Meerbuscher Städtefreundschaft Auch Meerbuschs Freunde wählen

Meerbusch. · Lank-Latum und die Stadt in Missouri verbindet seit vielen Jahren eine enge Städtefreundschaft. Viele der Bewohner sind jedoch Trump-Anhänger.

 Das Bild aus dem Jahr 2018 zeigt die Lanker Heimatfreunde zur Missouri-Woche mit ihren Gästen aus Loose Creek.

Das Bild aus dem Jahr 2018 zeigt die Lanker Heimatfreunde zur Missouri-Woche mit ihren Gästen aus Loose Creek.

Foto: Regina Spoerle

Mit viel Spannung wird auf dem gesamten Globus die US-Wahl am 3. November verfolgt. Wer wird der 51. Präsident der USA werden? Schafft es Donald Trump nach 2016 erneut oder gewinnt Herausforderer Joe Biden? Auch in Meerbusch und vor allem in Meerbuschs Freundschaftsstadt Loose Creek im US-amerikanischen Bundesstaat Missouri fiebert man dem Ausgang der Wahl entgegen.

„Allerdings wissen wir, dass viele in Loose Creek stramme Trump-Anhänger sind“, sagt Helmut von Hagen. Der Meerbuscher ist Leiter des Missouri-Komitees im Heimatkreis Lank. Die für Oktober geplante Reise des Freundschaftskreises nach Loose Creek musste Corona-bedingt abgesagt werden. „Wir hatten uns sehr darauf gefreut, an den Feiern zum 175-jährigen Bestehen der deutschstämmigen Kirchengemeinde teilnehmen zu dürfen“, erklärt von Hagen und weiter:„Inzwischen muss man aber einräumen, dass wir im Hinblick auf das Theater um die US-Präsidentschaftswahlen mit gemischten Gefühlen nach Loose Creek gereist wären.“

Die langjährige Freundschaft funktioniere unter Reduzierung politischer und weltanschaulicher Ansichten ganz gut, und so solle es auch bleiben. Von Hagen bedauert, dass „viele unserer Freunde leider Trump-Anhänger sind“. Das mache es derzeit nicht leicht. „In der heißen Phase des Wahlkampfs wäre man um die eine oder andere kontroverse Diskussion sicher nicht herumgekommen.“

Das frühere Auswanderergebiet von Menschen vom linken Niederrhein, Loose Creek, ist aber so heterogen in der politischen Meinung, dass es auch erklärte Trump-Gegner gibt. „Es gibt auch einige, denen ist ihr Präsident richtig peinlich, und mit ihnen kann man dann schön ablästern“, sagt Helmut von Hagen. Insgesamt ist der ländlich geprägte Staat aber eher republikanisch. Das belegt auch die mehrheitliche Wahl der zehn Wahlmänner Donald Trumps vor vier Jahren.

Die Meerbuscher Verbindung mit Loose Creek ist keine offizielle Städtepartnerschaft, sondern eine privat organisierte Freundschaft, die von der Stadt aber mitgetragen wird. Loose Creek liegt auf gemeindefreien Gebiet im sogenannten Osage County im US-amerikanischen Bundesstaat Missouri. Um die Entstehung der Freundschaft zwischen beiden Orten besser zu verstehen, muss man weit zurückblicken. Zwischen 1835 und 1855 wanderten mehr als 700 Rheinländer, davon etwa 350 aus dem Gebiet des heutigen Meerbusch, viele aus Lank, in das Land am Missouri aus. Der Grund war wie so oft bei Auswanderern: die schlechten wirtschaftlichen Verhältnisse in der Heimat. Die Landwirtschaft ernährte die kleinen Bauern und Tagelöhner mehr schlecht als recht. Für die nachgeborenen Kinder gab es kein Land und auch keine anderweitige Beschäftigung, heißt es bei Franz-Josef Radmacher. Er war einer der Gründungsväter des Heimatkreises Lank, und sein Name ist auch maßgeblich mit der Freundschaft zu Loose Creek verbunden.

Heimatforscher Radmacher schrieb 1989 in einer Art historischen Abhandlung, „Lank-Latumer Platt am Missouri“, über jene Meerbuscher, die sich gen Westen aufgemacht hatten. Der Start war für die vielen „Neu-Bürger“ vom Niederrhein alles andere als leicht. In primitiven Blockhäusern wurde gelebt, es gab kaum Straßen und Wege. Radmacher berichtet auch von zwei Cholera-Epidemien. Diese forderten um 1852 viele Opfer. Nicht alle hielten es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten aus und wanderten wieder zurück.

1985 wurden die Kontakte von Meerbusch nach Missouri wiederaufgebaut. Drei Jahre später, im Jahr 1988, wurde Loose Creek das erste Mal von Mitgliedern des Heimatkreises Lank besucht. Die Verständigung mit der vierten Generation der Auswanderer erfolgte, wie kann es auch anders sein, in Länkter Platt. 1990 wurde in Lank-Latum der „Missouri-Platz“ eingeweiht, heißt es vom Freundschaftsverein. 1992 errichteten die Bürger von Loose Creek ihr großes Immigration Monument. In Anwesenheit der deutschen Besucher wurde die Freundschaft zwischen Lank-Latum und Loose Creek begründet. 1994 erfolgte der Gegenbesuch mit 49 Gästen aus Missouri. Seither finden immer wieder Besuche statt.

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