Fussballbegeisterung: Humba täterä im Zelt, Freibier im Lokal, Vuvuzelas im Garten

Rudel-Gucken hat auch in Sprockhövel Konjunktur. Es muss nicht immer im ganz großen Kreis sein.

Sprockhövel. Samstag, 16.03 Uhr. Während die Straßen in Sprockhövel wie ausgestorben wirken, in den Siedlungen die Rollos angesichts flirrender Hitze heruntergelassen sind, beim Pfarrfest von St. Josef die meisten Besucher der Eröffnungsvorstellung ebenso zu Hause sind wie die Zuhörer des Jeki-Konzerts in der Glückauf-Halle, entlädt sich drinnen in Wohnzimmern, Gaststätten und Vereinsheimen der erste Begeisterungssturm. Soeben hat Thomas Müller zum 1:0 gegen Argentinien getroffen, Anfang einer märchenhaften Fußballvorstellung und Auftakt zum kollektiven Freudentaumel.

"Family-Viewing statt Public Viewing", so sah es in Sprockhövel fast überall aus. Zwar war das große Zelt bei Geiers-Camp an der Bleichwiese mit 350 Fans wieder hervorragend gefüllt, doch die meisten schauten im zwar erweiterten aber doch etwas kleineren Kreis. Bei Siggi Kickuth in seiner Gaststätte zum Amtshaus, gibt der Hausherr gerade die erste Freibierrunde, die er bei dieser WM für jedes Tor versprochen hat ("Ich habe nicht gedacht, dass es so teuer wird", sagt er dennoch bestens gelaunt.).

Im Vereinsheim des VfL Gennebreck, wo dieser Tage bei deutschen Spielen der Herzkamper WM-Treff ist, fliegen das erste Mal die Arme hoch und im Zelt bei Geigers Camp tanzen die Leute zu "Humba, humba, täterä", auf den Tischen. André Meister von der TSG wird seine "Tor-Melodie" noch dreimal einspielen dürfen.

Und auch wenn wohl wegen der Hitze diesmal nicht ganz so viele gekommen sind wie etwa gegen England, ist die Stimmung im Zelt kaum noch zu steigern. Durch die ruhigen Sprockhöveler Siedlungen hallt derweil so mancher Vuvuzela-Ton und wird wie ein Echo beantwortet.

So sieht in Sprockhövel das Sommermärchen 2010 aus und kann auch vom anschließenden Regen kaum abgekühlt werden. Bei Geigers Camp war auf Anraten des Ordnungsamt bereits vorher alles sturmfest gezurrt worden und der Begeisterungssturm entlädt sich nach den den 90 Fußball-Minuten mal wieder auf der Kreuzung davor, wo sich Fußballfans mit ihren Fahnen zum Teil hinsetzen, Autofahrer anhalten und spontan mitfeiern. Auch auf der Mittelstraße sind Hupkonzerte zu hören. "Dabei war es in Sprockhövel noch vergleichsweise ruhig", ist von der Polizeileitstelle zu hören. Doch auch andernorts galt: Auswüchse gab es nach ersten Erkenntnissen nicht, gefeiert wurde friedlich.

"Noch zwei, drei Bier, dann sind die meisten auch nach Hause gegangen", berichtet etwa Jörg Materna, der im Vereinsheim des VfL Gennebreck mitgefiebert und -gejubelt hat. Auch die Gaststätten leeren sich recht zügig. Schließlich hat auch für die Fans die Vorbereitung begonnen - auf Spanien am Mittwoch. "Auch wenn ich Mittwoch eigentlich Ruhetag habe, mache ich natürlich auf", sagt Siggi Kickuth.

Und Jörg Materna denkt sogar schon einen Schritt weiter. Wenn wir nächsten Sonntag Weltmeister werden, dann wird richtig gefeiert. Dass die Löw-Elf auch theoretisch am Samstag im Spiel um den dritten Platz stehen könnte, schließt er aus. "Das geht schon deshalb nicht, weil an dem Tag Flori-Fete ist und wir dann nicht im VfL-Vereinsheim gucken könnten."

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