über die Wirkung fermentierter Produkte sind über 3000 Jahre alt. Einen gesundheitlichen Nutzen vermutete Anfang des 19. Jahrhunderts auch der Bakteriologe Metschnikoff, der die lange Lebensdauer kaukasischer Bevölkerungsgruppen auf den hohen Konsum fermentierter Milch zurückführte. In den darauf folgenden Jahren erkannte er, dass die enthaltenen Milchsäurebakterien für die positiven Wirkungen verantwortlich sind und untersuchte mögliche Wirkmechanismen. Seit 1995 wollen Lebensmittelhersteller glaubhaft machen, dass es unter den gesunden Joghurts nun einen noch gesünderen gibt - den probiotischen. Dieser ist seitdem unter den funktionellen Lebensmitteln der Dauerbrenner. Probiotika sollen das Immunsystem stimulieren, das Risiko für Darmkrebs verringern, vor Durchfallerkrankungen und Allergien schützen. Doch die Hinweise, dass die versprochenen Wirkungen nicht ganz stimmen, mehren sich zunehmend. Denn tatsächlich nachweisbar sind die postulierten Effekte kaum. Zu wenig wissen wir über die Wirkung einzelner Bakterienspezies, und Studien entpuppen sich oft als tierexperimentelle Untersuchungen, deren Ergebnisse nicht ohne Weiteres auf den Menschen übertragen werden können. Dafür lohnt sich ein Blick auf Nährwerte und Zutatenliste. Bestimmte probiotische Joghurts kommen auf bis zu 16Gramm Zucker pro 100 Gramm - ein einfacher Naturjoghurt schafft es hier auf etwa fünf Gramm. Auch Verdickungs- und Konservierungsmittel oder Aromen sind häufig im Produkt. Das sind Zutaten, die in einer gesunden Ernährungsweise nichts zu suchen haben.

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