Wuppertal Institut Neue Wege für den Klimaschutz

Eigentlich hätten sich Mitte November 20000 bis 30000 Menschen aus aller Welt zur 26. Weltklimakonferenz im Rahmen der UN-Klimarahmenkonvention in Glasgow versammeln sollen. Fünf Jahre nachdem sich alle Mitgliedsstaaten im Pariser Klimaabkommen 2015 auf gemeinsame Ziele im Kampf gegen den Klimawandel verständigt haben, sollte 2020 das große Jahr für den Klimaschutz werden.

Denn die Beiträge zum Klimaschutz, die die einzelnen Staaten 2015 beim Abschluss des Abkommens vorgelegt hatten, sind noch deutlich zu schwach, um die darin festgehaltenen Ziele zu erfüllen.

Das Abkommen sieht vor, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen – besser noch auf 1,5 Grad Celsius. Verschärfen die Staaten ihre Anstrengungen nicht, würde dies voraussichtlich zu einer globalen Erwärmung der Erdtemperatur von drei bis vier Grad Celsius führen.

Daher sollten in diesem Jahr die Staaten neue und verbesserte Klimaschutzbeiträge vorlegen. Doch nun bremst die Corona-Pandemie die Klimadiplomatie aus und die für November dieses Jahres geplante Weltklimakonferenz wurde um ein Jahr verschoben. Geplant ist, das Treffen im November 2021 nachzuholen. Derzeitiger Lichtblick: In den vergangenen Wochen kündigten China und weitere Staaten verbesserte Beiträge an und auch vom neu gewählten US-Präsidenten Joe Biden erhofft man sich weitere Dynamiken und Unterstützung der USA im weltweiten Kampf gegen den Klimawandel. Zudem haben sich inzwischen China, die EU, Japan, Südkorea, Kanada und kleinere Staaten als Ziel gesetzt, bis zur Mitte des Jahrhunderts ihre Emissionen von Treibhausgasen netto auf Null zu reduzieren. Auch Biden hat dieses Ziel im Wahlkampf für die USA in Aussicht gestellt. „Netto“ heißt, dass alle Emissionen, die zu diesem Zeitpunkt noch stattfinden, ausgeglichen werden müssen, in dem an anderer Stelle der Atmosphäre Treibhausgase entzogen werden, beispielsweise durch Aufforstung. Das reicht noch nicht für die Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze, ist aber dennoch ein großer Fortschritt gegenüber den letzten Jahren.

Der wesentliche Inhalt der Klimakonferenzen war bisher, Verträge und Regeln zu entwickeln, um den Klimawandel zu stoppen. Dieses Ziel wurde mit der Verabschiedung des Pariser Abkommens sowie des detaillierten „Regelbuchs“ 2018 in Katowice weitgehend erreicht. Die Forscher des Wuppertal Instituts empfehlen daher, die jährlichen Klimakonferenzen neu auszurichten. Um hierfür Vorschläge zu entwickeln, organisierten sie zusammen mit dem Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) im Sommer 2020 die Online-Seminarreihe „It´s the End of the COP as We Know it“.

Die Teilnehmer waren sich einig, dass sich die Konferenzen in Zukunft darauf konzentrieren sollten, die Umsetzung der getroffenen Beschlüsse in den einzelnen Mitgliedsstaaten zu fördern. Beispielsweise könnten bei den zukünftigen Konferenzen thematische Sitzungen zu konkreten Fragen zur Energiewende oder zur Verkehrswende organisiert werden, um den Erfahrungsaustauch und politisches Lernen zwischen den Staaten zu fördern. Idealerweise sollten bei solchen Sitzungen auch die Fachministerien miteinbezogen werden. Denn die Klimaverhandlungen werden von Umwelt- oder Außenministerien geführt, für die Umsetzung tatsächlicher Klimaschutzmaßnahmen sind aber die Finanz-, Wirtschafts-, Verkehrs-, Bau- und Landwirtschaftsministerien maßgeblich.

Die Forscher des Wuppertal Instituts, des DIE und weiterer Institute entwickeln die Ideen aus den Online-Seminaren nun zu konkreten Empfehlungen weiter. Klar ist: die Klimakonferenzen werden in Zukunft deutlich mehr Ergebnisse liefern müssen – schon allein um den Aufwand der Teilnahme von bis zu 30000 Menschen zu rechtfertigen.

Das Wuppertal Institut forscht in zahlreichen Projekten zu der Frage, wie der Klimaschutz auf globaler Ebene verbessert werden kann und wie entsprechende internationale Mechanismen aussehen können. Die Expertinnen und Experten des Wuppertal Instituts verfolgen seit über 20 Jahren, also seit Beginn des UN-Klimaprozesses, die laufenden Verhandlungen und bewerten seither die Ergebnisse aus wissenschaftlicher Sicht. Sie nehmen auch an der kommenden Konferenz in Glasgow teil, stellen ihre Forschung vor, diskutieren über konkrete Wege für die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens und veröffentlichen im Anschluss eine detaillierte Analyse der Ergebnisse.

Reflexion der Ergebnisse der Online-Workshop-Serie zur Zukunft der internationalen Klimakonferenzen:

Weltklimakonferenz in Glasgow

United Nations Climate Change 

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort