Netz der Hilfe gesponnen

Mit der Beratungsstelle für wohnungslose Frauen wurde vor 20 Jahren eine Lücke geschlossen. Am Freitag wurde gefeiert.

Mönchengladbach. Die Hilfsangebote für Wohnungslose waren vor 20 Jahren männerdominiert. Ein Problem, das in Mönchengladbach durch die Zentrale Beratungsstelle für wohnungslose Frauen des Diakonischen Werks (ZBS) gelöst wurde. Genau 20 Jahre ist es her, dass man mit der Gründung einer separaten Frauenberatung neue Wege in der Wohnungslosenhilfe in NRW ging. Und das Jubiläum stand im Mittelpunkt der Eröffnungsfeier der Frauen-Aktions-Tage in der Friedenskirche.

1986 gab es bereits eine gemeinsame Beratungsstelle bei der Diakonie. Es zeigte sich jedoch, dass sich Frauen hier oft schon im Warteraum mit Männern nicht wohl fühlten: "Weibliche Wohnungslosigkeit ist anders", sagt Mitarbeiterin Christine Neymeyer. Frauen lebten meist nicht auf der Straße, viele kämen bei Freunden und Bekannten unter. Sie versuchten, ihre Situation zu verdecken, und "schaffen es oft, eine Fassade der Normalität aufrechtzuerhalten".

Drohende oder tatsächliche Wohnungslosigkeit verbunden mit Arbeitslosigkeit, Suchtproblemen oder psychischen Erkrankungen brächten Frauen dazu, die Beratungsstelle aufzusuchen. "Als ersten Schritt beschäftigen wir uns mit der materiellen Not der Klientinnen", sagt Neymeyer.

Die drei Mitarbeiterinnen helfen, Leistungsansprüche zu verwirklichen, auf Wohnungssuche zu gehen oder ein Konto zu verwalten. So entstehe "eine Beziehung, die es uns möglich macht, andere Themen, wie Depressionen oder Sucht, anzugehen", beschreibt Neymeyer ihre Arbeit. Ergänzt wird das Angebot an der Oskar-Kühlen-Straße 14 durch betreutes Wohnen im selben Haus, wo Frauen für 18 Monate Unterschlupf finden.

115 Klientinnen kamen im ersten Jahr, aktuell ist die Zahl der Hilfesuchenden auf rund 240 im Jahr angestiegen. Die Probleme haben zugenommen. Ein Grund ist die Langzeitarbeitslosigkeit. Durch aufgelöste Familienstrukturen fehlt oft das Netz, um Frauen in Krisenzeiten aufzufangen. Hier wollen die Mitarbeiter der ZBS einspringen, die eng mit der Gleichstellungsstelle und einem Netzwerk von über 60 Organisationen kooperiert, die alle die Situation von Frauen verbessern wollen.

Am liebsten wären die Mitarbeiterinnen aber überflüssig: "Ich wünsche mir eine gesellschaftliche Entwicklung, durch die Menschen nicht mehr am Rand stehen müssen", sagt Sozialpädagogin Anna Bögner.

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