Das Geld von Freunden

Unterstützung: Ob Klassenfahrt, Kultur oder neue Sportgeräte: Der Förderverein springt ein, wenn der Schule Bares fehlt.

Anrath. Gut, dass sich die Frage nicht stellt: Was wäre wenn? Wenn es Fördervereine nicht gäbe. Sie springen ein, wo Geld nicht ausreicht, die immer weiter reichenden Aufgaben zu finanzieren, die die Schule bewältigen soll. Klassenfahrten beispielsweise. Die dienen dem Zusammenhalt und damit der sozialen Kompetenz der Schüler. Eine Eigenschaft, deren Wichtigkeit wieder verstärkt von der Gesellschaft anerkannt wird. Doch die Kosten dafür sind für manche Elternhäuser nicht tragbar. "Da springt dann bei uns der Förderverein ein", sagt Joachim Schöpke, Leiter des Lise-Meitner-Gymnasiums in Anrath. Man hört ihm an, dass er darüber erleichtert ist. Früher haben vier Leute aus dem Vorstand gemeinsam über solche Anträge entschieden. Heute geschieht das ganz unbürokratisch: "Herr Schöpke sagt uns, wie viel dafür gebraucht wird, und Schatzmeisterin Hiltrud Tenbrink überweist den Betrag aufs entsprechende Schulkonto", beschreibt Lukas Siebenkotten die Vorgehensweise. "So kann wirklich keiner tratschen." Auch bei der Agnes-Miegel-Schule in Schiefbahn und bei der Grundschule Corneliusstraße in St. Tönis springen die Fördervereine in solchen Fällen ein. Ein anderes Feld: Kultur. Im Lise-Meitner-Gymnasium hat man einen Trommler-Workshop ermöglicht, die Theatergruppe von Zartbitter aus Köln engagiert, die sexuellen Missbrauch kinder- und jugendgerecht thematisiert. Bei der St. Töniser Grundschule Corneliusstraße übernahm der Förderverein die Hälfte der Eintrittsgelder für die Aufführung "Ruselka oder die kleine Meerjungfrau". So brauchten die Schüler nur drei statt sechs Euro zu berappen, um in den Genuss der Oper für Kinder zu kommen. Die Einnahmen speisen sich für den Förderverein am LMG unter anderem aus Mitgliedsbeiträgen. 15 Euro sind der Mindestbeitrag. "Es gibt welche, die lassen sich das 200 Euro im Jahr kosten", so Siebenkotten. Es wären auch Großeltern mancher Schüler im Verein sowie Anrather Geschäftsleute. Der Männerchor Orpheus gibt den Überschuss aus seinem Campus-Konzert. Für den Weihnachtsmarkt spenden Schul-Eltern Plätzchen, die vom Verein in Portionen verkauft werden. "Das ist eine Art Geheimtipp", erklärt der Vorsitzende. Rund 7000 Euro lässt der Verein alljährlich in die Schule fließen. Der Verein übernimmt auch die Sammelbestellung der Schulbücher und darf die ausgehandelten Rabatte behalten. "Wir haben den Verein jetzt umbenannt", erzählt Siebenkotten. Er heißt jetzt Verein der Freunde, Förderer und Ehemaligen des Lise-Meitner-Gymnasiums. Rechtzeitig, wenn aus den ersten Abiturienten des Gymnasiums die ersten Ehemaligen werden. Wenn die am 16. Juni ihre Abiturzeugnisse überreicht bekommen, erhalten sie vom Förderverein für fünf Jahre eine kostenlose Mitgliedschaft geschenkt, in der Hoffnung, dass sie ihre Schule dann nach dem Studium mit Beiträgen unterstützen. Denn die Mitgliederzahl von 246 bei 1000 Schülern ist etwas enttäuschend. "In den ersten Jahren nach Bestehen der Schule waren fast alle Eltern bei uns Mitglied", so Hiltrud Tenbrink. Der Bedarf ist nach wie vor ungebrochen. Besonders, wenn sich die Schule immer wieder Neues einfallen lässt, lassen muss. Beispielsweise Inline-Skater im Sport der 5. und 6. Klassen. Da gab der Verein 1000 Euro für die Anschaffung der Sportgeräte.

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