Holger überlebt den Unfall nicht

Zur Prävention zeigt die Polizei Crashs mit einem Dummy. 156 Fahrer wurden gestern bis 14 Uhr geblitzt.

Holger steht mitten auf der Straße. Er bewegt sich nicht. Von rechts kommt ein Auto herangerauscht. Es fährt zwar nur mit den erlaubten 30 Stundenkilometern, aber das reicht, um Holger mit voller Wucht zu treffen. Er wird hochgeschleudert, sein Kopf schlägt gegen die Windschutzscheibe und er fliegt ungefähr zehn, zwölf Meter über den Asphalt.

Erwin Hanschmann, Verkehrsberater der Polizei

Ein Glück, dass Holger kein Mensch, sondern nur ein Dummy der Polizei Mönchengladbach ist. Sein Körper ist eine Plastikrolle, sein Kopf eine Melone. Vor allem anhand der zerplatzten Südfrucht erreichen die Polizisten ihr Ziel: Unfallprävention durch eindrucksvolle, weil schmerzhaft aussehende Bilder, die hängenbleiben.

Im Rahmen des Blitzmarathons zeigten die Polizisten gestern Am Sternfeld, dass schon vermeintlich geringe Geschwindigkeiten ausreichen, um maximalen Schaden zu hinterlassen. Der Ort war bewusst gewählt: Ein großer Teil der Straße ist eine Tempo-30-Zone, und zur Mittagszeit säumen die Schüler vom Franz-Meyers-Gymnasium und der Montessori-Grundschule den Weg.

„Wenn man sich jetzt noch vorstellt, dass die meisten eben nicht mit dem festgelegten Tempo fahren, sondern schneller sind, kann man sich vorstellen, was bei noch höheren Geschwindigkeiten passiert“, sagt Erwin Hanschmann, Verkehrssicherheitsberater der Polizei.

Aktionen mit Dummy Holger finden regelmäßig statt. Oft reicht das aber nicht. „Es ist traurig, aber die meisten Verkehrsteilnehmer lernen Einsicht nur über das Portemonnaie“, sagt Hanschmann. Dafür sind beim Blitzmarathon die Kollegen weiter unten an der Straße zuständig. Mit der Laserpistole hat Polizeihauptkommissar Marcus Kraus Raser im Visier. Per Reflektion, zum Beispiel am Nummernschild, kommt der Strahl zurück. Dadurch errechnet das Gerät die Geschwindigkeit.

Polizeikommissar René Fischermann hat bereits die ersten Fahrer herausgewunken. Ihren Namen möchten sie nicht in der Zeitung lesen — schließlich sind sie gerade erwischt worden. Temposünder Nummer sechs ist zudem uneinsichtig und möchte zuerst gar nicht bezahlen. „Wenn hier nur Tempo 30 erlaubt ist, dann fahre ich jeden Tag zu schnell“, sagt er, und lässt sich erklären, dass das Limit noch bis zur Einmündung der Straße Stähn gilt. Schließlich zahlt er doch — 25 Euro für 45 Stundenkilometer.

Die nächste, die erwischt wird, ist eine 63-jährige Gladbacherin. Sie findet den Blitzmarathon berechtigt. „Ab sofort fahre ich langsamer“, verspricht sie. Und gibt einen Tipp: „Messen sie auch mal um die Ecke am Meerkamp. Da wird auch viel gerast.“

“ siehe auch S. 18

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