Prosit auf die blauen Schafe

Für viel Aufmerksamkeit sorgte die Kunstaktion von Rainer Bonk im Schlosspark. Eine Aktion, die vom Verein "Straße der Gartenkunst an Rhein und Maas" ins Leben gerufen wurde und an der die Stadt Willich zum ersten Mal teilgenommen hat.

Neersen. Senioren mit Spazierstöcken, Mütter mit Kinderwagen, Pärchen mit Regenschirmen und Kinder auf Fahrrädern verlassen normalerweise den bräunlichen Erdweg des Neersener Schlossparks. Am vergangenen Sonntag mischten sich jedoch auch Spaziergänger mit blauen Schafen unter den Armen darunter. Eine Merkwürdigkeit, die sich auf der Wiese gegenüber der Orangerie aufklärt. Unbeweglich verharrt dort eine ganze Herde von Blauschafskulpturen zwischen Gänseblümchen und grünem Gras.

Eine Aktion, die vom Verein "Straße der Gartenkunst an Rhein und Maas" ins Leben gerufen wurde und an der die Stadt Willich zum ersten Mal teilgenommen hat. Seit Herbst letzten Jahres Mitglied des Vereins, will die Stadt Willich die Bevölkerung nun ein bis zweimal im Jahr mit Veranstaltungen dieser Art überraschen.

Dass die Blauschaf-Aktion bei den Willichern gut ankommt, zeigt die schnell schwindende Zahl der Herdentiere. Noch bevor Künstler Rainer Bonk den Informationsstand aufbauen konnte, waren die ersten vier Tiere schon verkauft. 79 Euro ließen sich die Blauschaf-Fans ihr neues Haustier kosten. Ein Glück, dass Blauschäfer Bonk seine Schützlinge kartonweise angekarrt hat.

"Die Blauschafe haben eben im Rheinland schon einen Kultstatus erreicht", erklärt Hans Kothen, stellvertretender Bürgermeister, in seiner Eröffnungsrede. Er gibt aber zu, dass die Skulpturen für die einen Kunst, für die anderen nur ein Gag seien.

Auch Künstler Rainer Bonk sieht das so. "Genau bei dieser Gratwanderung zwischen Kunst und Kitsch fühle ich mich Zuhause", erklärt er, während er seinen Blick über die rund 25 identischen Schafe schweifen lässt. "Ich mache gerne Sachen an denen man Freude hat und über die man schmunzeln muss", erzählt Bonk.

Ein natürliches Objekt so zu verfremden, dass es eine gesteigerte Aufmerksamkeit beim Betrachter erregt, war die Intention des Künstlers, als er seine Schafe vor rund sechs Jahren erschuf. "Eine Herde war optimal, weil Objekte in größeren Einheiten immer mehr auffallen und die Farbe blau habe ich gewählt, weil sie eine tolle Kontrastfarbe ist und einen schönen Verfremdungseffekt hervorruft", erklärt Bonk.

Rund 1000 Schafe müssten nach seiner Einschätzung mittlerweile im Umlauf sein. "Selbst bei prominenten Politikern wie Guido Westerwelle, Jürgen Rüttgers oder Wolfgang Clement grasen schon welche im Garten", verrät der Künstler.

Heidi Parschmann aus Schiefbahn hat monatelang vor dem Polyesterschaf ihrer Nachbarin gestanden und freut sich, endlich selbst eins zu besitzen. "Als ich in der Zeitung gelesen habe, dass die Blauschafe nach Neersen kommen, habe ich mich sehr gefreut und bin direkt hierher gefahren", erzählt sie strahlend. Ihrer Freundin bringt sie gleich auch eins mit und verlässt fröhlich, mit zwei Schafen unter dem Arm, den Neersener Schlosspark.

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