Austausch: Geheimnisvolle Geschichten von Neuss bis zum Nil

Der Neusser Hassan Asfour will ein Buch über deutsch-ägyptische Beziehungen veröffentlichen.

Neuss. Von der Krefelder Straße in Neuss bis zur ägyptischen Hauptstadt Kairo sind es 3108 Kilometer - "dazwischen liegen so viele Geschichten", schwärmt Hassan Asfour. Der 74-Jährige stammt aus Ägypten, ging aber im Dezember 1952 nach Deutschland, um Pharmazie zu studieren.

Zusammen mit dem ägyptischen Schriftsteller Gaman Schakra und dem Journalisten Mohammed Fahmy will der Wahl-Neusser nun ein Buch über deutsch-ägyptische Beziehungen schreiben. "Dass ein Deutscher und ein Ägypter jeweils auf einer gegenüberliegenden Seite schreiben, kann ich mir vorstellen", sagt Asfour über ein mögliches Buch-Konzept.

Der Rentner ist sehr aktiv: In Ägypten hat Asfour einen Verein für Akademiker gegründet. Unter den 70 Mitgliedern sind vor allem Ägypter, die fürs Studium oder den Beruf nach Deutschland gingen und nun wieder nach Ägypten gekommen sind.

"Es gibt unter ihnen viele Ärzte, die in die Dörfer gehen und die Menschen dort kostenlos behandeln", so Asfour. Außerdem hat er ein Treffen organisiert, um die Söhne und Töchter der Generation, die aus Ägypten ausgewandert ist, mit einheimischen Ägyptern in Kontakt bringen. Vor Ort erwartet sie im Herbst ein Ägyptisch-Crashkurs, "damit sie auch einmal die Sprache lernen", sagt Asfour.

Mit wachen Augen und lebendiger Sprache erzählt er, wie er als 18-Jähriger mit einem Freund 1952 nach Würzburg kam: "Wir waren die ersten Pharmaziestudenten aus Ägypten." Nachdem Asfour zwei Jahre für den Chemiekonzern Bayer gearbeitet hatte, verschlug es ihn nach Neuss. Erst arbeitete er in der Sonnenapotheke mit, dann machte er 1980 eine eigene auf. Die Europa-Apotheke liegt an der Adolf-Flecken-Straße. Asfour und seine Frau Madiha (arabisch für: "Kompliment") bekamen 1982 ihren Sohn Samy.

"1995 verkauften wir die Apotheke und gingen nach Ägypten, damit Samy dort zur Schule gehen konnte. Heute studiert er dort Politikwissenschaft. Aber wir kommen jeden Sommer nach Neuss", sagt der 74-Jährige.

Der pensionierte Apotheker ist ein großer Fan von Helmut Schmidt. "Seit 1962 schon. Schmidt war oft in Ägypten. Seine Frau und die Frau vom ägyptischen Präsidenten Sadat waren befreundet", erzählt Asfour. Sadat führte Ägypten in den Jom-Kippur-Krieg 1973 und schloss 1979 Frieden mit Israel, wofür er den Friedensnobelpreis bekam.

Nun hat sich Asfour in einem Brief an den Altbundeskanzler gewandt, ob ihn dieser nicht bei seinem Buch-Projekt unterstützen will. Neben Schmidt und Frau Sadat soll zum Beispiel die ägyptische Jura-Professorin Aischa Rateb, die vier Jahre in Bonn gelebt und gearbeitet hat, einen Beitrag für das Buch beisteuern. "Über einen Text des ehemaligen ägyptischen Botschafters in Berlin, Mohammed Orabi, würde ich mich auch freuen", so Asfour, der sich für eine Helmut-Schmidt-Straße in Kairo einsetzen möchte.

"Die Deutschen haben ein großes Interesse für Ägypten", freut sich Asfour, "wenn sie zu uns kommen, sind sie schon ausgesprochen gut informiert über das Land und die Kultur".

Wer Hassan Asfour kennen lernt, spürt, wie sehr im beide Länder - Deutschland und Ägypten - ans Herz gewachsen sind und dass er sich mit viel Leidenschaft in das Buchprojekt stürzen wird. Einen ägyptischen Verlag hat Asfour schon gefunden. Er will es zunächst auf Arabisch schreiben, später soll das Buch dann auch auf Deutsch erscheinen.

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