Arbeitsmarkt: Bürokratie bremst Erfolge

Ein Staatssekretär sprach in Schloss Neersen über die Job-Center und Perspektiven der Arbeitsmarksituation in Willich.

Willich. Auf Einladung des CDU-Bundestagsabgeordneten Uwe Schummers war Ralf Brauksiepe aus Berlin nach Willich gereist. Thema der Gespräche des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesarbeitsministerium mit Schummer und Bürgermeister Josef Heyes: Die Arbeit der JobCenter. Brauksiepe hielt viel Lob für den Kreis Viersen bereit, aber auch mahnende Worte für die Herausforderungen der Zukunft.

Die Zahlen sprechen für einen Erfolg: Zwar sei die Willicher Arbeitslosenquote im Dezember minimal auf 4,87 Prozent gestiegen, aber dies sei „saisonal durch den Winter verständlich“, sagte Heyes. Als Gegenbeispiel wurde Krefeld mit einem stetigen Wert von über zehn Prozent angeführt.

Hauptthema war die Dezentralisierung und Übertragung von Verantwortung vom Bund auf die Job-Center der Kommunen. Willich stelle hier ein Erfolgsmodell dar: Das BLZ (Beschäftigungs- und Leistungszentrum) hat seinen Standort im Stahlwerk Becker und damit mitten im Gewerbegebiet. Das Ziel sei es, dort möglichst alle relevanten Institutionen unter einem Dach zu bringen. So sollte es von der Schuldnerberatung nur eine Tür weiter bis zur Job-Vermittlung sein, wo der Sachbearbeiter aus dem Fenster auf potenzielle Arbeitgeber deuten könne.

Willich habe im Kreis-Vergleich das Glück, dass sein BLZ im Schnittpunkt von mehreren Gewerbegebieten stehe. Die Lösung liege insgesamt bei einer höheren Verantwortung der Kommunen vor Ort statt bei die Berliner Bürokratie.

Genauso wichtig sei es, die unter 25-Jährigen zu fördern, da diese Altersklasse am betreuungsintensivsten sei. Brauksiepe betonte aber, dass sich das Ministerium nicht in Schulstrukturdebatten verstricken dürfe. Der Schlüssel liege bei einer frühen, praktischen Heranführung der Jugendlichen an die Berufswelt.

Laut Schummer gebe es bereits genug erprobte Konzepte, aber „jetzt gilt es, sie in der Fläche umzusetzen.“ Und was hindere viele Job-Center daran? Vor allem die verkrustete Bürokratie.

„Ein gut abgesicherter Personalkörper ist genauso wichtig wie die Vermittlung von Arbeit“, ergänzte Brauksiepe. Deswegen setze er sich auch für die Menschen auf der anderen Seite des Schreibtisches ein, denn nur wenn die Mitarbeiter gut geschult würden, seien Erfolge abzusehen.

Erwähnt wurde der psychische Druck auf die Mitarbeiter, denn ein Aggressionspotenzial bei einigen Langzeitarbeitslosen sei nicht zu leugnen. Erinnert wurde ans tödliche Attentat in Neuss im Herbst 2012. Sicherheitsknöpfe und Rettungstüren für die Angestellten der Jobcenter seien im Gespräch.

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