Dormagen: Kunststoff für Taue, Schnüre und Drähte

Chempark: Die in Dormagen produzierten Kunststofffäden der Lanxess-Tochter Perlon Monofil kommen weltweit zum Einsatz.

Dormagen. Wenn herkömmliche Materialien an ihre Belastungsgrenzen stoßen, kann Kunststoff eine Alternative sein. So wie zum Beispiel im Obst- und Weinbau, wo Triebe und Hecken mit Spann- und Heftdrähten aus Kunststoff zusammengebunden werden. Im Vergleich zu anderen Materialien sind diese viel leichter, besser formbar, rosten nicht und reißen nicht so schnell. Ein Unternehmen, das sich auf diesem Gebiet einen Namen gemacht hat, ist Perlon Monofil. Die Firma im Dormagener Chempark ist eine 100-prozentige Tochter des Spezialchemie-Konzerns Lanxess und zählt international zu den führenden Anbietern von elastischem Polyamid und Polyester-Monofilamenten.

Die Perlon Monofil GmbH entwickelt und produziert mit 108 Mitarbeitern mehr als 50 Millionen Kilometer Kunststofffäden pro Jahr, die so genannten Monofilamente. Dank einer besonderen Wicklertechnologie können mit einer speziellen Extrusionsanlage, in die Lanxess 2008 drei Millionen Euro investiert hat, auch Fäden mit einem Durchmesser von weniger als 0,1 Millimeter (dünner als ein Haar) produziert werden. Ein weiterer Vorteil der Anlage: Rohstoffe und Farben können wesentlich schneller gewechselt werden als früher. Die Anlage arbeitet mit einer Produktionsgeschwindigkeit von bis zu 900 Metern pro Minute, sie hat eine Jahreskapazität von 350 Tonnen. Insgesamt können bei Perlon über 5000 Tonnen pro Jahr produziert werden.

Die Herstellung umfasst verschiedene Bereiche: Der Großteil der hauchdünnen Fäden wird an Papierhersteller weiterverkauft und dort etwa für die Bespannungen von Maschinen genutzt. Hier will Perlon Monofil seinen Vorsprung vor allem auf dem asiatischen Markt in Zukunft weiter ausbauen. Zu den weiteren Produkten gehören Schiffstaue für Containerschiffe, Angelschnüre, Pferdekoppeldraht, Tennis- und Squashschläger-Bespannungen sowie Aufhängungen für Austernkörbe.

"In drei Seilereien werden die Kunststoffdrähte mit einer Spezialfaser weiterverarbeitet und zu Atlas-Seilen gedreht", erklärt Perlon-Geschäftsführer Frank Winkes. Die Seile sind bis heute als Festmacher unverzichtbar für die weltweite Schifffahrt. "Das stärkste Tau muss eine Zugkraft von 190 Tonnen aushalten", erläutert Winkes. Produziert werden in Dormagen pro Jahr rund 360 Kilometer Seile in Stärken von 20 bis 95 Millimeter, mit denen die kleinen und großen Schiffe weltweit vertäut werden.

Die schlechte Gesamtlage bei den Werften habe im Krisenjahr 2009 auch bei den Erlösen in diesem Geschäftsbereich zu einer Delle geführt, doch insgesamt sei Perlon gut durch die Krise gekommen, sagt Winkes. Spätestens seit dem Frühjahr dieses Jahres habe sich die Auftragslage wieder verbessert.

Krisenfester ist da die Angelbranche. Perlon ist größter Angelschnur-Hersteller, so Winkes. Gute Schnüre sind extrem belastbar, sie müssen dicke Fische aushalten. Zu den größten Kunden gehört die Hochseefischerei an der Küste Floridas.

Wie auf Angelschnüren aufgerollt werden auch die Fäden auf Spulen im Dormagener Werk. Kunststoffgranulate von verschiedenen petrochemischen Rohstoffarten werden aus Uerdingen angeliefert, dann erhitzt, geschmolzen, abgekühlt und in die Länge gezogen, um dann aufgewickelt zu werden.

Die Spezialkunststoffe von Lanxess spielen am anderen Ende der Welt aber auch noch eine ganz andere Rolle: In Australien wachsen Austern in Körben, die an Kunststoffleinen aus Dormagen aufgehängt sind, mit denen sie im Wasser hoch und runter gelassen werden können - eine Technik, die laut Perlon das Ökosystem schont und eine höhere Ausbeute verspricht.

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