Alzheimer ist eine Volkskrankheit

Für viele ist die Vorstellung unerträglich, den Angehörigen zur Last zu fallen.

Berlin. Gunter Sachs galt als Lebemann, als Abenteurer, als einer, der das Dasein liebte. Es schockiert viele, dass ausgerechnet er sich das Leben genommen hat. Auch, weil er wohl wegen einer unheilbaren Krankheit ging, vor der etliche Menschen Angst haben: Alzheimer. „Jene Bedrohung galt mir schon immer als einziges Kriterium, meinem Leben ein Ende zu setzen“, schrieb Sachs in seinem Abschiedsbrief. In Deutschland sind mehr als eine Million Menschen betroffen Wie lange ist ein Leben lebenswert?

Die eigene Biografie und alle Erinnerungen verlieren, sämtliche Fähigkeiten verlernen, den Liebsten eine Last werden — für manchen ist diese Vorstellung unerträglich. „Das muss nichts mit würdelos zu tun haben.“ Nikolaus Michael, Chefarzt Allein in Deutschland leiden mehr als eine Million Menschen an Demenz, ein Großteil davon an Alzheimer.

Umfragen zeigen, dass eine Demenz zu den Leiden zählt, vor denen sich die Menschen in Deutschland am meisten fürchten — und deren Folgen sie sich und ihren Angehörigen ersparen möchten. Bemerkbar mache sich die Krankheit zunächst durch ungewöhnliche Gedächtnisstörungen, sagt Professor Dr. Nikolaus Michael, Chefarzt der evangelischen Stiftung Tannenhof Remscheid.

„Die Betroffenen vergessen Dinge, die sie sonst nie vergessen.“ Weitere Symptome können sprachliche und motorische Störungen sein. „Oder der Betroffene fühlt sich einfach schlapp“, so Michael. Laien können leicht Alzheimer mit Depression verwechseln Im Internet und in Büchern werden etliche Tests angeboten, mit denen sich erste Symptome dieser Krankheit erkennen lassen. Davor warnt der Mediziner ausdrücklich: „Solch eine Selbstdiagnose ist extrem gefährlich.“

Alzheimer gehe oft mit einer Depression einher, die bei älteren Menschen ohnehin nicht selten sei. Der Betroffene laufe Gefahr, Depression mit Alzheimer zu verwechseln, eine falsche Diagnose zu stellen. Körperliche Leiden wie Übelkeit, Müdigkeit — oder eben auch Gedächtnisschwund seien Symptome beider Erkrankungen.

Bei einem Verdacht sollte in jedem Fall ein Facharzt hinzugezogen werden. Es folgen lange Gespräche und viele Untersuchungen, bei denen das Gehirn unter die Lupe genommen wird. Angehörige und das nähere Umfeld werden mit einbezogen. „In der Regel sind die Betroffenen zunächst erschrocken“, sagt Michael.

Aber im frühen Stadium lasse sich die Krankheit mit Medikamenten zwar nicht heilen aber bremsen. Er warnt davor, die Krankheit immer als leidvoll zu sehen. „Das muss nichts mit würdelos zu tun haben.“ Er kenne viele Patienten, die nicht unglücklich seien. „Ich habe außerdem oft die Erfahrung gemacht, dass die Angehörigen den Erkrankten so lange es geht bei sich behalten wollen.“

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