Wenn der Piepser geht, ist Niklas Coppel einsatzbereit

Für den 21-Jährigen ist die Freiwillige Feuerwehr mehr als ein Hobby. Er will den Menschen in seiner Heimat helfen.

Wenn der Piepser geht, ist Niklas Coppel einsatzbereit
Foto: hjba

Zwischen 100 und 130 Einsätze fährt der Löschzug Osterath pro Jahr. Niklas Coppel ist fast bei jedem dabei. Für den Freiwilligen Feuerwehrmann ist es keine Frage: Wenn der Piepser geht, hat das Priorität. Egal, ob er gerade mit Freunden zusammensitzt, ob er um drei Uhr nachts aus dem Schlaf gerissen wird oder auf der Arbeit ist. „Ich bin stolz darauf, bei der Feuerwehr zu sein und Menschen zu helfen, die in Not sind“, sagt der 21-Jährige.

Niklas Coppel, Feuerwehrmann im Löschzug Osterath

Der Eintritt in die Jugendfeuerwehr war ein Geschenk zum achten Geburtstag von seinem Vater, der Berufsfeuerwehrmann in Neuss ist. Seitdem ist Coppel dabei, lernte die Feuerwehrtechniken zunächst spielerisch. Mit 18 Jahren wechselte er in die aktive Wehr, hat Ausbildungen zum Atemschutzgeräteträger, zum Truppführer, Maschinisten und Funker gemacht.

Das Besondere am Ehrenamt bei der Feuerwehr sei die Kameradschaft, sagt Coppel. „Bei den Einsätzen arbeiten wir gemeinsam, aber wir verbringen auch in der Freizeit Zeit miteinander.“ Viele enge Freunde hat er so gefunden. „Kameradschaft ist ein etwas angestaubter Begriff, aber er wird bei der Feuerwehr gelebt“, erklärt Brandinspektor Lutz Meierherm. „Wir müssen im Zweifel unsere Sicherheit und unser Wohl in die Hand des anderen legen und uns darauf verlassen können, dass der Nebenmann richtig agiert.“ Auch das gemeinsame Verständnis, jederzeit für einen Einsatz nachts aufzustehen oder alles liegenzulassen, schweiße zusammen.

Die meisten Einsätze sind Alltagsgeschäft. Ein leichter Verkehrsunfall, bei dem die Unfallstelle abgesichert werden muss, etwa. Es gibt aber auch Fälle, die den Einsatzkräften nahe gehen: „Wenn Kinder und Leute schwer verletzt sind oder es Tote gibt“, sagt Coppel. Die Zahl der Brandtoten habe glücklicherweise stark abgenommen, sagt Meierherm, auch dank Rauchmeldern. „Da wir aber drei Autobahnen betreuen und reichlich überörtliche Straßen, wo schnell gefahren wird, gibt es häufig Autounfälle.“ Am meisten in Erinnerung geblieben ist den beiden Männern der 5. Dezember 2017 - das Zugunglück in Osterath. „Da waren so viele Verletzte, die betreut werden mussten und jeder hat nur geguckt, wo er anpacken kann“, erinnert sich Coppel.

„Wir setzen uns nach schwierigen Einsätzen hin und sprechen darüber“, ergänzt Meierherm. In jedem Löschzug gibt es für solche Fälle außerdem speziell geschulte Personen, die sich kümmern, wenn jemand mit dem Gesehenen nicht zurechtkommt. Auf traumatische Erlebnisse reagiert jeder anders. Meierherm: „Auch deshalb ist es wichtig, dass wir uns sehr gut kennen, damit wir merken, wenn sich jemand nicht normal verhält.“

Eigentlich ist Coppel Elektriker. Im Betrieb trifft er auf Verständnis, wenn er während der Arbeitszeit zum Einsatz gerufen wird. Sein Chef ist auch bei der Feuerwehr, meistens fahren sie zusammen los. Das ist nicht selbstverständlich. Die Tagesverfügbarkeit sei auch in Meerbusch ein wichtiges Thema, erklärt Meierherm. „Manchmal müssen bei Arbeitgebern dafür werben, wie wichtig die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr ist.“ Rechtlich gesehen müssen Feuerwehrmänner für Einsätze und Lehrgänge freigestellt werden. „Die Realität in vielen Betrieben sieht aber anders aus.“

Und ist die Arbeit bei der Feuerwehr nun das, wovon so viele kleine Jungs träumen? „Da steckt mehr dahinter. Wer bei der Freiwilligen Feuerwehr dabei sein will, muss Prioritäten setzen“, sagt Coppel.

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