Gastbeitrag Wuppertal - eine Stadt im Wandel

Gastbeitrag Hans Haake vom Wuppertal-Institut schaut täglich auf Döppersberg, Hauptbahnhof und Bahndirektion. Für die WZ blickte er auf die Entwicklung im Jahr 2018 zurück.

 Durch sein Fenster im Wuppertal-Institut hat Hans Haake einen guten Blick auf das Herz der Stadt.

Durch sein Fenster im Wuppertal-Institut hat Hans Haake einen guten Blick auf das Herz der Stadt.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Es ist der 27. Dezember, das Büro ist leer aber ich bin gekommen, um für einen Rückblick auf 2018 auch meine gewohnte Aussicht zu haben: Links im Hintergrund die Stadthalle, der frisch eröffnete Busbahnhof und der „neue“ Döppersberg, der Sparkassenturm, eine leerstehende Bundesbahndirektion und ganz rechts ein Stück vom Primark-Kubus (auch noch leer - zum Glück?). Durch das Fenster höre ich leise die Ansagen der Bahn, kann sie aber nicht verstehen. Hoffentlich keine Verspätungen.

Aber mit den Verspätungen wären wir schon beim Thema: Die Bahn gibt zur Zeit nicht nur national eine schlechte Figur ab, auch am Döppersberg hat sie den Wow-Effekt der neuen Halle (mit der wunderschönen Klaviermusik) ordentlich sabotiert. Vieles ist nicht fertig, Fassadenteile bröckeln weiter und niedliche Bilder auf frisch gestrichenen Wänden sind noch keine Renovierung.

Die Kürzungen der Buslinien
waren ein schwieriges Signal

Immerhin, der neue Busbahnhof scheint von oben betrachtet sehr gut zu laufen, ein solcher zentraler Knotenpunkt ist zwingend notwendig für eine Verkehrswende. Nur die Kürzungen bei den Buslinien zur gleichen Zeit waren ein schwieriges Signal, so gering oder betriebswirtschaftlich nachvollziehbar sie auch sein mögen. Der öffentliche Nahverkehr müsste ausgeweitet werden, ob für das Klima, die Luftqualität, den Verkehrsfluss oder die Lebensqualität in Wuppertal.

Auch für die „Fahrradstadt Wuppertal“ gab es am Döppersberg einige Rückschläge. Das Radhaus wird nicht gebaut, dabei wäre es ein wichtiges Signal gewesen, nachdem schon die Verkehrsführung für Radfahrer bei der Planung keine sonderlich hohe Priorität gehabt haben kann. Natürlich gibt es Alternativen, aber die zwölf Bügel neben dem Primark (oft überfüllt) und 20 weitgehend schon vermietete Boxen für Dauerparker sind es nicht. Dabei wäre ja im Parkhaus eigentlich genug Platz. Auch in den Befragungen unserer App „Glücklich in Wuppertal“ wurde sichtbar, dass bei der Infrastruktur für Radfahrer die größten Defizite gesehen werden. Aber bei allen Kritikpunkten konnte ich in diesem Jahr von hier oben beobachten, wie ein zentraler Knotenpunkt (fast) fertiggestellt wurde, der einer Stadt wie Wuppertal würdig ist.

An einigen Stellen kann und muss eben weiter (um-)gestaltet werden. Natürlich entwickelt sich Wuppertal nicht nur am Döppersberg. Die Stadt ist dabei, sich ein neues Stadtentwicklungskonzept (STEK) zu geben, nach vier sehr gut besuchten Zukunftswerkstätten Anfang des Jahres dürfte das Ergebnis bald vorliegen. Und ein weiterer großer Impuls für die Stadtentwicklung wurde über 2018 vorbereitet und gerade beschlossen: Die Bewerbung um die Bundesgartenschau 2031.

Spannende Einblicke
durch die Glücks-App

2018 war auch ein wichtiges Jahr für unsere „Wuppertal-Forschung“: Anfang des Jahres wurde „Wohlstands-Transformation Wuppertal“ abgeschlossen, mit spannenden Ergebnissen aus den Reallaboren und einem Vorschlag von Wohlstandsindikatoren für Wuppertal. Das erste Jahr der „Glücks-App“ hat spannende Einblicke in die Lebenszufriedenheit in der Stadt gegeben, mit den Ergebnissen wird auch 2019 noch mehr passieren. Zwei neue Projekte hatten ihre offiziellen Auftakte: Im Geoportal des Guten Lebens werden Projekte, Orte und Wissen online erfasst und vernetzt.

„UrbanUp“ untersucht die „Urban Sharing Society“, auf Deutsch: die Rolle des Teilens für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Und im neuen Buch des Wuppertal Instituts zur „Großen Transformation“, tausendfach verkauft und deutschlandweit beworben, heißt es: „Mehr Wuppertal wagen“.

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