Therapie in Meerbusch Therapieklinik als Kreativ-Zentrale

Osterath. · 17 Patienten der Neuropädiatrie der St. Mauritius Therapieklinik haben sich beim Kunstprojekt „Wundertüte“ selbst gezeichnet - allerdings mit Maske im Gesicht. Denn die Pandemie prägt den Klinikalltag der Fünf- bis 18-Jährigen.

 Lennart und Meike haben in der Neuropädiatrie der St. Mauritius Therapieklinik ihre eigenen Kunstwerke geschaffen.

Lennart und Meike haben in der Neuropädiatrie der St. Mauritius Therapieklinik ihre eigenen Kunstwerke geschaffen.

Foto: Ja/Anne Orthen (ort)

180 Kästchen ergeben ein Bild. Und Meike kann sofort zeigen, wo ihr Kästchen ist: „Das dort mit dem Hund, das habe ich gemalt“, sagt sie. „Ich mag gerne Hunde. Meiner heißt Mami.“ Für die 18-Jährige Patientin der Therapieklinik St. Mauritius war es gar nicht einfach, die Kästchen gerade und ordentlich auf die Leinwand zu bringen. „Ich bin sonst immer so zappelig. Aber wir haben die Kästchen einfach mit Klebeband abgeklebt.“

Diese und andere Tricks kommen von Gisela Stolze. Sie leitet in der Klinik für Neuropädiatrie den Bereich Ehrenamt und die Kunsttherapie „Wundertüte“, die es dort seit 14 Jahren gibt. „Für Kinder, die beispielsweise eine Spastik haben, ist es extrem schwer, überhaupt den Pinsel ruhig zu halten“, erzählt sie. „In unserer wöchentlichen Kunststunde geht es entspannt zu. Alle helfen sich gegenseitig und haben dort auch die Zeit, einfach mal in Ruhe über ihre Erlebnisse zu sprechen.“

 Diese Künstlerin hat sich mit Schutzhelm und Maske gemalt.

Diese Künstlerin hat sich mit Schutzhelm und Maske gemalt.

Foto: ena

In jedem Sommer veranstaltet die gelernte Theaterpädagogin für die Kinder und Jugendlichen der Pädiatrie ein gemeinsames Kunstprojekt. „Das Thema finden die Kinder selbst, da rede ich ihnen gar nicht rein“, erzählt sie. In diesem Jahr haben sich die 17 Patienten im Alter von fünf bis 18 Jahren, die alle angeborene oder erworbene Störungen des zentralen Nervensystems haben, für das Thema Corona entschieden. „Corona nimmt die Kinder sehr mit, schränkt sie ein und prägt ihren Therapiealltag“, so Stolze. Sonst offene Bereiche in der Klinik sind derzeit streng voneinander getrennt, das Restaurant ist geschlossen, Therapien können teilweise nicht wie gewohnt stattfinden, beliebte Feste wie Sankt Martin fallen aus.

Schutzmasken wurden
in Kunstwerke integriert

Und dann ist da noch die Maske. „Viele empfinden sie als lästig, und ständig werden die Jugendlichen ermahnt, weil die Maske mal wieder verrutscht ist“, erzählt Gisela Stolze. Andererseits tragen nun plötzlich alle in der Klinik Maske – Patienten wie Ärzte. „Das macht uns alle gleich.“ Und so stand schnell fest: Die Kinder der Neuropädiatrie wollten sich selbst malen, aber mit Mund-Nasen-Schutz. Netter Nebeneffekt: „Das Schwierigste bei einem solchen Selbstporträt, nämlich die Mundpartie, konnten sie sich sparen“, sagt Gisela Stolze und lacht. „Denn da wurde nur der Mund-Nasen-Schutz gemalt.“ Die restlichen Proportionen im Gesicht, die Augen, die Brauen und die Nase, sollten aber schon passen.

Deshalb saßen die Künstler vor einem Spiegel und haben während der Sommerferien zahlreiche Skizzen angefertigt. 20 Werke auf Papier und Leinwand, darunter auch das Gemeinschaftsbild, sind am Ende fertig geworden. „Das Tolle ist: Ich kann die Kinder auf den Bildern wirklich erkennen“, sagt Gisela Stolze, die dankbar ist, dass die Chefärztin der Klinik für Neuropädiatrie, Kristina Müller, ihr Projekt so sehr ­unterstützt.

„Mir hat es ganz viel Spaß gemacht“, sagt auch Meike, die wegen ihrer Erkrankung oft in der Therapieklinik ist und dann regelmäßig bei der „Wundertüte“ mitmacht. Auch die Eltern freuen sich jedes Mal, wenn ihre Kinder ihnen stolz ihre Kunstwerke zeigen. „Sie machen dann Fotos von den Bildern, und natürlich bekommen sie diese auch nach dem Ende der Ausstellung“, erzählt die Leiterin der „Wundertüte“.

Bis November hängen die Masken-Bilder im Erdgeschoss der Klinik. Dann soll die Weihnachtsausstellung mit dem Thema Tannenbaum folgen. „Meine Arbeit mit den Kindern ist eine sehr dankbare“, sagt Gisela Stolze. „Für mich ist es ein schönes Gefühl, etwas zurückgeben zu können.“ Und sie hat auch schon Pläne für die Zeit nach Corona. Dann möchte sie mit den Patienten einen Zirkus veranstalten. „Und natürlich werden wir weiterhin ganz viel Kunst machen.“

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