Cornelia Poletto: „Die Arbeit war nie eine Strafe“

Cornelia Poletto ist eine der wenigen Sterneköchinnen in Deutschland. Für den Erfolg musste sie auf vieles verzichten.

Düsseldorf. Mit Ehrgeiz und Fleiß hat es Cornelia Poletto weit gebracht. Sie gehört zu den wenigen Spitzenköchinnen in Deutschland, die einen Michelin-Stern aufweisen können. Diese begehrte Auszeichnung machte die 37-Jährige vor rund sechs Jahren bundesweit bekannt. Seitdem könnte ihr Hamburger Restaurant "Poletto" nicht besser laufen.

WZ: Frau Poletto, Sie kommen gerade von Dreharbeiten für die ARD-Sendung "Höchst Persönlich" und haben eine eigene Kochshow im NDR. Wie bringen Sie Restaurant, TV-Sendungen und Ihre Mutterrolle unter einen Hut?

Cornelia Poletto: Es ist nicht leicht, da braucht man schon Hilfe. Mit meiner Tochter verbringe ich die Nachmittage. Dann gehen wir beide meistens unserem Lieblingshobby nach - dem Reiten.

Und was sagt Ihr Ehemann zu dem vollen Programm?

Poletto: Mein Mann und ich haben uns im vergangenen Jahr getrennt. Manchmal entwickelt man sich auseinander, nicht miteinander.

Sie haben 2002 Ihren ersten Michelin-Stern bekommen. Wie wichtig ist Ihnen diese Auszeichnung?

Poletto: Es ist eine große Auszeichnung und natürlich eine Bestätigung für einen selbst. Durch den Stern kamen die Gäste und auch das öffentliche Interesse.

Wie groß ist der Druck, einen weiteren Stern zu bekommen oder den jetzigen zu verlieren?

Poletto: Es wäre ein großer Verlust, deshalb ist der Druck schon da. Insgesamt bin ich aber gelassener geworden.

Unter 216 Köchen, die aktuell einen Michelin-Stern haben, sind gerade mal fünf Frauen. Warum haben es Köchinnen anscheinend schwerer?

Poletto: Junge Köchinnen müssen sich irgendwann fragen: Will ich Karriere machen oder eine Familie gründen? Wer beides will, hat als angestellte Küchenchefin keine Chance, weil man aus Zeitgründen auf dem hohen Niveau nicht weiter kochen kann. Und halbtags kann man den Job nicht machen.

Aber Sie haben es doch auch geschafft.

Poletto: Aber nur, weil ich sehr unterstützt werde und auf vieles verzichte.

Zum Beispiel?

Poletto: Im Kino war ich das letzte Mal vor acht Jahren.

Sie haben Ihre Lehre bei Sternekoch Heinz Winkler in Aschau im Chiemgau absolviert. Wie hat er Sie geprägt?

Poletto: Für mich ist Heinz Winkler einer der besten Köche überhaupt. Nirgendwo habe ich gelernt, so gute Soßen zu machen, wie bei ihm. Allerdings brauchte ich auch genügend Biss, um durchzuhalten. Ich war seine erste Azubine und neben 27 Männern die zweite Frau in der Küche.

Kamen Sie mit ihr zurecht?

Poletto: Sie hat mich anfangs ignoriert, was mich sehr frustriert hat. Aber irgendwann hat sich das geändert und mittlerweile sind wir befreundet.

Bei 27 Kollegen fallen doch bestimmt hin und wieder auch Sprüche, oder?

Poletto: Ja, klar, aber das hat mich nicht gestört. Ich habe die Arbeit nicht als Strafe angesehen, weil ich unbedingt Köchin werden wollte. Vor den Köchen und deren Sprüchen hatte ich keine Angst - dafür konnte ich zu gut kontern. Diese Art hat mir in meinem Job sehr geholfen.

Mit dem Stern Ende 2002 kam der berufliche Erfolg. Wie schwer war es, sich in der Männerdomäne durchzusetzen?

Poletto: Es war ein harter Weg, aber so ging es vielen männlichen Kollegen auch. Vor allem war der Weg mit vielen Arbeitsstunden verbunden - zwölf bis 15 Stunden in der Küche waren und sind keine Seltenheit. In dem Kochwahn habe ich mich schon mal alleine gefühlt.

Das hört sich an, als würden Sie etwas bereuen.

Poletto: Nein, überhaupt nicht. Ich würde alles wieder genauso machen. Mein Ziel war immer die gehobene Küche, und das habe ich erreicht.

Ihr Team besteht aus 13 Mitarbeitern. Ist es schwer, sie alle zusammenzuhalten?

Poletto: Ich bin ein sehr fröhlicher Mensch und gelte wegen meiner guten Laune auch als die Mami für alle. Meine Mitarbeiter wissen, dass ich jederzeit ein offenes Ohr für sie habe. Wir essen alle einmal am Tag zusammen. Dadurch ist die Atmosphäre sehr familiär - und das ist wichtig.

Ihre Küche ist von italienischen Einflüssen geprägt. War es Ihr italienischer Mann, der Sie für Pasta begeistert hat?

Poletto: Nein, den größten Einfluss hatte auf mich "Annae Sebastiano" in Hamburg. Es war damals das italienische Restaurant in Deutschland. Hier habe ich alles über Pasta und Risotto gelernt.

Was kommt bei Ihnen privat auf den Tisch? Öfter Pasta?

Poletto: Pasta geht immer! Besonders gerne esse ich Spaghetti mit Venusmuscheln und den Grünkohl meiner Mutter. Aber auch mit guter japanischer Küche kann man mich glücklich machen.

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