Reisebranche: Studium wird immer wichtiger

Heilbronn (dpa/tmn) - Früher reichte eine solide Ausbildung - heute ist ein Studium oft Pflicht für jeden, der im Tourismus Karriere machen will. Die Zahl der passenden Bachelor-Studiengänge ist stark gewachsen.

Im Studium geht es mehr um BWL als ums Reisen.

Eine Ausbildung im Tourismus war schon immer beliebt. Und oft kam man damit auch weit: So mancher Hoteldirektor hat an der Rezeption angefangen. Aber das ändert sich immer mehr. Führungskräfte, aber auch Berufseinsteiger haben inzwischen oft einen Studienabschluss. An den Hochschulen ist die Zahl der entsprechenden Studiengänge geradezu explodiert.

Rund 25 Hochschulen gibt es inzwischen bundesweit mit etlichen Dutzend Tourismusstudiengängen. Den Löwenanteil machen solche mit Bachelor-Abschluss aus. Wer ihn in der Tasche hat, mache „viel schneller Karriere“, sagt Prof. Christian Buer von der Hochschule Heilbronn. „Aber man startet nicht gleich mit hohem Gehalt.“ Für Führungskräfte wird ein Studium immer häufiger Voraussetzung: „In zehn Jahren wird man ohne Abschluss nicht mehr Hoteldirektor“, sagt Buer voraus.

An der Hochschule gibt es zwei Studiengänge, die mit dem Bachelor abschließen: In „Tourismusmanagement“ gibt es jährlich etwa 100, im Fach „Hotel- und Restaurantmanagement“ rund 35 Plätze. Die Zahl der Bewerber schätzt Buer auf um die 2500. Ein Schwerpunkt ist nach wie vor BWL - inklusive Marketing, Controlling und Personalwesen. Pflicht ist ein Praxis- und ein Auslandssemester. Das können Studenten in Spanien, aber auch in Australien oder Osteuropa verbringen. „Wir haben auch eine Partner-Uni in Thailand, die beliebt ist“, sagt Buer.

An der Hochschule Harz in Wernigerode ist die Tourismuswirtschaft seit 20 Jahren ein bedeutender Studienzweig - mit inzwischen 700 von insgesamt 3500 Studenten. Neben einem kleineren Bachelor-Studiengang mit internationaler Ausrichtung und jährlich 25 Plätzen gibt es den in Tourismusmanagement mit 120 Plätzen. „Die Zahl der Bewerbungen ist um das Zehnfache höher“, sagt Prof. Axel Dreyer.

Das internationale Studium dauert sieben Semester und umfasst ein Jahr im Ausland. Auch ein Praxissemester ist Pflicht. An BWL führt kein Weg vorbei. Außerdem können Studenten sich auf Hotels, Reiseveranstalter oder das Betreuen einzelner Destinationen spezialisieren. Der Großteil der Veranstaltungen ist auf Englisch.

Komplett auf Englisch wird an der privaten „Internationalen Fachhochschule Bad Honnef - Bonn“ gelehrt. Dort gibt es Bachelor-Studiengänge mit Tourismus-Bezug wie Event-, Hotel- oder Luftverkehrsmanagement. Außerdem werden die Fächer „Tourismus- und Travelmanagement“ sowie „Internationales Tourismusmanagement“ angeboten.

Bewerber müssen eine Aufnahmeprüfung bestehen. Ein Studienjahr und Praktikum im Ausland sind vorgeschrieben, üblich ist die Arbeit in kleinen Gruppen, oft in Projekten. „Klassische Vorlesungen haben wir komplett abgeschafft“, sagt Studiengangsleiter Helmut Wachowiak. Die Perspektiven schätzt er als sehr gut ein: „Drei Viertel unserer Absolventen bekommen innerhalb von drei Monaten einen Job.“

An der Hochschule Zittau/Görlitz gibt es einen sechssemestrigen B.A.-Studiengang, der schlicht „Tourismus“ heißt. „Das Studium startet jeweils zum Wintersemester, es gibt jeweils 30 Plätze“, erläutert der Studienberater Dietmar Rößler. Studiert wird in der 60 000-Einwohner-Stadt Görlitz. „Der Campus liegt unmittelbar an der Neiße“, sagt Rößler - und damit an der deutsch-polnischen Grenze. Zu den Besonderheiten gehört daher das Pflichtmodul in osteuropäischen Sprachen wie Polnisch oder Tschechisch. „Wir haben das Riesengebirge ja gleich vor der Haustür“, erzählt Rößler - und damit einige wichtige polnische Urlaubsorte.

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