Festival Tanzrauschen: „Wuppertal ist der ideale Standort“

Wuppertal. Von Donnerstag bis Sonntag, 28. bis 31. Januar, feiert das Internationale Tanzfilmfestival „Tanzrauschen“ in Wuppertal weltweite Premiere. Gäste aus zahlreichen Ländern präsentieren in der Börse ein facettenreiches Programm rund um „Dance on Screen“.

Festival Tanzrauschen: „Wuppertal ist der ideale Standort“
Foto: Tanzrauschen

Leiter Sigurd-Christian Evers spricht über Tanz im Film und prominente Gäste.

Festival Tanzrauschen: „Wuppertal ist der ideale Standort“
Foto: Uwe Schinkel

Herr Evers, wie definieren Sie Dance on Screen?

Sigurd-Christian Evers: „Choreografie für die Kamera“, genau das passiert: Choreografien für die Kamera werden entwickelt, nicht für die Bühne. Das Thema ist Teil der Tanzrauschen-Eröffnungskonferenz mit internationalen Kuratoren: Wie bringt man diese Kunstform der Öffentlichkeit näher?

Entstand aus dieser Frage die Idee zum Festival?

Evers: Ja - wir, die Initiative Tanzrauschen, haben eine Leidenschaft für Dance on Screen. Vom Cinedans Festival in Amsterdam inspiriert, wollten wir die Kunstform nach Deutschland bringen. Bisher ist sie hier nicht verbreitet, aber international gewünscht. Wuppertal wählten wir, weil es ein tanzinteressiertes Publikum gibt wie nirgends sonst. Der ideale Standort also.

für ein echtes Leuchtturm-Projekt.

Evers: In der Tat gibt es ein Event dieses Kalibers hierzulande noch nicht. Das größte Tanzfilmfestival ist das Cinedans Amsterdam — ein Partner von uns. Die Idee war von vornherein, unsere Nachbarn einzuladen. In dieser Szene sind die Kontakte sehr eng. Nach Wuppertal kommen hochkarätige Gäste aus aller Welt, Skandinavien, Griechenland, Frankreich, Holland, Irland, Italien. Diese Konzentration von Festivalkuratoren gab es so noch nicht. Außerdem erwarten die Besucher viele weitere Premieren.

Was wird denn alles geboten?

Evers: Vier Tage nonstop Varianten des Tanz-Kamera-Dialogs, im Hauptprogramm etwa Clips, Dokumentationen, Choreographen-Porträts, freie Studien. Es ist ein Entdecker-Festival für Leute, die das Ungewöhnliche sehen wollen. Man kann sich auch pausenlos Tanzfilm-Clips führender europäischer Festivals ansehen. Eröffnet wird mit einem Wuppertaler Film — eine weitere Premiere.

Eines der Highlights?

Evers: Unbedingt. Sebastian Gimmels „Approaching the puddle“ war schon auf internationalen Festivals, er beschäftigt sich mit Regenpfützen, schafft Lokalbezug. Akteure, Choreografen, Regisseure sind auch vor Ort. Überhaupt ist viel Prominenz zu Gast. Etwa die Direktorin von Cinedans. Wir zeigen „Ahnen ahnen“, ein Blick hinter die Kulissen der einstigen Tanztheater-Proben. Schnitt: Pina Bausch. Bénédicte Billiet, Ex-Pina-Bausch-Tänzerin, wird dazu eine Einführung geben.

Welches Element bei Tanzrauschen liegt Ihnen am Herzen?

Evers: Abermals zwei Deutschland-Premieren: Screen Dance Africa, frisches Material über eine dynamische afrikanische Kulturszene, jenseits von Klischees. Und der Dokumentarfilm der renommierten französischen Regisseurin Marion Stalens über die zeitgenössische afrikanische Tanzkultur. Sie zeigt junge Tänzer zwischen Tradition und Moderne aus einer außergewöhnlichen Perspektive. Stalens wird am Freitag auch da sein.

Was war das Anspruchsvollste an der Festival-Umsetzung?

Evers: Die Konferenz-Inhalte abzustimmen und die ganze Welt des Tanzfilms in die Börse einbauen zu lassen. Mit den Wuppertalern „Movie In Motion“ haben wir einen super Partner. Das Haus ist vollgestopft mit Bildschirmen, auf denen Tanzfilme und interaktive Projekte für Zuschauer laufen.

Was erhoffen Sie sich von Tanzrauschen?

Evers: Dass sich möglichst viele Tanz-Affine bezaubern und inspirieren lassen, vielleicht selber aktiv werden. Wir bieten auch Workshops an. Das Festival ist ein Angebot an viele, vieles davon kostenfrei. Abendfilme liegen weit unter Kinopreis. Der Hauptsaal hat 200 Plätze — wir lassen uns überraschen.

Ihre nächsten Pläne?

Evers: Tanzrauschen wurde über drei Jahre hinweg entwickelt und soll Bestand haben. Wuppertal könnte zum Hotspot für Digitale Kultur und Tanzfilm werden. Auch die Perspektive als Wirtschaftsfaktor für junge Kreative ist interessant. Ich bin sicher, dass man künftig etwas zu diesem Thema aus Wuppertal hören wird. Zudem wollen wir ein Netzwerk europäischer Tanzfestivals gründen.

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