Lukaskrankenhaus: Der Meister der Balance geht

25 Jahre leitete Sigurd Rüsken das Krankenhaus als kaufmännischer Geschäftsführer. Bald ist er Ruheständler.

Lukaskrankenhaus: Der Meister der Balance geht
Foto: Büntig

Neuss. Tabellen, Statistiken, Verlaufskurven bedecken eine lange Wand seines Büros. Doch Sigurd Rüsken (67) greift zu einem gerahmten, erkennbar alten Druck. Eine französische Kurve, die den Verlauf von Napoleons Russlandfeldzug anzeigt: Wann waren wieviel Soldaten bei welchen Temperaturen wo unterwegs beim Aufmarsch und auf dem desaströsen Rückzug. „Eine gute Statistik“, befindet Rüsken angesichts des 200 Jahre alten Dokuments mit den präzisen Angaben zu Gefallenen und Vermissten und lässt offen, dass es wohl auch schlechte geben muss — Zahlenwerke ohne Aussagekraft.

Mit Zahlen hat der oberste Wirtschaftsmann im Lukaskrankenhaus ständig zu tun; ihn auf Zahlen zu reduzieren, hieße den kaufmännischen Geschäftsführer des Krankenhauses in seinem Wirken zu verkennen. Nach 25 Jahren als Geschäftsführer des Lukas geht er nun in den Ruhestand.

Das Lukas steht gut da. Der Wandel seit Rüskens Arbeits-antritt, kurz nach der Übernahme des von den Augustinerinnen geführten Hauses durch die Stadt, ist beträchtlich. Die Stadt entschied damals, das Krankenhaus als GmbH, nicht als Eigenbetrieb zu führen. Damit war eine Entscheidung für eine strikte Trennung von Aufsicht und operativem Geschäft getroffen: eine Linie, die, wie Rüsken sagt, immer durchgehalten wurde und eine Voraussetzung für die gesunde Entwicklung wurde.

Rüsken verfolgt einen weiteren Grundsatz: An den Entscheidungen sind die, die es betrifft, maßgeblich beteiligt. So dass in der Betriebsleitung mit einem gewählten Chefarzt und der Leiterin des Pflegedienstes die beiden Säulen des Krankenhausbetriebs beteiligt sind. „Einsame Beschlüsse gibt es im Lukas nicht“, sagt Rüsken.

Er spricht von der Balance zwischen Betriebswirtschaftlichkeit und Medizin, die es zu halten gelte, oder anders: von dem Gleichgewicht zwischen dem Patientenwohl und den wirtschaftlichen Interessen, die das Überleben sicherten. „Das Lukas ist primär an den Patienten interessiert — und schreibt trotzdem schwarze Zahlen“, betont Rüsken, und ein wenig Stolz schwingt da schon mit. Noch so ein Rüsken-Satz: „Hier wird nicht gespart, hier werden Budgets eingehalten.“ Damit auch das nicht rein am Zahlenwerk orientiert ist, hat er Ärzte und Pfleger nach entsprechender Weiterbildung als Controller eingesetzt.

Als seinen größten Erfolg nennt Rüsken den Abschluss der baulichen Sanierung. 150 Millionen Euro wurden investiert, zuletzt noch in die neue Kinderklinik. Und was hat nicht geklappt? Es folgt eine Pause. Nein, von Scheitern mag er gar nicht reden, sondern von einem Traum: dem Traum vom „stärker koordinierten Vorgehen der kommunalen Krankenhäuser im Kreis in medizinischer und wirtschaftlicher Hinsicht“. Da bleibt offensichtlich noch Spielraum für den Nachfolger.

Ihm rät er natürlich nichts, hat aber einen Wunsch: Nikolas Krämer möge ihn übertrumpfen und sein 30-jähriges Jubiläum am Lukas feiern — in einem kommunalen Krankenhaus.

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