Probenbesuch: Mädchen singen sich nach vorn

Seit fünf Jahren gibt es die Elberfelder Mädchenkurrende. Am Anfang waren es zehn Sängerinnen, heute sind es 50.

<strong>Wuppertal. Visionen hat er durchaus: Vom "Haus der Kirchenmusik" mit dem Vorbild der großen Domchöre, die alle Chorformen in sich vereinen, träumt Heinz Rudolf Meier, der ehemalige Leiter der Wuppertaler Kurrende, schon lange. Oder zumindest von der Verknüpfung des Knabenchores mit der Elberfelder Mädchenkurrende, die Meier 2002 ins Leben rief: "Ich stelle mir vor, dass beide Chöre eigenständig bleiben, organisatorisch aber durchaus ‚unter einem Dach’ bestehen könnten." Doch zunächst hat der Mädchenchor seine Heimat an der evangelischen Elberfelder Friedhofskirche gefunden. Hausherr Pfarrer Andreas Knorr liegt die Pflege der Kirchenmusik nämlich sehr am Herzen. "Die Mädchen im Alter von 6 bis 16 Jahren kommen aus dem ganzen Wuppertaler Stadtgebiet zu uns. Deshalb singen wir natürlich auch in anderen Gemeinden", betont Meier. Mit zehn Mädchen startete Meier, gut 50 singen heute bei den "Kolibris", den "Finken" und im "Vivaldi-Chor".

Viele Eltern musizieren selbst - und werden als Musiker einbezogen

Die Gründe, einen eigenständigen Mädchenchor zu etablieren, lagen für Meier auf der Hand: "Es war der Wunsch der Eltern, deren Söhne in der Kurrende sangen, ein ähnliches Forum für ihre Töchter zu finden."

Wie im Knabenchor legt Meier Wert auf Stimmbildung, Hausmusik-Nachmittage und gemeinsame Freizeiten, etwa zur Konzert-Vorbereitung. Ehefrau Bärbel, Zsuzsanna Schäffer als Leiterin der "Kolibris" (ab sechs Jahre) und Heike Bader als Stimmbildnerin stehen ihm zur Seite.

Von "Ruhestand" will Meier nichts hören: "Ich mache weiter, so lange ich kann und so lange es Freude macht." Natürlich musste er für die Mädchen einen neuen Literaturvorrat erarbeiten, denn schließlich fehlen die tiefen Stimmen. "Aber ich kombiniere oft mit Instrumenten und Generalbass, denn viele Eltern, die selbst Musiker sind, kann ich problemlos einbeziehen."

So wird der "Vivaldi-Chor" im Festgottesdienst Teile aus Vivaldis Psalm 112 "Laudate pueri Dominum" mit Solisten, Streichern und Generalbass singen: "So können die Solisten die schwierige ‚Amen-Fuge’ aktiv unterstützen." Neben der geistlichen Musik pflegt die Mädchenkurrende ein- oder zweistimmige Literatur aus dem Barock, aber natürlich auch weltliche Musik.

"Fetzige Rutter-Stücke mögen auch die Mädchen gerne", bekennt Meier. Wie die 13-jährige Marie-Sophie so treffend beschreibt: "Wenn mir auch ein Lied nicht so gefällt, ist doch das nächste wieder schön."

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