Ein „Narrenkleid“ für den Heine-Kunst-Kiosk

Wichlinghausen. Ein Kiosk mal anders: Hier werden keine politischen Zeitschriften verkauft — nein, im Heine-Kunst-Kiosk an der Wichlinghauser Straße 29 hängen die politischen Statements im Schaufenster.

Zurzeit stellt Ulla Schenkel eines ihrer Werke aus. Mit dem „Narrenkleid“ macht sie auf ein leider traditionsreiches Phänomen zwischen den Geschlechtern aufmerksam: „Gleiche Arbeit — ungleicher Lohn“.

Einen Linoleumdruck hat sie auf Seidenstoff vervielfältigt und auf 13 Stoffstücke genäht. Zusammen ergeben sie das Narrenkleid. Der Druck zeigt eine Frau und einen Mann bei der Arbeit — der gleichen Arbeit, wohlgemerkt. Vor ihnen liegt ihr Lohn: Der Mann bekommt zwei Scheine, die Frau einen Schein und ein paar Münzen. Unter dem „Kleid“ hängen Stiefel — eigentlich Christbaumschmuck. Am Hals hat Schenkel billigen Schmuck wie eine Kette angenäht. „Es ist erstaunlich. Den Frauen geht es ja gut, sie empfinden keinen Mangel. Und behängen sich mit billigem Schmuck“, sagt sie mit kritischem Unterton.

Für dieses Thema kämpft die gebürtige Wuppertalerin schon sehr lange. „Diesen Druck habe ich schon 1971 erstellt“, sagt sie. Schon damals für eine Ausstellung, die sich mit der ungleichen Behandlung von Frau und Mann auseinandersetzte. Für die Ausstellung „Moneta“ im Bonner Frauenmuseum in diesem Frühjahr griff sie die Arbeit noch einmal auf und nähte das die Gesellschaft kritisierende Kleid. „Man mag es kaum glauben, aber in den vergangenen 40 Jahren hat sich nichts verbessert. Es ist — im Gegenteil — noch schlimmer geworden“, sagt Schenkel. So sagt es auch ein Infoschild neben dem Kunstwerk: Demnach verdienen Frauen in Deutschland heute rund 23,2 Prozent weniger Geld als Männer. „Man sollte meinen, es ist heute okay. Aber es ist nicht okay“, sagt Schenkel.

Noch bis zum 30. August kann das Werk im Fenster der Galerie von Barbara Held und Boris Meißner an der Wichlinghauser Straße 29a bewundert werden.

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