Wuppertaler Theaterclubs Premierenfieber bei den jungen Profis

Die Theaterclubs des Kinder- und Jugendtheaters bereiten neue Produktionen vor. Die erste hat jetzt Premiere gefeiert.

 Der Theaterclub Rampenlicht hat mit „Frühlingserwachen“ am Freitag Premiere gefeiert.

Der Theaterclub Rampenlicht hat mit „Frühlingserwachen“ am Freitag Premiere gefeiert.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Über rund 750 Anmeldungen freut sich das Wuppertaler Kinder- und Jugendtheater pro Jahr. Die Nachwuchsschauspieler, die schon Erfahrung in den hauseigenen Theaterkursen oder auf anderen Bühnen gesammelt haben, finden Platz in den Jugendclubs „Rampenlichter“ und „Lampenfieber“, die innerhalb eines knappen Jahres anspruchsvolle Stücke der Jugend- und klassischen Theaterliteratur erarbeiten. Die Inszenierung von „Frühlingserwachen“ nach dem gleichnamigen Stück von Frank Wedekind feierte am Freitagabend Premiere im Barmer Haus der Jugend.

16 Jugendliche zwischen 13 und 16 Jahren bilden das Ensemble „Rampenlichter“, das derzeit nach zehn Monaten der Probenarbeit das „Frühlingserwachen“ aufführt. Katja Leibold-Büchmann, die im vergangenen Jahr die Gruppenleitung übernommen hat, brachte Teilnehmer aus ihren vorangegangenen Inszenierungskursen mit in das bereits bestehende Team. „Das war am Anfang ein schwieriger Prozess“, erinnert sie sich an diese Zusammenführung, „aber inzwischen hat sich die Gruppe gefunden.“ Das sei wichtig, denn für die Erarbeitung des Stücks sei von den Jugendlichen auch Eigeninitiative und enge Zusammenarbeit gefordert: Szenen und Figuren wurden ergänzt und die vorhandenen bearbeitet – zum einen, weil es nicht genug Rollen für die ganze Gruppe gab, zum anderen, „weil die Kids das angleichen wollten auf ihre Lebenssituation“. So wurde etwa ein Showmaster hinzugeschrieben, der das Geschehen kommentiert. „Dadurch wird das Stück ein bisschen aufgepeppt“, so Leibold-Büchmann. Auch von der altertümlichen Sprache habe man sich auf Wunsch der Jugendlichen verabschiedet. Gerade für die jüngeren Ensemblemitglieder sei der Stoff rund um das Erwachsenwerden, Liebe und Sexualität ohnehin keine leichte Kost: „Die haben das alles noch vor sich und mussten erst lernen, sich da rein zu versetzen.“

Wichtiger als die Begabung
ist die Lust am Theaterspiel

Die Theaterclubs sind im Kinder- und Jugendtheater die Anlaufstelle für junge Profis mit Bühnenerfahrung. Wichtiger als die Begabung der Jugendlichen sei allerdings ihre Lust auf das Theater und die Ausdauer, sich ein ganzes Jahr lang intensiv mit einem Stoff auseinanderzusetzen, betont Lars Emrich, künstlerischer Leiter des Theaters. Die Theaterschule werde nicht in erster Linie betrieben, um möglichst viele Schauspieler heranzuzüchten. „Wir haben als Einrichtung die Aufgabe, Kinder und Jugendliche für das Medium Theater zu begeistern“, so Emrich. Die Bühnenerfahrung sei ein wertvoller Beitrag zur Entwicklung des Selbstbewusstseins, das immer wieder im Leben gefragt ist – etwa wenn es darum geht, im Berufsleben vor einer größeren Menge Menschen zu sprechen.

Mit dem Theaterclub „Lampenfieber“ erarbeitete Lars Emrich die „Hexenjagd“ Arthur Millers, deren Proben allmählich in die heiße Phase gehen. „In den letzten Wochen vor der Premiere durchläuft das Stück immer nochmal eine große Entwicklung“, weiß Emrich. Szenen, die sich im Durchlauf als zu lang erweisen, müssen gekürzt werden, Requisiten, Bühnenbild und Technik kommen dazu. 20 Jugendliche zwischen 15 und Anfang 20 gehören zum Team „Lampenfieber“, einige schon seit vielen Jahren. „Das ist toll zu sehen, dass die so eine Bank für die Gruppe geworden sind“, freut sich Emrich. Das „phänomenale Interesse“ in diesem Jahr, was nach Doppelbesetzungen der Rollen verlangt, erklärt er sich durch die Stückauswahl: Wie das „Frühlingserwachen“ ist die „Hexenjagd“ kein leichter Stoff. Emrichs Erfahrung nach wachsen Kinder und Jugendliche in den meisten Fällen auf der Bühne über sich hinaus, weshalb er den Schwierigkeitsgrad lieber hoch ansetzt, als die Darsteller zu unterfordern. Außerdem habe das Stück, in dem ein Gerücht zu einer wahren Inquisition heranwächst, eine bedrückende Aktualität, die auch den Jugendlichen bewusst sei: „Irgendwie haben wir ja auch unsere modernen Hexenjagden“, so Emrich. Die Premiere der A-Besetzung findet am 21. Juni im Theater im Berufskolleg statt.

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