Hannelore Kraft auf Wahlkampftour in Zons

Die NRW-Ministerpräsidentin besuchte die Zollstadt und gab sich dabei volksnah.

Zons. Es ist ein rotes Huhn, das ihr sofort ins Auge springt. Einen Augenblick lang fällt Hannelore Kraft aus der Rolle der händeschüttelnden Spitzenpolitikerin. Sie ist einfach eine Frau mit dem typisch weiblichen Blick fürs passende Accessoire.

„Oh, das gefällt mir“, ruft die NRW-Ministerpräsidentin, kniet nieder und besieht sich den blechernen Dekoartikel näher. Die Kaufentscheidung ist in Sekunden gefallen. Gut, dass das Lädchen an der Schloßstraße auch am Feiertag geöffnet hat. „Ich komme ja sonst nicht zum Einkaufen“, sagt Kraft fast entschuldigend in die Runde.

Nur eine gute Stunde hat die SPD-Politikerin für ihren Besuch in Zons eingeplant. Es ist der 1. Mai und für Kraft ein Tag der Arbeit. Sie ist auf der Maikundgebung durch Dortmund marschiert, nach ihrer Stippvisite wird sie am Abend beim internationalen Kulturfest in Essen erwartet. Einen Tag nach dem TV-Duell mit ihrem CDU-Herausforderer Norbert Röttgen wirkt Kraft regelrecht beschwingt.

Im Sommerblazer, so blau wie der Himmel über Zons, inszeniert sie sich auf Wahlkampftour als Landesmutter: volksnah, mitfühlend, geerdet. Sie wechselt ein paar Worte mit dem offensichtlich blinden Mann am Straßenrand, bückt sich zu Kinderwagen hinab, krault Dackel Waldi und hat auch für die Frau, die auf ihrem Rollator hockt, ein joviales „schönen guten Tach“ parat.

Eingerahmt von Michael Vassiliadis, dem Vorsitzenden der IG Bergbau, Chemie und Energie, und SPD-Wahlkreiskandidat Rainer Thiel schlendert Hannelore Kraft durch das mittelalterliche Städtchen, lässt sich von Stadtführer Harald Krumbein die Historie im Schnelldurchgang erzählen und löffelt dabei ein Eis.

„Hier ist alles so schön erhalten“, konstatiert Kraft beim Anblick der Rheinstraße. Immer wieder bleibt der Tross aus Genossen, Fotografen, Reportern und Bodyguards stehen, weil die Ministerpräsidentin Fotowünsche erfüllt, Hände drückt, zuhört.

An diesem Tag geht es wenig ums Programm, aber viel darum, Punkte zu sammeln im Wackel-Wahlkreis Rhein-Kreis Neuss II, den seit Mai 2010 CDU-Mann Wiljo Wimmer hält, der aber längst keine sichere Bank ist. Von Krafts Auftritt in Zons erhoffen sich die Genossen Aufwind für ihren Direktkandidaten Rainer Thiel, den man in Dormagen kaum kennt.

Und so geht es am Ende des so beschaulichen Feiertagsausflugs für Kraft dann doch wieder ums Programm, um Kinderbetreuung, Schulden, vor allem um Jobs. Noch ein Viertelstündchen Stehkaffee im Gespräch mit dem Wahlvolk, dann braust Hannelore Kraft in einer schwarzen Limousine Richtung Ruhrgebiet. Das rote Huhn haben ihre Mitarbeiter sorgsam im Wagen verstaut.

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