Wenn der Joint Alltag ist

Immer mehr Jugendliche sind betroffen. Die Folgen bleiben nicht aus. So haben auch die Psychosen bei den Jugendlichen zugenommen - neben dem massiven Interessenverlust, den schwindenden Sozialkontakten und der abnehmenden Merkfähigkeit. Und: die Zahl der Drogentoten steigt.

<strong>Wuppertal. Immer mehr Jugendliche greifen regelmäßig und exzessiv zum Joint. Diese Entwicklung betrachtet die Wuppertaler Beratungsstelle für Drogenprobleme mit Sorge. "Das Verhalten hat sich ganz klar verändert. Das exzessive tägliche Kiffen hat sich erst in den vergangenen Jahren entwickelt. Das macht uns immer mehr Sorgen", sagt Dieter Marenz, Leiter der Beratungsstelle. Auch die Polizei bestätigt steigende Fallzahlen.Dabei ist der Konsum alles andere als harmlos, vor allem weil sich der Wirkstoffgehalt des Cannabis stark verändert hat. "Das ist vergleichbar mit der Entwicklung vom Bier zum Schnaps", erklärt Marenz. Dirk Mehling, Leiter der Rauschgiftdienststelle bei der Polizei, ergänzt: "In den 60er Jahren lag der Wirkstoffgehalt bei fünf bis sieben Prozent, heute bei 15 bis 17 Prozent". Auch die Folgen bleiben nicht aus. So haben auch die Psychosen bei den Jugendlichen zugenommen - neben dem massiven Interessenverlust, den schwindenden Sozialkontakten und der abnehmenden Merkfähigkeit. Gleichzeitig sei das Kiffen ein Einstieg in die "illegale Szene". Auch wenn bei 90 Prozent der jungen Konsumenten der Joint keine Einstiegsdroge für härtere Sachen sei.

Rund 120 Jugendliche mit diesem Problem im Alter von 16 und 17 Jahren betreuen die Mitarbeiter der Einrichtung am Döppersberg. Hierfür ist vor einiger Zeit eine eigene Cannabis-Sprechstunde eingerichtet worden. Zum Vergleich: 2006 waren es rund 70 Jugendliche. Betroffen seien Jugendliche aus allen Schichten, besonders anfällig seien jedoch junge Menschen mit Problemen.

Unter ihnen hat auch die Zahl derer zugenommen, die beispielsweise ihr Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom oder ihre Konzentrationsstörungen in einer Art falsch verstandener Eigenmedikation mit dem Kiffen bekämpfen. "Sie bemerken dann nur, dass ihre Rastlosigkeit oder ihre Unsicherheit verschwindet", sagt Marenz. "Aber sobald sich ihr Denken und Handeln nur noch um Cannabis dreht, sind sie mitten in der psychischen Abhängigkeit."

Dennoch sieht Marenz in dem Negativ-Trend auch etwas Positives: "Das ist auch ein Beweis dafür, dass die präventive Arbeit greift." Langfristig überlegt die Beratungsstelle die Betreuung für exzessive Kiffer auszubauen.

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