So hört sich Warten an - neue Klänge im Hauptbahnhof

Komponist zeigt eine Installation aus Warte-Geräuschen.

Elberfeld. Es ist kurz nach zwölf am Wuppertaler Hauptbahnhof, plötzlich scheinen die Züge geradewegs durch den Eingangsbereich zu donnern. Gefolgt von Stimmengewirr und lauten, schnellen Schritten vermischen sich die Geräusche aus den Lautsprechern mit denen der Umwelt. Einige der vorbeieilenden Passanten halten irritiert inne und versuchen, die plötzlich auftauchenden Töne zuzuordnen.

Thomas Taxus Beck steht derweil eher unscheinbar hinter seinem Laptop in einer Ecke der Bahnhofshalle. Die Geräusche, die die Passanten irritieren, sind Teil seiner Klang-Installation. „Mein Ziel ist es, für einen Moment die Aufmerksamkeit der Menschen zu gewinnen und durch sie das Kunstwerk zum Leben zu erwecken.“

Bei diesem Werk handelt es sich um eine elektronische Komposition aus Warteklängen, die an ganz unterschiedlichen Orten aufgenommen wurden. „Dabei wird die akustische Atmosphäre wartender Menschen und ihrer Umwelt aufgegriffen. So werden durch die Kombination von Kirchengeläut und Lautsprecherdurchsagen, aus vertrauten Geräuschen plötzlich ungewohnte Klänge,“ erklärt Beck.

Sein Werk nennt der Musikkünstler „Präludien“ und bezieht sich damit auf die „Eigenheit des Wartens“. Wenn er nicht gerade an der Rheinischen Musikschule Köln lehrt, arbeitet er an weiteren Projekten wie Kompositionen für die Philharmonie Köln.

Auf dem Bahnhof, im Theater, auf Ämtern, in einer Kirche sowie in Musikschulen entstanden die Aufnahmen während eines Projekts der Stadt Solingen. Vorführungen gab es an den jeweiligen Aufnahmestätten, wie am Montag am Bahnhof Wuppertal — allerdings ohne Vorankündigung. Die Reaktionen der Zuhörer fallen dementsprechend unterschiedlich aus.

Zwischen den Fahrgästen, die zum Gleis rennen, bleiben ein paar Schüler neugierig stehen, lauschen zuerst dem Gemurmel von Zuschauern und dann dem Pfeifen eines Schaffners. „Während der Aufführungen blicke ich häufig in interessierte Gesichter“, sagt Beck schmunzelnd und fügt hinzu: „Aber eben nicht nur.“

So kommt kurz darauf ein älterer Herr die Rolltreppe herauf und beschwert sich lautstark über den „Krach“. Die Wuppertalerin Ingrid Manigel steht hingegen am Rand der Halle und lauscht aufmerksam. „Viele der Geräusche sind erst beim zweiten Anhören zuzuordnen. Das Rauschen zu Beginn beispielsweise, das erinnert mich an die ratternden, alten Züge von früher.“

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