Tradition Wiedersehen im Weihnachts-Chor

St. Tönis · Gehört wie die Kugel an den Tannenbaum: das Weihnachts-Singen der WZ auf der Hochstraße in St. Tönis. Diesmal wieder mit dem Shanty-Chor aus Linn, St. Töniser Schülern und Passanten.

 Weihnachtssingen mit der WZ: Frank Scholzen, Dirigent des Shanty-Chors Linn, freute sich am Donnerstag über die vielen Mitsänger und Zuhörer auf der Hochstraße in St. Tönis.

Weihnachtssingen mit der WZ: Frank Scholzen, Dirigent des Shanty-Chors Linn, freute sich am Donnerstag über die vielen Mitsänger und Zuhörer auf der Hochstraße in St. Tönis.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Ab 11.05 Uhr klappte nur noch der Schulterblick: Alle Texthefte waren vergriffen. Wer jetzt noch mit der WZ, 25 Sängern des Shanty-Chors Linn und einer kleinen Abordnung des MGV Forstwald auf Liedreise gehen wollte, musste anderen im Spontanchor auf der Hochstraße kurzerhand über die Schulter schauen.

Das Weihnachtssingen mit der WZ ist für viele Bürger seit Jahren eine unverzichtbare Einstimmung auf die stimmungsvollsten Tage des Jahres. Und diesmal war das Singen besonders emotional – herzerfrischend und rührend im Wechsel.

Anrührend deshalb, weil einer, der jahrelang als der Mann mit dem Akkordeon der WZ-Aktion mit ein Gesicht gab, diesmal aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein konnte, aber nicht vergessen wurde: Rolf Schumacher. „Ich singe heute für Rolf mit“, sagte sein Freund Heiner, ein singender Stammgast seit der Premiere vor gut 15 Jahren.

Sigrid Schumacher nahm die guten Wünsche von WZ-Redaktionsleiter Tobias Klingen für ihren Mann mit nach Hause. Den Grüßen schloss sich nicht nur Shanty-Chor-Moderator Heidulf Schulze an.

Mit „Alle Jahre wieder“ eröffnete Schulze das Programm unter freiem Himmel. Nun ja, wolkenfrei war der nicht. Aber der Regen machte eine Pause und ließ vielleicht auch deshalb so viele Passanten nicht nur für ein oder zwei Lieder, sondern gleich die komplette Gesangsstunde vor der Bäckererei Stinges stehenbleiben und mitsingen.

Kurz bevor Schulze das zweite Lied anmoderierte, stellten sich die Klassen 1a, 1b und die Klasse 3a der katholischen Grundschule St. Tönis seinen Shantys gegenüber auf – drei Klassen, die sich mit ihren Lehrerinnen den Weg über die gut besuchte Hochstraße vorbei am Wochenmarkt auf dem Rathausplatz gebahnt hatten, um den Weihnachts-Chor zu verstärken – und aufs Köstlichste zu unterhalten.

Als die Schüler „O Tannenbaum“ hörten, entwich dem ein oder anderen Kind spontan ein ebensolches „O“ vor Freude, und vielen Mitsängern der älteren Generation huschte ein amüsiertes Lächeln übers Gesicht.

Textsicher sang Rita Baumgart auch ohne Textvorlage „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ mit. Die Grefratherin hatte von der Aktion in der WZ gelesen und war extra nach St. Tönis gekommen. Zur Liedauswahl und ihrer Textsicherheit sagte sie: „Ich lass mich überraschen.“

Es ist gute Tradition, dass am Donnerstag vor Heiligabend in der St. Töniser Fußgängerzone nicht nur laut und fröhlich gesungen, sondern auch das ein oder andere Gedicht vorgetragen wird. Ein kleiner Schelm namens Jamie überraschte diesmal. Denn so schüchtern wie zunächst vermutet war der junge Mann aus der KGS nicht. Er amüsierte kurzerhand mit dem kurzen Zweizeiler: „Advent, Advent, die Schule brennt“. Das kam so unerwartet, dass alle Umstehenden herzhaft lachen mussten. Klassenkameradin Leonie benötigte zu ihrem Gedicht „Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen“ nur einen kleinen textlichen Anstupser von Lehrerin Birgit Andresen und brachte danach den langen Text auswendig zum Besten. Applaus, Applaus!

St. Töniser Grundschüler
sangen von ihrem Nikolaus

Davon gab es noch mehr, als sich die drei Klassen mit einem Lied „Das ist unser Nikolaus“ in ihre Weihnachtsferien und Richtung Schule verabschiedeten. Sie unterstrichen die Strophen mit vielen Gesten, warfen einen schweren Sack über die Schulter oder hielten sich lachend – hohoho – den dicken Nikolausbauch.

Nicht der einzige Höhepunkt eines sich spontan ergebenden Programms. Nach den Kindern trat der 84-jährige Albin Gorke aus dem Kreis der Shantys, positionierte seine Trommel und begleitete das Lied „Der kleine Trommelmann“.

Shanty-Chorleiter Frank Scholzen hatte alle 25 Sänger und seine Musiker Klaus Hannemann (Akkordeon), Norbert Flatters (Bass-Gitarre) und Werner Dröge (Gitarre) im Blick. Unterstützt von Stefan Schrader, der vor der Technikbox hockte und für verstärkte Beschallung sorgte. „Das ist eine tolle Truppe“, sagte Anneliese Gelhausen, die bei unbekannteren Liedern den Schulkindern zuvor ihr Textheft hingehalten hatte. „Wir Frauen aber auch“, schob sie lächelnd hinterher.

Nach dem Weihnachtssingen fotografierte Scholzen die zwei Gedichte ab, die Rolf Giesen alle Jahre wieder aufs Neue gereimt vorgetragen hatte. „Die waren gut. Die werde ich heute auf unserer Probe in Nieukerk vortragen.“ In dem einen Gedicht machte sich Giesen Gedanken über Geschenke, die dem Mann gefallen, und über Präsente, die Frauen lieben: „So hat halt jeder seine Natur, kommt beides zusammen, ist es Liebe pur. Gemeinsam kann man Weihnachten so richtig genießen. Es lacht der Weihnachtsmann und lässt schön grüßen.“

Ein unverhofftes Geschenk hat Theo Roßkothen am Donnerstag aus St. Tönis mitgenommen. Der Vorsitzende des Shanty-Chors Linn wurde nach dem Weihnachtssingen der WZ von einer Frau aus Vorst angesprochen. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine Jugendfreundin handelte. „Ich habe Rita 50 Jahre nicht gesehen“, sagte Theo sichtlich baff. Die beiden tauschten Telefonnummern aus und sicherlich ein gegenseitiges  „Frohe Weihnachten!“

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