Nordrhein-Westfalen Lohnt sich ein E-Auto in NRW? So ist die Lade-Infrastruktur in der Region

Düsseldorf · Elektroautos werden immer beliebter. Wichtigster Faktor für die Verbreitung des Fahrens mit Batterie dürfte allerdings die Verbreitung von Ladesäulen sein - ein Blick in die Region.

 Ein Elektroauto steht an einer Elektro-Ladestation. 25 000 solcher Stationen gibt es angeblich bereits. Ihre Zahl steigt – obwohl sie bisher kein Geld einbringen.

Ein Elektroauto steht an einer Elektro-Ladestation. 25 000 solcher Stationen gibt es angeblich bereits. Ihre Zahl steigt – obwohl sie bisher kein Geld einbringen.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Der Hype ums Elektroauto scheint auf dem Höhepunkt angekommen zu sein. In Düsseldorf dürfen die vermeintlich sauberen Fahrzeuge jetzt kostenfrei parken, Betriebe, die auf E-Mobilität umsatteln, winkt pro Auto eine Förderung von insgesamt bis zu 12.000 Euro. Wichtigster Faktor für die Verbreitung des Fahrens mit Batterie allerdings dürfte die Lade-Infrastruktur sein. Gerade erst haben Stromversorger Innogy und die Duisburger Stadtwerke nahe dem Autobahnkreuz Duisburg-Nord eine Stromtankstelle mit Schnellladesäulen eröffnet, die Autos binnen 20 Minuten „volltanken“. Aber: Wirft eine solche Tankstelle auch etwas ab?

Die Stadtwerke in Düsseldorf betreiben zurzeit 93 Stationen mit rund 200 Ladepunkten in der Stadt. „Damit gehört Düsseldorf zu den am besten mit Lade-Infrastruktur ausgestatteten Städten Deutschlands“, betont Stadtwerkesprecher René Schleucher. Aber: „Über alle Ladepunkte registrieren wir pro Tag einen Durchschnittswert von weniger als einer Ladung. Mit dieser Frequenz ist die Ladesäulen-Infrastruktur zurzeit noch nicht kostendeckend.“ Und auch nicht nah dran. Dennoch werde der Ausbau weiter vorangetrieben – anhand von Studien und Bewegungsprofilen an den Stellen, wo ein steigender Bedarf prognostiziert wird.

Auch in Wuppertal wird das Netz 2019 erweitert: Zu den 18 öffentlichen Säulen mit 36 Ladepunkten kommen zwölf weitere Säulen mit zusätzlichen 24 Ladepunkten hinzu. Immerhin dreimal pro Tag wurden die Säulen 2018 im Schnitt angefahren, insgesamt 6600 Ladungen waren das, erklärt Stadtwerkesprecher Holger Stephan. Allerdings: Das sei schon eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. Aber es sei noch überhaupt nicht absehbar, wann man in die Nähe einer Gewinnzone komme: „Die Zahl der Ladevorgänge müsste sich deutlich erhöhen – mindestens verdreifachen“, so Stephan.

In Krefeld geht man daher den Weg, Ladesäulen vor allem bei den Fahrzeughaltern zu Hause zu installieren oder beim Arbeitgeber; also dort, „wo garantiert auch Abnehmer vorhanden sind“, sagt Dorothee Winkmann, Sprecherin der dortigen Stadtwerke. In Kürze wolle man aber zusammen mit der Stadt prüfen, ob die Ladestationen für das elektrische Carsharing-Angebot um öffentliche Ladepunkte erweitert werden können – auch eine Schnellladesäule etwa an einer Tankstelle sei für 2019 in Planung.

Lutz-Peter Eisenhut, Sprecher des Kölner Energieunternehmens Rheinenergie, hält diesen Ausbau für entscheidend um einen Fortschritt bei der Mobilitätswende zu erzielen. „Das Problem ist: Wenn es keine Ladesäulen gibt, kauft keiner E-Autos“, so sein simples Fazit. 226 Ladestationen in Köln betreibt Rheinenergie bis jetzt, „wir bauen das kontinuierlich aus“. In der Rhein-Metropole ist der Ansatz am radikalsten, der Umsatz mit der Elektromobilität liegt dort glatt bei null: „Noch rechnen wir nicht ab. Sie zahlen bei uns also gar nichts“, sagt Eisenhut. Allerdings führe das auch dazu, dass Autos einfach angeschlossen an einer Säule stehen blieben und sozusagen dauergeladen würden. „Problem ist auch, dass immer noch Verbrenner die Parkplätze zuparken.“ Im Laufe dieses Jahres allerdings ist Schluss mit Gratisladen in der Domstadt: „Ein Tarifmodell ist in Vorbereitung“, sagt Eisenhut. Ab wann Rheinenergie dann mit Gewinnen rechnet, „da möchte ich mich auf keine Spekulation einlassen“.

Experte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research (CAR) an der Uni Duisburg-Essen schon: „Die Verluste wird man mit den Ladesäulen noch gut fünf bis sieben Jahre einfahren.“ Und zwar beträchtliche Verluste. „Diese Zahlen sind wirklich knallrot“, betont er. Die Frage sei aber, ob man sich diese knallrote Zeit leisten könne, wenn es danach in die Gewinnzone geht. „Nach meiner Einschätzung ja“, sagt Dudenhöffer. „Die guten Ladenetze bringen nach dem Jahr 2025 Gewinne.“ Und diese Gewinne von übermorgen würden derzeit ja stark gefördert. Das Land übernimmt für den Aufbau öffentlicher Ladesäulen bis zu 50 Prozent der Kosten, so das Wirtschaftsministerium.

Wer jetzt ins Verlustgeschäft mit der Lade-Infrastruktur einsteigt, ist laut dem Experten also nicht dumm, sondern weitsichtig: „Wer heute nicht investiert, hat morgen die guten Standorte nicht und fällt hinten runter.“ Allerdings müsste die Verteilung der Stationen bedacht werden, ein Strukturplan sei wichtig. „Das wäre eine gute Aufgabe für NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst“, sagt Dudenhöffer.

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