Regina Ziegler: Die Mutter der Filmkompanie

Regina Ziegler ist die erfolgreichste Produzentin Deutschlands. Diesen Erfolg hat sie allein sich selbst zu verdanken.

Berlin. Regina Zieglers eigene Biografie wäre eigentlich ein Filmstoff nach ihrem Geschmack - eine starke Heldin, eine umwerfende Erfolgsgeschichte, unterhaltsam durchsetzt mit vielen Stars und Anekdoten.

Seit 35 Jahren ist Ziegler als Produzentin im Filmgeschäft, was sie mit der simplen Stellenbeschreibung "Stoffe finden, Geld beschaffen, Beziehungen aufbauen, Kontakte pflegen" umreißt. Und sie schwimmt nicht einfach mit, sondern mischt ganz vorne mit.

Jeder hat schon einen ihrer Filme gesehen - "Im Schatten der Macht" über Willy Brandt, "Suche impotenten Mann fürs Leben" im Kino, "Die Geierwally" mit Christine Neubauer, "Der Verleger" über Axel Springer, "Erotic Tales" in der ARD, "Aufstand der Alten" im ZDF.

Abzusehen war das alles nicht. Ihre Kindheit im Nachkriegsdeutschland lässt sich unter der Überschrift "arm, aber glücklich" zusammenfassen. Der Vater ist erst in russischer Kriegsgefangenschaft und auch danach nicht oft daheim, denn er arbeitet als Wünschelrutengänger vor allem in Indien. Die Mutter ist agile Lokaljournalistin und lebt ihr vor, dass nichts einfach so vom Himmel fällt.

Das Häuschen der Familie im Westfälischen steht idyllisch am Waldrand, aber die kleine Regina begleitet ihre Mutter schon mit 13 in Filme für über 18-Jährige, weil diese Kritiken schreibt. Nach dem Abitur geht Regina in die große Stadt, Berlin muss es sein. Das Jurastudium, das ihre Mutter von ihr erwartet, schmeißt sie beizeiten, jobbt beim Sender Freies Berlin. Sie heiratet, bekommt ein Kind, wird geschieden.

Mit 29 Jahren pumpt sie sich von Freunden 100 000 Mark zusammen (die Banken geben der Alleinerziehenden keinen Kredit) und produziert ihren ersten Film "Ich dachte, ich wäre tot". Dafür bekommt sie gleich den Bundesfilmpreis, dem noch einige folgen - ebenso wie alles andere, was die Branche an Ruhm, Preis und Ehre bereithält.

Ihr Durchsetzungsvermögen hatte Ziegler schon trainiert, als sie mit sieben Jahren einem Männerturnverein beitrat. Beim Film ist es im Grunde das Gleiche: "Die Herren haben mich schnell respektiert - und zwar durch Leistung."

Dem Mut zum Unkonventionellen ist Regina Ziegler treu geblieben. Ihre Leidenschaft für Filme kombiniert sie mit buchhalterischer Strenge - so führt sie ihre Firma aus einem Kellerkabuff in die Spitze der Produktionsgesellschaften, spielt in einer Liga mit Bernd Eichinger.

Produzenten verschwinden gewöhnlich hinter ihren Filmen. Regina Ziegler nicht, denn man kann sie einfach nicht übersehen. Sie ist eine üppige Erscheinung, sie trägt ihre Haare leuchtend rot und dazu Schwarz-Wallendes von japanischen Designern.

Ihre Tochter Tanja fand das nicht immer einfach. Mit leichten Schaudern erinnert sie sich etwa an Zeiten, als der Filmemacher Rainer Werner Fassbinder bei Zieglers im Souterrain wohnte: "Er saß immer in der Küche und hatte Zahnschmerzen." Eine Weile ging sie eigene Wege, heute ist die 42-Jährige Gesellschafterin in der mütterlichen Firma.

Der Name Ziegler steht für Qualitätsfilme, Gefühlskino und hohe Einschaltquoten. Zu ihrem 65. Geburtstag am Sonntag wollen wir ihr wünschen, dass der Film über ihr Leben noch ein sattes Happy-End bekommt: Eine strahlende Regina Ziegler mit dem Oscar in der Hand.

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