Reportage Sport hilft bei der Trauerbewältigung

Beyenburg. · Die Hospizdienste der Caritas bieten derzeit Kurse im Bogenschießen für Männer an, deren Kinder sterbenskrank sind.

 Thomas ist einer der Teilnehmer des Kurses „Bogenschießen für trauernde Männer“. Er sagt, der Kurs helfe dabei, abzuschalten.

Thomas ist einer der Teilnehmer des Kurses „Bogenschießen für trauernde Männer“. Er sagt, der Kurs helfe dabei, abzuschalten.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Männer schotten sich bei Gesprächen ab, können nicht darüber reden und kommen so bei der Trauerbewältigung zu kurz“, sagt Burkhard Uhling-Preuß von den Hospizdiensten der Caritas. Deshalb bietet der Verband unter dem Motto „Man(n) trau Dich“ Bogenschießen für trauernde Männer an.

Dort, wo sich das Bergische Land von seiner lieblichsten Seite zeigt, nämlich auf dem in freier Natur liegenden Hof Kotthausen in Beyenburg, treffen sich derzeit fünf Kursteilnehmer und beschäftigen sich unter der fachkundigen Anleitung von Jens Schmädecke von „In-Bo Bogenschießen und Coaching“ mit dem erfolgreichen Anvisieren der Zielscheiben.

Das „regenerative Bogenschießen“ findet in drei aufeinander aufbauenden Trainingseinheiten zu je zweieinhalb Stunden statt. Es wird kostenfrei angeboten und soll Männern helfen, ihre Trauer zu bewältigen. Schmädecke ist ein speziell für das therapeutische Bogenschießen ausgebildeter Lehrer und hat 30 Jahre Berufserfahrung. Er lenkt die Aufmerksamkeit seiner Kursteilnehmer gezielt auf die Arbeit mit Pfeil und Bogen.

Der Sport führt
zu Entspannung und Ablenkung

Nach einigen Aufwärmübungen fordert Schmädecke mit einer Stimmlage, die den geschulten Psychologen verrät, die Teilnehmer auf, tief durchzuatmen, den Pfeil anzuheben, zu schauen, langsam den Bogen zu heben, den Pfeil einzulegen. Dann fällt plötzlich das Kommando „Schuss“. Die schlanken Pfeile zischen durch die Luft und platzieren sich relativ nah an der Mitte der Scheibe, was dafür spricht, dass alle schon das richtige Gefühl für den Umgang mit dem Gerät entwickelt haben.

„Das Bogenschießen ist ein Spiegel der Seele“, so Jens Schmädecke, der die Teilnehmer schließlich bittet, noch näher an die zehn aufgebauten Scheiben heranzutreten, den gewünschten Zielpunkt genau anzuvisieren und dann mit geschlossenen Augen zu schießen. Was überraschend gut klappt, wie die Kursteilnehmer zufrieden zur Kenntnis nehmen. Und was den Kursleiter erfreut und zu freudigem Lob veranlasst.

Offensichtlich ein befreiendes Gefühl für die Herren in mittleren Jahren. „Es sind Väter, deren Kinder nur noch eine begrenzte Lebenserwartung haben“, erklärt Burkhard Uhling-Preuß. Der Kurs hätte Platz für insgesamt acht Teilnehmer. „Die Namen möglicher Kursteilnehmer sind uns durch die Dienste bekannt“, so Uhling-Preuß.

Er greift auch selbst zu Pfeil und Bogen und merkt ebenfalls, wie die Konzentration auf die Arbeit mit dem urzeitlichen Sportgerät andere Dinge in den Hintergrund treten lässt. Das ist ein Ziel dieser therapeutischen Sitzungen mit Pfeil und Bogen, die oft von Lachen begleitet werden. Auf Menschen, die Schweres durchzumachen haben, habe es positive Auswirkungen und verbessere die Lebensqualität spürbar.

Das sieht auch Ralf (seinen Nachnamen möchte er nicht in der Zeitung lesen) so: „Es macht Spaß und bringt einen auf andere Gedanken“, sagt er. Thomas empfindet ähnlich: „Es bringt einen zur Ruhe und hilft, ein bisschen abzuschalten.“

Natürlich bieten sich für die betroffenen Väter auch Möglichkeiten, sich mit anderen auszutauschen, die eine ähnlich schwierige Situation erleben. Bier und Frikadellen stehen ebenfalls bereit, so dass es eine durchaus gemütliche Gesprächsrunde wird, in der auch andere Themen Platz haben. Dazu gehört auch das Bogenschießen, für das vor allem Ralf seine Liebe entdeckt hat. Er erkundigt sich nach dem Preis für eine Erstausrüstung.

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