Kultur Glasklare Details dank Mammographie

Wuppertal · Künstler Christian Stüben experimentiert für seine Fotografien gerne mit schwerem Gerät. Nachdem Röntgengeräte nicht den erhofften Erfolg brachten, mussten andere Objekte her.

 Christian Stüben experimentiert mit der Fotografie, arbeitet dazu auch mit Mammographiegeräten, um etwa die Zerbrechlichkeit der Pflanzen detaillierter abbilden zu können.

Christian Stüben experimentiert mit der Fotografie, arbeitet dazu auch mit Mammographiegeräten, um etwa die Zerbrechlichkeit der Pflanzen detaillierter abbilden zu können.

Foto: Fischer, Andreas

Christian Stüben hält vergängliche Schönheiten auf ungewöhnliche Art und Weise fest. Auf die Idee gekommen ist er vor rund acht Jahren auf einer Urlaubsreise, genauer gesagt bei einer Sicherheitskontrolle am Flughafen. „Mir fiel auf, wie poppig bunt die Bilder der Röntgengeräte aussehen, die das Gepäck durchleuchten“, erinnert sich der Fotograf und Künstler. Ein Foto durfte er in dem Sicherheitsbereich nicht machen, doch der Gedanke, Röntgenapparate künstlerisch einzusetzen, ließ ihn nicht los.

Stüben setzte sich mit der Herstellerfirma Smith-Heimann in Verbindung, fuhr sogar mit Blumen im Gepäck in Richtung Frankfurt und konnte ein Gerät für Probeaufnahmen nutzen. Mit dem Ergebnis war er jedoch nicht zufrieden. „Die Röntgengeräte sind für den technischen Bereich auf Materialerkennung ausgerichtet und haben nicht so eine hohe Auflösung. Die feinen Strukturen gingen leider verloren“, sagt er rückblickend. Von dem Ergebnis ließ er sich jedoch nicht entmutigen, sondern ging auf die Suche nach Kooperationspartnern. Ein Jahr lang kontaktierte er innerhalb Deutschlands und den angrenzenden Nachbarländern entsprechende Firmen. Es kamen viele Absagen oder die Nutzung war einfach zu teuer. Fündig geworden ist er dann schließlich in Wuppertal.

In der Radiologischen Gemeinschaftspraxis am Alten Markt in Barmen stellte man ihm Geräte zur Verfügung. „Dr. Torsten Jahnke ist selber fotobegeistert und war von der Idee, Pflanzen zu röntgen, sofort angetan.“ Doch auch diese Aufnahmen enttäuschten. Die harte Strahlung der Geräte war für die Aufnahme von Knochen gedacht. „Es waren eher flaue Bilder. Die weiche Materie wurde einfach durchdrungen“, erklärt Stüben.

Durch die Mammographie wirken die Ergebnisse wie hingehaucht

Dann kam eine Mitarbeiterin auf die Idee, ein Mammographiegerät zu benutzen, da dieses bei weicherem Material zum Einsatz kommt. Und das Ergebnis überzeugte mit einer glasklaren Darstellung der inneren Details. Hauchzart und fein sind Tulpen, Rosen und Narzissen zu erkennen, einzelne Blätterschichten, Stempel und Narbe, alles ist fein gezeichnet und wirkt wie hingehaucht, ob im Schwarz-Weiß des Negativs oder in der kolorierten Fassung. Die Färbung der Aufnahmen macht Stüben von Hand am Computer.

Je nach Komplexität und Feinheit der Aufnahmen kann das eine längere Zeit in Anspruch nehmen, exakt muss den feinen Konturen gefolgt werden. Er gibt so den Blumen ihre Farben zurück und wählt dazu überwiegend zarte Pastellfarben. Die passen besonders gut zu den filigranen Gebilden. Ein weiterer Besuch in der Radiologischen Praxis und weitere Aufnahmen folgten.

Inzwischen hat Stüben etwa acht unterschiedliche Motive in verschiedenen Ausführungen, dann stoppte Corona zunächst alle weiteren Pläne. Zu sehen sind Teile seiner Aufnahmen jedoch bereits jetzt – digital in einer Ausstellung der Bergischen Kunstgenossenschaft.

Stüben will seine Serie fortführen, Früchte an einem Ast und andere Blumen sollen es sein. Der Gedanke, Röntgenstrahlen in der Kunst einzusetzen, ist nicht neu. Im Bergischen Land ist Stüben mit seinen floralen Abstraktionen jedoch der erste, der dieses bildgebende Verfahren nutzt. Die Bilder von Christian Stüben können käuflich erworben werden. Kontakt unter: 0176 96648165.

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