Historie Als an der Schwebebahn sogar Bahnhöfe fehlten

Wuppertal · Vor 20 Jahren fuhren die orange-blauen Wagen an manchen Haltestellen vorbei – sie fehlten.

 Robert-Daum-Platz ohne Schwebebahnhaltestelle.

Robert-Daum-Platz ohne Schwebebahnhaltestelle.

Foto: Kurt Keil

„Nanu, watt iss dattan?“, nennt WZ-Fotograf Kurt Keil dieses Foto. Man muss das Bild zweimal ansehen, bevor man erkennt, was da zu sehen oder viel mehr nicht zu sehen ist: Es ist die Stelle, an der sich die Schwebebahnhaltestelle Robert-Daum-Platz befindet. Kurt Keil schoss dieses Bild 1999, als der alte Bahnhof abgebaut und der neue noch nicht wieder errichtet war. Eine Etappe in der viele Jahre dauernden Erneuerung von Schwebebahngerüst und Bahnhöfen.

Von 1995 bis 2014 dauerten die Arbeiten, mit denen die 13,3 Kilometer lange Strecke komplett erneuert wurde. 40 000 Tonnen Stahl verbauten die Stadtwerke, die einzelnen Bauteile wurden mit 2,5 Millionen Nieten verbunden. Die Haltestellen waren anschließenden moderner, heller und komfortabler, die Bahn schwebte mit weniger Quietschen durch die Stadt.

Die drei Haltestellen Landgericht, Völklinger Straße und Werther Brücke wurden Jugendstil-Vorbildern nachempfunden. Die Station Kluse errichteten die Stadtwerke ganz neu, denn die alte Station war nach dem Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut worden. Die Eröffnung der Station wurde im März 1999 groß gefeiert. Es folgte der Bahnhof Adlerstraße und am 23. August 1999 der Bahnhof Robert-Daum-Platz. Auffällig waren vor allem die großen Glasflächen – 587 Quadratmeter.

Im April 1999 war es nicht weit entfernt davon zum bisher schlimmsten Unfall der Schwebebahn gekommen: Eine vergessenes Metallstück am Gerüst ließ eine Bahn in die Wupper stürzen. Fünf Fahrgäste starben, 47 wurden verletzt.

Sämtliche Umbauten fanden während des laufenden Betriebs statt. Waren die alten Bahnhöfe entfernt, schwebte die Bahn an der Stelle vorbei, bis der neue Bahnhof wieder installiert war. Der Austausch einzelner Gerüstabschnitte wurde möglichst in den Ferien vorgenommen, dann übernahm der Schwebebahn-Express für einige Wochen den Fahrdienst.

Die Schwebebahn ist nie so lange ausgefallen wie jetzt

So wie auch aktuell Busse die Fahrgäste auf der Route der Schwebebahn transportieren, seit die Stromschiene im November abgestürzt ist. Derzeit installieren die Stadtwerke zusätzliche Halterungen entlang der Strecke. Bis zum Sommer soll das noch dauern. „Das ist bisher der längste Ausfall der Schwebebahn“, sagt Stadtwerke-Sprecher Holger Stephan.

Vielen Wuppertalern fehlt ihr Wahrzeichen. „Die Schwebebahn gehört einfach dazu“, sagt Kurt Keil. „Man fährt so durch die Stadt und es ist nichts zu sehen.“ Als Autofahrer fahre er oft mit der Schwebebahn „um die Wette“: „Wenn man ab Hauptbahnhof an ihr vorbeifährt, merkt man am Zoo plötzlich, dass sie wieder neben einem ist“, erzählt er. Privat nimmt er jeden Besucher mit zu einer Schwebebahnfahrt, erklärt von dort aus die sichtbaren Sehenswürdigkeiten der Stadt.

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