Bildung Rund 8000 Lehrerstellen an Schulen in NRW derzeit unbesetzt

Düsseldorf · Lehrkräfte fehlen seit vielen Jahren an den Schulen. Trotz wachsender Ausgaben und zusätzlicher Stellen zeichnet sich keine Entspannung ab. Der Markt scheint leer gefegt. Die NRW-Schulministerin kündigt ein neues Konzept an.

 An den Schulen in Nordrhein-Westfalen sind aktuell rund 8000 Lehrerstellen nicht besetzt.

An den Schulen in Nordrhein-Westfalen sind aktuell rund 8000 Lehrerstellen nicht besetzt.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

An den Schulen in Nordrhein-Westfalen sind aktuell rund 8000 Lehrerstellen nicht besetzt. Trotz zusätzlich geschaffener Stellen und Ausgaben für die Schulen ist die Lücke zwischen den bereitstehenden und tatsächlich dennoch vakanten Stellen weiter gewachsen. Das geht aus Zahlen hervor, die das Schulministerium am Donnerstag in Düsseldorf veröffentlichte. Nach wie vor fehlen demnach die meisten Lehrerinnen und Lehrer an den Grundschulen.

Die Personalausstattung im laufenden Schuljahr sei zum Stand 1. Dezember im Vergleich zum 1. Juni 2022 landesweit um etwa 1300 Stellen auf insgesamt 157 023 Stellen verbessert worden. In diesem Jahr wurden 7940 Lehrkräfte und weiteres pädagogisches Personal neu eingestellt, sagte Schulministerin Dorothee Feller (CDU). Dass derzeit dennoch viele Lehrerinnen und Lehrer fehlten, liege zum einen an der bundesweit angespannten Lage auf dem Lehrkräftearbeitsmarkt.

Zudem seien erst kürzlich mit dem Haushalt 2022 weitere knapp 5000 Stellen zum Schuljahresbeginn 2022/23 - etwa für Ganztag, Inklusion oder die gymnasiale Umstellung auf G9 - geschaffen worden. Darüber hinaus habe man gerade über den Nachtragsetat zusätzliche 1000 Lehrerstellen vor allem für Kinder und Jugendliche aus der Ukraine bereitgestellt. Die Schulen werden diese neu geschaffenen Stellen in den kommenden Wochen erst noch ausschreiben und diese möglichst auch unterjährig – während des laufenden Schuljahres – besetzen. Es sei also auch hier noch Bewegung im System, hieß es aus dem Ministerium.

Trotz aller zurückliegenden und noch erfolgenden Anstrengungen ist die Lücke aber zum Stichtag 1. Dezember nicht kleiner geworden: Zum 1. Juni 2022 waren von 160 120 vorhandenen Stellen 4369 vakant. Fünf Jahre zuvor war die Zahl der unbesetzten Stellen mit 2945 beziffert worden - bei damals knapp 152 300 vorhandenen Stellen. Aktuell sind es 8047 unbesetzte Stellen bei 165 070 zur Verfügung stehenden Stellen.

Nach Schulformen zeigt die Statistik: An den Grundschulen sind 3437 Lehrerstellen unbesetzt. An Gymnasien in NRW waren zum Stichtag 1. Dezember 1491 Stellen vakant, an den Gesamtschulen 1296. Für die Förderschulen wurden 892 offene Stellen gezählt. Bei vergleichsweise wenig Förderschulen und entsprechend zur Verfügung stehender Stellenzahl ist diese Schulform aber überdurchschnittlich stark betroffen.

„Der Lehrkräftemangel ist derzeit bundesweit und somit auch bei uns die größte Herausforderung für unsere Schulen“, betonte Feller, die seit Sommer im Amt ist. Der Handlungsdruck sei groß. Ein neues Konzept gegen den Personalmangel stehe mit letzten Abstimmungen kurz vor dem Abschluss. Die Ministerin will dieses in zwei Wochen im Schulausschuss des Landtags vorstellen. Seit den Sommerferien entwickle eine Arbeitsgruppe Maßnahmen für eine bessere Unterrichtsversorgung, ein Ergebnisentwurf liege vor. Mit allen am Schulleben Beteiligten habe sie über die Vorschläge gesprochen.

Eine bessere Personalausstattung sei nicht „von heute auf morgen“ zu schaffen, es brauche „einen langen Atem“, sagte die CDU-Politikerin laut Mitteilung. Zugleich gelte es aber, möglichst zeitnah die Unterrichtsversorgung an den Schulen zu verbessern.

Der Lehrkräftemangel gehe auf bildungspolitische Fehlentscheidungen der letzten Jahrzehnte zurück, meinte die Bildungsgewerkschaft GEW. „Die fehlenden Lehrkräfte bedeuten verpasste Lebenschancen für unsere Kinder und eine immense Arbeitsbelastung der im System befindlichen Lehrkräfte“, mahnte die Landesvorsitzende Ayla Çelik. Bessere Arbeitsbedingungen müssten höchste Priorität haben, um neue Kräfte zu gewinnen und Abgänge zu verhindern.

Die SPD-Landtagfraktion sprach von einer „Bildungskatastrophe“, an der auch neue Stellen „auf dem Papier“ im Haushalt nichts ändern könnten. „Unbesetzte Stellen geben keinen Unterricht.“ Um Personal zu gewinnen, brauche es deutlich mehr Studienplätze für Lehramt, Sonder- und Sozialpädagogik. Und es müssten Seiteneinstiege über alle Schulformen hinweg leichter und attraktiver werden.

(dpa/lnw)
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