Streit um den NRW-Schulkonsens ist eröffnet
Der Streit um den NRW-Schulfrieden ist voll entbrannt. Die SPD plant neue Konzepte, Schwarz-Gelb verändert eigenhändig Realitäten.
Düsseldorf. Bis 2023 sollte Ruhe herrschen. Der Schulfriede, den 2011 die damalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) mit Oppositionsführer Norbert Röttgen (CDU) und Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) 2013 unterzeichnete, sollte den Schulstruktur-Streit beenden. Lehrer, Eltern und Schüler waren über den Streit um die Modelle Gemeinschaftsschule (Rot-Grün) und Verbundschule (CDU) zu einer einzigen genervten Gemeinschaft mutiert.
Die Lösung: Für die Klassen fünf bis zehn richtete man die gut ausgestatteten Sekundarschulen ein, die aus der Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen hervorgehen sollten, aber — anders als die geplanten Gemeinschaftsschulen — keine eigene Oberstufe bilden durften. Sie müssen seither mit anderen Schulen, die zum Abitur führen, kooperieren. Die CDU feierte den Erhalt des Gymnasiums, Rot-Grün das längere gemeinsame Lernen. Kraft nannte das eine „historische Entscheidung“.
Heute, sieben Jahre später, ist der Streit um den NRW-Schulfrieden voll entbrannt. Weil die schwarz-gelbe Regierung in diesen Tagen im Schnellverfahren Realschulen ermöglichen will, einen Hauptschul-Bildungsgang ab der 5. Klasse anzubieten. Grund sei, so CDU-Generalsekretär Josef Hovenjürgen, Hauptschülern trotz geringer Anmeldezahlen zu ermöglichen, „in dieser gewählten Schulform weiter beschult zu werden“. Das entspreche dem „bewährten und mit allen damals beteiligten politischen Kräften beschlossenen Schulfrieden“, so Hovenjürgen. Vor allem aber erhalte es „die Wahlfreiheit der Eltern und die von vielen gewünschte Dreigliedrigkeit unseres Schulsystems“.