„Das wäre schon ein Fest fürs Auge geworden“

Gerhard Finckh hat in Wuppertal Erfolgsgeschichte geschrieben — mit großen Ausstellungen und Besucherrekorden im Von der Heydt. Wie denkt er über das Aus seiner letzten großen Schau?

„Das wäre schon ein Fest fürs Auge geworden“
Foto: Andreas Fischer

Sie wäre eine prächtige Ausstellung geworden, die letzte unter der Ägide des Museums-chefs Gerhard Finckh. Am Montag wurde sie aus finanziellen Gründen abgesagt (wir berichteten). Was statt „Aufbruch zur Freiheit — Die Zeit der Aufklärung — Frankreich im 18. Jahrhundert“ im Von der Heydt-Museum gezeigt wird, ist offen, muss nun geklärt werden. Im Gespräch mit der WZ erzählt Finckh, der 2019 in den Ruhestand geht, wie er sich fühlt, warum der „Aufbruch“ ausfällt und was die Wuppertaler verpassen.

Die Ausstellung wäre Ihr großer Schlusspunkt gewesen — das muss doch schmerzen.

Finckh: Natürlich tut es weh, aber der Indianer kennt keinen Schmerz.

Wie haben Sie erfahren, dass die Ausstellung abgesagt wird?

Finckh: Am Freitag gab es eine Sitzung des Vorstands und des Beirats der Von der Heydt-Museums gGmbH, an der ich als Geschäftsführer teilgenommen habe. Unter anderem wurde über Ausstellungs- und Finanzplanung gesprochen und dabei die Ausstellung abgesagt.

Überraschend?

Finckh: Es zeichnete sich bei früheren Gesprächen mit dem Vorstand ab, dass die finanzielle Situation der gGmbH nicht so rosig ist. Aber die Ausstellungsabsage war doch etwas überraschend; denn ich habe immerhin drei Jahre an dem Projekt gearbeitet. Jetzt musste entschieden werden, ob wir die Ausstellung machen oder nicht, weil jetzt die großen Kosten durch Werbung, Transport, Versicherungen, Katalogherstellung anstehen. Wenn man Geld sparen will, ist jetzt der richtige Moment. So sind wir auch bei früheren Ausstellungen verfahren. Nur dass nun dagegen entschieden wurde.

Welche Kosten sind schon entstanden?

Finckh: Ich habe eine Reihe Reisen unternommen, um Leihgaben zu bekommen. Wir haben Werke ins Haus geholt, um sie für den Katalog zu fotografieren. Die Werke müssen wieder zurücktransportiert werden. Wir haben Bildrechte angefragt, Bildvorlagen besorgt, haben anderen Museen Zusagen gemacht, was kleine Restaurierungen etc. betrifft. Wir haben Gegenleihgaben zugesagt, die wir auch einhalten werden. Da wurden Verbindlichkeiten eingegangen, sind Kosten entstanden.

Woher rühren die finanziellen Probleme?

Finckh: Die gGmbH hat in den vergangenen Jahren von der Stadt sehr viele Personalkosten übernommen. Viele Mitarbeiter sind in den Ruhestand gegangen, neue Leute wurden eingestellt, die nur zum Teil von der Stadt bezahlt werden und zum Teil von der gGmbh. Und die gGmbH hat selber Leute eingestellt, um die Aufgaben im Museum bewältigen zu können. Das Museum hat eine extrem dünne Personaldecke. Das ist ein schleichender Prozess über die letzten Jahre — das summiert sich jetzt.

Was stellt das Museum stattdessen aus?

Finckh: Das ist noch nicht klar, vielleicht präsentieren wir unsere Sammlung. Aber auch das ist mit Kosten verbunden.

Was verpasst Wuppertal?

Finckh: Wir hätten 20 Gemälde aus den Schlössern von Versailles bekommen, eine Sensation. Wir hatten Zusagen für Gemälde aus dem Louvre, aus Amiens, Reims und anderen bedeutenden Museen. Auch Kunstwerke von Privatleuten. Darunter herausragende Werke, die ich gerne in Wuppertal gezeigt hätte, zum Beispiel von Watteau, Fragonard, Boucher oder Lancret — eben die großen Namen des 18. Jahrhunderts. Das wäre schon ein Fest fürs Auge geworden. Das schmerzt den Kunsthistoriker, dass er das so nicht mehr zusammenkriegt.

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