Markttag mit Sand, Sekt und Spaten

Gestern haben die Tiefbauarbeiten an St. Katharina begonnen — Willichs Projekt 2018/19.

Willich. Das Fahrrad von Bürgermeister Josef Heyes ist noch nicht zu sehen. Zeit für Smalltalk in unmittelbarer Nähe zu Sand, Sekt und Spaten.

Der Platz an St. Katharina gegenüber Café Kleeberg und Bäckerei Greis ist an diesem Donnerstag kurz vor 11 Uhr so bevölkert, als würde gerade eine auswärtige Reisegruppe durchs eiskalte Alt-Willich geführt. Radler und Passanten mit Einkaufstaschen bleiben erstaunt stehen, fragen nach, was denn los sei. Es ist die geballte — oder akzeptierte — Vorfreude auf einen Neuanfang mitten in Alt-Willich. Auf den lang erwarteten Spatenstich.

Markttag mit Sand, Sekt und Spaten
Foto: Kurt Lübke

Die Bauhelm-Symbolik ist der Start für die innerstädtische Großbaustelle, die nun tatsächlich die Umgestaltung des Marktes anschiebt. Sie wurde seit 2011 erörtert, zerredet, kritisiert, verändert und schließlich nach der Ideen-Vorlage des Planungsbüros Kraft.Raum aus Krefeld abgesegnet.

Seit Montag stehen Baustellen-Container am Domgarten. Baken und mobile Verkehrsschilder regeln die Verkehrswege an Markt und Hülsdonkstraße.

„Ein schönes Geburtstagsgeschenk“, sagt Christian Pakusch, Willichs CDU-Chef und Vorsitzender des Planungsausschusses, einer von fünf Spatenträgern. Er ist tags zuvor 34 geworden.

„Ich freue mich sehr“, sagt auch Guido Görtz, Vizebürgermeister, der gleich gut gelaunt ankündigt, er werde die „Bauaufsicht“ übernehmen. Görtz wohnt nicht weit weg, hat beste Sicht aus dem ersten Stock. „Der Markt hat Potenzial.“

Die Vorfreude auf die Umgestaltung des Platzes hat sogar die Wahl seines Karnevalskostüms beeinflusst: „Ich gehe als Bauarbeiter.“

Seine Warnweste gehört nicht zu einem Kostüm, sondern zur Arbeitskleidung: Torsten Engelen betreut die Baustelle für die Firma Willy Dohmen aus Übach-Palenberg. „Gleich geht’s ins Erdreich“, sagt er. Den Wetterbericht der nächsten Tage hat er im Kopf. Dass es kälter werden soll, schreckt seine Mitarbeiter nicht. „Auch bei Minusgraden kann geschweißt werden“, sagt einer und meint die Elektroschweißmuffen der Rohre. Nur bei zu hoher Luftfeuchtigkeit müssten die Schweißarbeiten ausgesetzt werden.

Die Erneuerungen von rund 900 laufenden Metern öffentlicher Schmutz- und Regenwasserkanalisation einschließlich der Anschlussleitungen für Anliegergrundstücke und Straßenabläufe stehen an. Parallel werden Versorgungsleitungen der Stadtwerke in der Peterstraße und am Markt umgesetzt.

„Ein historischer Augenblick“, sagt der Willicher Liberale Heinz Koch. Er meint damit nur, dass es endlich losgeht. „Aber wird’s denn auch wirklich schön?“ Koch gehört zu den Skeptikern eines autofreien Marktplatzes. „Ob sich der Platz wirklich weiterentwickelt, wird sich zeigen.“ Er nennt ein Negativbeispiel aus der Kreis-Nachbarschaft:. „Schauen Sie nach Dülken. Da steht viel leer.“ Nun akzeptiert er den Bürgerentscheid und hofft ab Mitte 2019 auf eine „gute Aufenthaltsqualität“ auf dem neu gestalteten Marktplatz. „Die Willicher haben es mehrheitlich so gewollt.“

„Gut, dass es endlich losgeht“, sagt Iveta Andres. Sie betreut seitens der Stadt das Projekt, kennt alle Argumente der Befürworter, aber auch die Bedenken der Einzelhändler und Gastronomen. „Die freuen sich wegen der vorübergehenden Einschränkungen natürlich nur bedingt“, weiß sie.

Eine Unsicherheit liegt zurzeit noch im Bereich der Baustelle — genauer gesagt unter dem Pflaster. „Die Maßnahme hat eine archäologische Begleitung — mal sehen, ob etwas gefunden wird“, sagt Andres (siehe „Marktsprechstunde“).

Josef Heyes parkt sein Rad an der Laterne. Er hat sich sichtlich beeilt. Aber was sind fünf Minuten Verspätung zum Spatenstich gemessen an der Planungsphase von 2011 bis 2017. Keine zwei Minuten später steht er oben auf dem angeschütteten Sandhaufen und greift — wie die Technische Beigeordnete Martina Stall — beherzt zum Spaten.

Heyes lässt die Diskussionen Revue passieren. Und lenkt den Blick auf die anstehenden oberirdischen Erneuerungen der 3000 Quadratmeter großen öffentlichen Verkehrsfläche. Portugiesischer Granit wird dort verlegt. Neues Grün gesetzt für neue Kommunikationsmöglichkeiten. „Ich wünsche der Baumaßnahme eine unfallfreie und reibungslose Abwicklung“, sagt Heyes. Im Sand. Mit Sekt und Spaten.

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