Ernährung: Wenn Milch den Bauch quält

Viele Menschen leiden an einer Laktoseintoleranz, vertragen also keinen Milchzucker. Wer beim Essen darauf achtet, kann ohne Probleme damit leben.

<strong>Düsseldorf. Endlich Kaffeepause - heute ausnahmsweise mit einer riesengroßen Tasse Milchkaffee. Kurz danach grummelt es im Bauch, der Magen treibt auf, und dann auch noch diese unangenehmen Blähungen. In Nordeuropa leiden 15 bis 25 Prozent der Menschen an Laktoseintoleranz. "Viele haben Angst vor dieser Diagnose. Dabei lässt sich damit gut damit leben", sagt Anja Baustian von der Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention (FET) in Aachen.

Das Enzym Laktase wird nicht oder nicht ausreichend produziert

Grund für die Unverträglichkeit ist die fehlende oder mangelhafte Produktion des Enzyms Laktase. Dieses ist in der Dünndarmschleimhaut für die Aufspaltung des Milchzuckers verantwortlich. "Fehlt dieses Enzym, muss der Milchzucker mit Hilfe von Mikroorganismen abgebaut werden. Es kommt zu Gasen, und der Bauch bläht auf", erläutert Baustian. Dieser Enzymmangel kann entweder angeboren sein oder als Folge einer Erkrankung wie Zöliakie, Morbus Crohn oder einer bakteriellen Infektion auftreten.

Selten ist die angeborene Laktoseintoleranz bereits im Säuglingsalter ausgeprägt. "Sie tritt meist erst im Laufe des Älterwerdens auf, oft nach der Pubertät", erklärt Prof. Jürgen Stein, Gastroenterologe aus Frankfurt. Da auch bei gesunden Menschen die Laktaseproduktion im Alter abnimmt, ist der Übergang zur Unverträglichkeit mit Beschwerden fließend.

Der Laktosegehalt in Milchprodukten nimmt mit der Verarbeitung ab. "Frischmilch beinhaltet viel Laktose, Joghurt schon weniger, Käse noch weniger und Butter kaum noch", weiß Lämmel. Deswegen werden Hartkäse und Butter meist gut vertragen. Wer auf Milchprodukte verzichtet, muss Kalzium zu sich nehmen: "Gemüse liefert Kalzium, oder es gibt Mineralwasser mit Kalziumgehalt. Notfalls kann man auch mal eine Kalziumtablette nehmen", sagt Baustian.

Anstatt Milchprodukte vom Speiseplan zu verbannen, kann man auf milchzuckerreduzierte Produkte zurückgreifen. Laktosearme Milch erleichtert ebenso wie laktosefreier Joghurt die Ernährung. "Allerdings übertreibt die Industrie an manchen Stellen und stellt auch laktosearme Butter und Käse her, die ohnehin kaum Milchzucker enthalten", erklärt Lämmel.

Allerdings muss Laktose nach der neuen Allergenkennzeichnung auf jedem verpackten Produkt mindestens im Zutatenverzeichnis angegeben werden, egal wie gering der Gehalt ist. "Daher müssen Patienten lernen, ein Zutatenverzeichnis richtig zu lesen. Steht der Milchzucker ganz vorne, ist mehr davon in dem Produkt, als wenn er erst ganz am Ende genannt wird", so Lämmel.

Grenzwerte: Bei der Kennzeichnung von Nahrungsmitteln wird meist in "laktosefrei", "streng laktosearm" und "laktosearm" unterschieden. Laktosearme Lebensmittel enthalten weniger als 1000 Milligramm Laktose je 100 Gramm, streng laktosearme Produkte weniger als 100 Milligramm und laktosefreie Nahrungsmittel weniger als 10 Milligramm je Gramm. Diese Einteilung ist allerdings eine Empfehlung, gesetzliche Grenzwerte für die Kennzeichnung gibt es nicht.

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