Buch-Debüt: Ein Autor entführt die Schwebebahn nach Hawaii

Viktor Lapsch hat sein erstes Buch veröffentlicht. Der 65-Jährige spielt gerne mit Zahlen und übt sich in japanischen Haikus.

Wuppertal. Zur deutschen Sprache hat er eine innige Beziehung. Und das, obwohl Viktor Lapsch erst 1997 nach Deutschland kam und in Russland Mittelschule und Technische Fachhochschule besucht hat. Der diplomierte Chemie-Ingenieur ist mit Russisch und Deutsch groß geworden, denn die Mutter des 65-Jährigen war Deutsche.

Warum er sich wohl in der deutschen Sprache besser ausdrücken könne als in Russisch, hat er einmal einen Freund gefragt. „Das sind die Gene“, hat der lapidar geantwortet. Als Jugendlicher habe er schon versucht, Heinrich Heine ins Russische zu übersetzen: „Aber das war zu schwer, da war ich noch zu klein.“

Am liebsten schreibt der Wahl-Wuppertaler in Gedichtform — Gereimtes und Ungereimtes, manchmal noch etwas holperig in der Metrik, aber immer mit viel Herzblut. Sein erster Band „Die Flucht nach Hawaii“ zeigt zudem, dass er über eine gute Portion Humor verfügt. Denn hierbei wird die Schwebebahn doch glatt nach HawaiI entführt.

An Romane will er sich nicht wagen, da beruft er sich auf Anton Tschechow: „Zum Kurzschreiben hatte ich nicht die Zeit.“ Denn dass Lyrik die zeitaufwändigere Literaturform ist, weil das Wichtigste auf den Punkt gebracht werden muss, hat Lapsch erkannt: „Mit der Verlags-Lektorin bespreche ich mich und sie redigiert meine Texte.“ Ein großes Interesse hat der belesene Autor an der deutschen Geschichte und Gegenwartspolitik. Kein Wunder, dass er so manchen Politiker-Fauxpas auf die Schippe nimmt.

Weil sich die Form dem Inhalt anpassen soll, fallen seine Texte auch unterschiedlich aus: Die neuesten über den Germanenfürst Arminius bedienen sich etwa auch des Hexameters in schönster Form.

Gerne spielt Lapsch mit Zahlensymbolik, entwickelt den „Germanen-Kode“ für seine Arminius-Texte, die drei Tage, drei Akte und drei Lieder mit zweimal vier und einmal fünf Strophen umfassen. Die Summe der addierten Zahlen 22 steht für ihn für Freiheit und Unabhängigkeit.

Wuppertal. Die kürzeste Form des Schreibens hat der Autor in den japanischen Haikus entdeckt und sie gleich probiert: „Der Sessel im Schloss/Von dem will nicht abkleben/Der Staatspräsident.“ Nur zum Spaß mache er Haikus, wie überhaupt das Schreiben für Viktor Lapsch in erster Linie Hobby ist. Aber wenn er nun bald aus seiner Firma an der Beyenburger Straße in den Ruhestand geht, wird es noch größere Bedeutung für ihn gewinnen.

Schon jetzt ist er in der Gesellschaft „Kulturbrücke“ aktiv, die Wuppertal mit der Stadt Engels, der ehemaligen Hauptstadt der Wolgadeutschen Republik, verbindet. Die Tochter, die Germanistik studiert hat und in der Nähe der Stadt Samara in Russland lebt, und die vier Enkelkinder will er dann natürlich auch öfter besuchen. Und ein Umzug mit seiner Frau ist geplant, denn der 26-jährige Sohn will die Wohnung im Westen Wuppertals übernehmen.

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