Wie werde ich...? Lokführer

Berlin (dpa/tmn) - Früher wollte fast jeder Junge Lokführer werden. Dampfende Loks, große Maschinen und der Rausch der Geschwindigkeit faszinierten selbst gestandene Männer. Doch der Kindheitstraum ist verblasst.

Das liegt nicht zuletzt an den Arbeitszeiten.

„Wenn ich groß bin, will ich Lokführer werden“: Schon als Kind hatte Frank Arnold nur diesen einen Traum. „Die Technik. Die Kraft. Die Größe. Das hat mich fasziniert.“ Heute sitzt Arnold im „Flaggschiff“ der Deutschen Bahn, dem Hochgeschwindigkeitszug ICE, und fährt täglich Hunderte Kilometer kreuz und quer durch Deutschland.

Doch der Job hat seine Schattenseiten. Für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne streikten die Lokführer in jüngster Vergangenheit regelmäßig. „Krumme Arbeitszeiten und sich täglich ändernde Schichten gehören zum Berufsalltag“, sagt Frank Arnold. „Selbst an Weihnachten und Silvester sind viele Lokführer im Einsatz“, erklärt der Berliner. Das bleibt nicht ohne Auswirkung auf den Familien- und Freundeskreis.

„Eisenbahner/innen im Betriebsdienst der Fachrichtung Lokführer und Transport“, kurz Lokführer, ist ein anerkannter Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz. „Die Ausbildung dauert drei Jahre und ist dual angelegt“, sagt Ausbildungsberater Frank Menzer von der IHK Dresden. Der größte Ausbildungsbetrieb für Lokführer ist die Deutsche Bahn. Sie bildet sowohl im Bereich Netz als auch im Güter- und Personenverkehr aus.

Als Richtwerte für die Ausbildungsvergütung nennt die Bundesarbeitsagentur 647 Euro pro Monat im ersten, 720 im zweiten und 793 im dritten Ausbildungsjahr. Später kann die Bezahlung 2295 bis 2559 Euro brutto betragen.

Neben dem klassischen Ausbildungsweg gibt es die Möglichkeit, den Beruf über eine „Erwachsenenqualifizierung“ zu erlernen. „Diese dauert zwischen acht und zwölf Monaten und setzt in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung voraus“, sagt Sven Grünwoldt, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) in Frankfurt/Main.

Bewerber müssten eine gute körperliche Verfassung und eine große Portion Technikbegeisterung mitbringen, erläutert Menzer. Vorausgesetzt wird in der Regel außerdem ein guter Realschulabschluss.

„Die besondere Herausforderung des Berufs liegt darin, Sicherheit und Zeitdruck unter einen Hut zu bringen“, sagt Arnold. „Der Zug muss innerhalb der vorgeschriebenen Fahrzeit sicher von A nach B gefahren werden.“ Neben dem Steuern des Zuges muss der Lokführer auch auf Betriebsstörungen reagieren, die während der Fahrt auftreten. Das sei am spannendsten. „Dann kann es schon mal drunter und drüber gehen.“

Die Beschäftigungsaussichten sind gut: „Die Bahnunternehmen suchen händeringend nach Eisenbahnern“, sagt Grünwoldt. Der Mangel werde sich noch verstärken, weil viele ältere Kollegen in Rente gingen. Trotzdem sei die Nachfrage bei jungen Menschen gering, sagt Ausbildungsberater Menzer. Die Attraktivität des Berufs habe in den vergangenen Jahren gelitten, ergänzt Grünwoldt. „Dennoch, mit dem Beruf des Lokführers ist nach wie vor ein gewisser Status verbunden“.

Auch Frank Arnold, der seine Ausbildung 1982 in der DDR begann, hat seine Begeisterung für den Beruf nicht verloren: „Wenn ich erzähle, dass ich Lokführer im ICE bin, sieht man in den Augen der Menschen die Begeisterung. Das ist schon schön.“

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