Corona Wuppertaler Clubszene: „Diese Zeit werden wohl nur wenige überleben“

Wuppertal · Viele Betreiber und Besitzer machen sich angesichts der Corona-Situation Sorgen. Sie fragen sich, wann für sie der Betrieb wieder losgehen kann, damit wieder Einnahmen fließen.

 Wuppertals Clubbesitzer sind sich einig: Was im Zuge von Corona verloren geht, wird so schnell nicht wiederkommen.

Wuppertals Clubbesitzer sind sich einig: Was im Zuge von Corona verloren geht, wird so schnell nicht wiederkommen.

Foto: dpa/Sophia Kembowski

Mitte März war für die Wuppertaler Clubs alles aus – der Shutdown in der Corona-Krise sorgte für ihre plötzliche Schließung, daran hat sich bis heute nicht geändert. „Wir haben alle krasse Umsatzeinbußen erlebt und keiner weiß, wie es jetzt weitergeht. Wir haben einen sehr kleinen Laden ohne Außenbereich. Da gibt es keine alternativen Veranstaltungen, die wir anbieten könnten. Auch die Finanzierung im Sommer mit Open Airs ist in dieser Situation nicht möglich“, sagt Nicolas Moll vom Club Mauke. Seit vier Jahren betreibt er mit zwei Partnern den Wuppertaler Club. „Wir machen das neben dem Studium, aber auch wir haben insgesamt zwölf Mitarbeiter, die jetzt ohne Job sind“, sagt Moll.

Die Hilfen vom Staat seien ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. „Aber wir müssen glücklich darüber sein. In anderen Ländern gibt es so etwas nicht und die Soforthilfe kam prompt, sodass unser Laden nicht voll gegen die Wand gefahren ist. Jetzt kommen neue Soforthilfen, die uns bei den laufenden Kosten unterstützen. Mehr ist wohl aktuell nicht möglich.“ Was noch sonst an Kosten bleibt, muss der Club mit Spenden und Sponsoring quer finanzieren. „Angebote wie zum Beispiel ein Biergarten kommen für uns nicht infrage, da wir als alternativer Club ein subkulturelles Angebot haben und wir wollen das anbieten, was zu uns passt.“

Für Moll ist die Clubkultur für jede Stadt wichtig. „Hier kommen viele unterschiedliche Charaktere zusammen und erleben bei uns etwas Neues. Wenn so etwas wegbricht, fehlt einer Stadt wie Wuppertal etwas ganz Wesentliches.“ Er hofft, dass die Menschen deshalb das Angebot nach dem Ende der Krise mehr zu schätzen wissen. „Aber es werden sich Dinge verändern. Die Preise für DJs und Künstler, die zuletzt in die Höhe gegangen sind, werden sich wieder normalisieren. Sorgen macht mir, dass wohl viele Läden diese Zeit nicht überleben werden.“

Corona-Soforthilfen
helfen meist nur kurzzeitig

Schwere Zeit durchlebt derzeit auch der Kitchen Klub von Paolo Frisella: „Wir hatten die letzte Veranstaltung am 14. März, danach sind alle Lichter ausgegangen. Wir haben bis heute keine Einnahmen, die Kosten haben sich aber nicht verändert. Das halten wir auch mit den Hilfen des Staates nicht länger als bis zum Ende des Jahres aus“, sagt der Klubbetreiber, der normalerweise bis zu 33 Aushilfen beschäftigt.

Das Publikum, da ist er sich sicher, wartet schon sehnsüchtig auf die Wiedereröffnung des Kitchen Klubs. „Wir haben online immer wieder etwas gepostet und waren auch bei der Red Light Night dabei, um auf uns aufmerksam zu machen. Was wir jetzt brauchen, ist eine Perspektive. Aber ich habe das Gefühl, dass unsere Branche einfach links liegen gelassen wird. Und die Clubkultur ist doch wirklich wichtig, die darf man nicht einfach vergessen. So ein Besuch ist im Alltag der Menschen ein wichtiges Ventil. Und Clubs sind der Ort, an dem man einfach mal abschalten kann. Das fehlt jetzt sehr“, sagt Frisella, der in Kürze zumindest mit seinem 2000 Quadratmeter großen Kitchen-Beach am Pina-Bausch-Gelände an den Start gehen wird.

Als freier Veranstalter ist Tobi Wicht in Wuppertal und Düsseldorf aktiv. „Das was gerade passiert, kommt einem Berufsverbot durch den Gesetzgeber gleich. Und das trifft Leute, die sich nichts zuschulden haben lassen und die jahrelang ihre Steuern gezahlt haben. Man kann nicht einfach aufs Autokino ausweichen, das ist kein Ersatz für das, was man Jahre lang gemacht hat. Für manche bleibt da jetzt nur noch das Arbeitslosengeld II. Der Effekt der staatlichen Soforthilfen ist überschaubar, aber immer noch mehr als in vielen anderen Ländern. Man ist in unserer Branche wohl einfach nicht systemrelevant und das, obwohl man viele Jahre lang Steuern, Versicherungen und Löhne gezahlt hat.“

Für die Clubs in Wuppertal sei das eine schwierige Situation. „Manche versuchen sich jetzt als Bar, Biergarten oder Café. Aber kostendeckend ist das meist nicht. Wenn man eine Lokalität für 100 Leute betreibt und jetzt bloß 20 oder 30 reinlassen darf, macht das massive Probleme. Da bin ich froh, dass ich keinen eigenen Laden mehr habe. Aber auch ich musste zum Beispiel eine ausverkaufte Veranstaltung mit 1000 Gästen wegen der Krise absagen“, berichtet Wicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort