AWG: Wohnen in Tönisvorst wird unnötig immer teurer
Die Stadtplaner würden ihren Fokus zu sehr auf teure Eigenheime und Doppelhaushälften legen, sagt der Vorstand. Günstiger Wohnraum sei Mangelware.
Tönisvorst. Die AWG könnte ihre Wohnungen dreimal vermieten. Auf dem Wohnungsmarkt herrscht eine ungebrochene Nachfrage nach günstigem Wohnraum. In Tönisvorst ist der Wohnungsmarkt angespannt, bei einem Großteil der Bevölkerung herrscht eine sehr große Nachfrage nach preiswerten Mietwohnungen. Wer durch den Ortskern gehe, finde bei Neubauten vor allem teure Eigentumsobjekte, oftmals nicht selbst bewohnt, sondern als Kapitalanlage gekauft, sagt Walter Schöler, ehrenamtlicher Vorstand der AWG Tönisvorst.
Die genossenschaftlichen Mieten, unabhängig ob die Wohnungen sozialgebunden oder frei finanziert sind, bewegten sich oft bei der Hälfte des Mittelwertes des Mietspiegels. Für Neubauten in Tönisvorst muss man nach dem Mietspiegel eine Miete von 7,5 bis 9,5 Euro je Quadratmeter einkalkulieren. Am Marienheim sogar 10 bis 11 Euro. Die AWG hat eine Durchschnittsmiete von 5,04 Euro/qm. Es gebe nur vier Wohnungen mit einem Quadratmeterpreis von 9 Euro. Der Vorteil bei der AWG sei auch, dass die Mieter auch Eigentümer seien.
Obwohl der Bedarf hoch ist, hat sich die AWG mehr darauf verlegt, den Bestand auszubauen, etwa die Dachgeschosse auszubauen. Schöler moniert, es gäbe überall in Tönisvorst genügend Grundstücke. Aber in Vorst-Nord und am Friedhof in St. Tönis seien überall nur Doppelhaushälften und Einzelhäuser vorgesehen. Das hätten Verwaltung und Stadtrat mehrheitlich so entschieden. Schöler sieht diese Tendenz kritisch.
Kempen dagegen mache vor, in Neubaugebieten auch zweieinhalbgeschossige Mehrfamilienhäuser zu integrieren, wo sechs Familien zur Miete wohnen könnten. In St. Tönis dagegen habe den ehemaligen städtischen Spielplatz in bester Innenstadtlage ein privater Bauherr mit elf teuren Wohnungen überbaut. Der Stadtrat könnte schon für mehr Mietwohnungsbau sorgen, wenn er nur wolle. Schöler beobachtet dagegen vor Ort den Trend, Grundstücke zu Höchstpreisen zu verkaufen. So sei das Wohngebiet am Wasserturm für 400 Euro pro Quadratmeter und damit weit über dem Wert des Gutachterausschusses von 252 Euro verkauft worden.
Außerdem sei es bei den Kommunen üblich geworden, die Bauträger sämtliche Erschließungskosten für die Infrastruktur zahlen zu lassen, also auch die zehn Prozent, die eigentlich als Eigenanteil der Stadt vorgesehen sind. Die Einnahmen, die Städte aus Grundstücksverkäufen erzielen, dienten dazu, die künftige Infrastruktur wie Kindergärten, Schulen und Sportstätten zu finanzieren.