Auszeichnung Klaus Töpfer erhält Staatspreis NRW – Ehrung für einen „alten weisen Mann“

Bonn · Der frühere Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) erhält die höchste Auszeichnung des Landes NRW. Vor dem Eingang protestiert die Fridays-for-Future-Bewegung.

 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (l., CDU), gratulieren dem ehemaligen Bundesumweltminister Klaus Töpfer bei der Preisverleihung.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (l., CDU), gratulieren dem ehemaligen Bundesumweltminister Klaus Töpfer bei der Preisverleihung.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Auch hier stehen sie wieder – draußen vor dem World Congress Center in Bonn, in dem kurze Zeit später der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer die höchste Auszeichnung des Landes NRW in Empfang nehmen soll. Wegen seines jahrzehntelangen Kampfes für die Bewahrung der Schöpfung, wie NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) es begründet. Doch lautstark schreien die jungen Leute den mehreren Hundert Gästen aus Politik und Gesellschaft ihren wütenden Slogan zu: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“

Und in der Tat kann man ja skeptisch sein, wenn ein CDU-Ministerpräsident (Armin Laschet) seinem CDU-Parteifreund Klaus Töpfer den Preis für dessen umweltpolitiches Lebenswerk verleiht und die drittte Parteifreundin im Bunde, Kanzlerin Angela Merkel, dann auch noch die Laudatio hält. Kapert da die CDU mit bloßer Symbolik ein Thema, das sie Jahrzehnte lang vernachlässigt hat? Da kann man wohl zu Recht skeptisch werden als Jugendlicher, der sich nicht länger mit dem Nichts- oder Wenigtun der Politiker zufrieden geben will.

Töpfer in der CDU als der „einsame Rufer in der Wüste“

Doch auch dies ist richtig: Klaus Töpfer dürfte der Allerletzte sein, der den Zorn der jungen Generation verdient hat. Der sich, wie Angela Merkel offen zugibt, allzu oft auch in seiner eigenen Partei als „einsamer Rufer in der Wüste gefühlt hat“. Er, der die Notwendigkeit einer Energiewende schon lange vorhergesehen habe, aber nicht gehört wurde. Der Mann, der sich nach seiner Zeit als Umweltminster (ab 1994) als Exekutivdirektor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen in Nairobi für Umweltschutz, nachhaltige Entwicklung und die Bekämpfung der Armut in Entwicklungsländern eingesetzt hat.

Auch wenn die Jugendlichen draußen vor der Tür es so nicht mitbekommen und vielleicht auch nicht so sehen: Die Strahlkraft ihrer Proteste ist längst in der Politik ankommen. Die Verleihung des Staatspreises an Töpfer ist nur ein Zeichen dafür. Die am Freitag in Berlin anstehenden Klimabeschlüsse der Bundesregierung ein weiteres. Und in jeder Rede an diesem Abend spielen sie eine Rolle, die zornigen Jugendlichen. Töpfer hat anerkennende Worte für sie, sagt aber auch, sie sollten bitte nicht nur protestieren, sondern in die Politik gehen und dort etwas verändern.

Auch die Kanzlerin hat neben der zu erwartenden lobenden Worte für den Preisträger eine klare Botschaft an die Jugendlichen: „Die Jugend hat uns ein bisschen auf Trab gebracht. Das tut uns gut.“

Töpfer, der 81-jährige Grandseigneur der Umweltbewegung, spricht in seiner Dankesrede nicht nur über das Thema Umwelt. Er erzählt, dass er oft damit angebe, dass Angela Merkel einst seine Nachfolgerin als Umweltministerin war. Und es danach doch sehr weit gebracht habe. „Und übrigens“, fügt er hinzu, „auch Annegret Kramp Karrenbauer ist mir auf meinen Platz als Bundestagsabgeordneter nachgefolgt.“ Wer seine Nachfolgerin werde, das sei ja nun klar, von der sei noch einiges zu erwarten.

Ohne der Kanzlerin zu nahe zu treten, die die offizielle Laudatio auf Töpfer hielt: Ein anderer Redner machte das besser. Der Kabarettist Eckhart von Hirschhausen, den sich Töpfer, so sagt es Hirschhausen, als Hofnarr engagiert hatte. Doch ganz und gar ernsthaft preist der Mediziner den Preisträger: „Sie sind nicht machtbesessen, Sie haben nie an Ihrem Stuhl festgehalten, wohl aber an Ihren Überzeugungen.“ Töpfer könne man nun wirklich nicht die Folgen des Klimawandels vorwerfen, mit denen die Gesellschaft angesichts jahrelanger Versäumnisse in der Umweltpolitiik nun klarkommen müsse. „Vielmehr kann man uns allen vorwerfen, dass wir die Klarheit Ihres visionären Vordenkens nicht zu Taten haben werden lassen.“ Ein schöneres Kompliment kann man dem Geehrten wohl kaum machen.

Ein „Hofnarr“ als Laudator mit viel ernstem Lob

Und dann hat Hirschhausen doch noch zwei originelle Vorschläge, mit denen sich aktuelle Umweltprobleme lösen ließen, und da blitzt dann doch der Hofnarr in ihm auf. Jeder, der im Supermarkt oder beim Metzger ein Kilo Fleisch kauft, der solle dann auch verpflichtet werden, einen 20 Kilo Eimer mit Gülle mit nach Hause zu nehmen. Das gehöre nun mal dazu.

Und: Wer schon unbedingt einen SUV fahren müsse, der solle dann damit nur 25 Stundenkilometer fahren dürfen. Das dürfte auch den Protestierern vor der Tür gefallen, denen Hirschhausen auch dies mit auf den Weg gibt: „Es gibt nicht nur alte weiße Männer, sondern auch alte weise Männer.“ Töpfer, das sei so einer.

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