Der Stress beginnt vor der Schule

23 900 Schüler in Wuppertal fahren mit dem Bus zur Schule. Viele Busse sind oft überfüllt. Selbst die WSW-Einsatzbusse reichen oft nicht aus.

Der Stress beginnt vor der Schule
Foto: Anna Schwartz

Wuppertal. Wer schon einmal morgens oder nachmittags mit einem Bus gefahren ist, der einen Schulweg bedient, kennt das Problem der drangvollen Enge. Die Luft ist stickig. Sitzplätze gibt es gar nicht, Stehplätze nur dann, wenn man die Figur eines Streichholzes besitzt. Wer nicht mehr reinpasst, hat Pech gehabt. Kein Wunder also, dass viele Eltern ihre Kinder lieber mit dem Auto zur Schule fahren, als sie diesem Stress auszusetzen.

Mit Beginn des neuen Schuljahres besaßen 23 900 Wuppertaler Schüler eine Monatsfahrkarte, das sogenannte Schokoticket des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR). Um wenigstens an den großen Schulen, wie der Pina-Bausch-Gesamtschule in Vohwinkel oder dem Gymnasium am Kothen, wohin nur wenige Buslinien fahren, Abhilfe zu schaffen, setzen die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) Einsatzbusse ein. „E-Busse dienen der Entlastung des Linienverkehrs von und zu weiterführenden Schulen und sind Bestandteil des Leistungsangebots“, erklärt WSW-Sprecher Rainer Friedrich. Die Busse können von jedermann mit gültigem Fahrschein genutzt werden.

Anders verhält es sich bei Schulbussen, die nur für Grundschulen im Einsatz sind und von der Stadt eingesetzt werden: „Sie dürfen ausnahmslos nur von den Schülern des Schulstandortes genutzt werden — auch ohne VRR-Ticket. Solch ein Bus verkehrt unter anderem auf den Wuppertaler Nordhöhen zur Grundschule Gennebreck in Sprockhövel. Trotz der zusätzlichen Fahrzeuge kämpfen tagtäglich Schüler und andere Passagiere um einen freien Platz. „Die Dimensionierung unseres E-Bus-Angebots ist je nach Schulstandort unterschiedlich. In der Regel reichen die E-Busse alleine nicht aus, um alle Schüler zu befördern, da sie ja nur der Entlastung des Linienverkehrs dienen“, verdeutlicht Rainer Friedrich.

Als Beispiel für eine funktionierende Lösung führt er die Gesamtschule Ronsdorf an, die aus Sicht der WSW gut mit Cronenberg verbunden sei: „Hier verkehren die Linie 630 und zusätzlich E-Busse, so dass hier das Mobilitätsangebot ausreicht, um alle Schüler zu befördern.“ Das sehen manche Eltern anders, denn gerade die Fahrt von der Blutfinke nach Lichtscheid soll so schlimm sein, dass Kinder Angst haben, in den Bus zu steigen. An welchen Stellen die WSW E-Busse einsetzen, hängt davon ab, ob es häufig zu Überfüllung der regulären Linien kommt.

„Wir beobachten das Fahrgastaufkommen im Netz routinemäßig. Überbesetzungen werden dokumentiert. Handelt es sich nicht nur um Einzelfälle, prüfen wir Gegenmaßnahmen: größerer Bus, zusätzlicher E-Bus, Kommunikation mit der Schulleitung bezüglich Alternativangeboten und oder Schulzeiten-Staffelung“, sagt der WSW-Sprecher.

Rund ein Drittel der Wuppertaler Schüler erhält einen Zuschuss zum Schokoticket. Im vergangenen Jahr wurden rund 7500 Anträge für Schüler städtischer Schulen gestellt, in diesem Jahr sind bisher 6900 Anträge, die sind bei den Schulen erhältlich, beim Schulamt eingegangen. „Wegen der erhöhten Schülerzahlen und der Seiteneinsteigerklassen werden es 2016 mehr als 7500 sein“, sagt Stadtsprecherin Martina Eckermann. Bei ermäßigten Schokotickets müssen zwölf Euro pro Monat als Eigenanteil gezahlt werden, da die Karte auch in der Freizeit genutzt werden kann. Empfänger von Sozialleistungen werden von der Zahlung des Eigenanteils befreit. Anspruch auf eine Ermäßigung haben Kinder, die einen ungewöhnlich langen Schulweg haben, oder die gehandicapt sind. Für die Primarstufe gilt eine Distanz von zwei Kilometern zur nächstgelegenen Schule, bei der Sekundarstufe I sind es 3,5 Kilometer und bei der Sekundarstufe II fünf Kilometer. „Das Schulamt kennt alle Schulwege fast auf den Meter genau“, sagt Martina Eckermann. Gemessen werde der Weg bis zum Zugang des Schulgrundstücks. “ S.18

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