Schüler-Reaktionen nach dem Amoklauf

Am Tag danach ist der Amoklauf von Winnenden das zentrale Thema an Wuppertals Schulen. Die Quintessenz der Jugendlichen lautet: „Niemand kann einen schützen.“

Wuppertal. In allen Wuppertaler Schulen war der Amoklauf von Winnenden am Donnerstag Thema. Was denken Schüler in Wuppertal , wenn sie am Tag nach diesen schlimmen Nachrichten wieder in die Schule müssen? Ein Stimmungsbild:

Die 16-jährige Lotta ist "total schockiert" und kann nicht verstehen, wieso jemand seinen Frust an Anderen auslässt. "Nichts und niemand kann einen davor schützen, so etwas kann an jeder Schule geschehen", sagt sie. Marie (16) hat Angst, dass ein Trittbrettfahrer an ihrer Schule dem Winnendener Beispiel folgt. Andererseits, so sagt sie, könne man sich gar nicht vorstellen, dass ein Junge oder Mädchen aus der eigenen Schule plötzlich so etwas Grausames mache. "Man sagt sich, das macht der doch eh nicht, und verdrängt es dann wieder." Lucas (17) glaubt, dass abschreckende Filme oder die Pflichtlektüre von themenbezogenen Romanen im Unterricht keine Hilfe sind. Auch Taschenkontrollen hält der Gymnasiast für übertrieben: "Damit wird nur Panik ausgelöst, weil man immer wieder an die Möglichkeit eines Amoklaufs erinnert wird."

Gründe für ein solches Massaker sehen die meisten in der Erziehung und dem Umfeld des Täters. Die oft angeführten brutalen PC-Spiele hält der 15-jährige Tom nicht für entscheidend: "Die Idee war ja vorher schon da."

Trotz allem sollte jedem Verdacht nachgegangen werden, meint auch die 16-jährige Leonie. Man müsse ja nicht gleich zur Polizei gehen. Hauptsache, jemand kümmert sich um den Betroffenen: "Lieber einmal zu oft Alarm schlagen, als einmal zu wenig."

In vielen Schulen wird bereits in der ersten Unterrichtsstunde über den Amoklauf gesprochen. Wie konnte so etwas passieren? Hätte man es verhindern können? Dass die berüchtigten "Ballerspiele" wie "Counter-Strike" Amokläufe auslösen, hält der 18-jährige Kevin für Unsinn: "Die Nutzung solcher Spiele machen einen noch lange nicht zum Amokläufer. Sie werden ja nicht erst durch das Spielen aggressiv. Menschen, die Amok laufen, sind psychisch krank. Meistens oder fast immer sind es doch die Außenseiter, die so etwas machen."

"Das ist einfach nur schrecklich, wie kann man so etwas nur machen", fragt die 15-jährige Sophie. Ihre Freundin Klaudia (15) ergänzt: "Ich kann nicht nachvollziehen, was in so einem Kopf vorgeht. Es ist unbeschreiblich, weil es so krank ist. Es kann an jeder Schule passieren."

Die 17-jährige Julia hat eine genaue Vorstellung von möglichen Amokläufer. Von Außenseitern spricht auch sie; Außenseiter, die den ganzen Tag am PC säßen und nichts anderes zu tun wüssten. Ihr Freund Sebastian fügt hinzu: "Es sind oft die Unauffälligen, denen man keinen Amoklauf zutrauen würde."

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