Ausbildungsmarkt Kreis Viersen Unternehmen im Kreis suchen noch Auszubildende

Kreis Viersen · Kurz vor dem Start des neuen Ausbildungsjahres sind noch Ausbildungsstellen im Kreis Viersen unbesetzt. In einigen Branchen gingen die Bewerberzahlen besonders stark zurück. Azubis können auch später noch einsteigen.

Die Situation auf dem Ausbildungsmarkt im Kreis Viersen bleibt auch im zweiten Corona-Jahr weiterhin angespannt. „Seit Oktober 2020 haben sich im Kreis Viersen 1307 Interessenten für eine Ausbildung gemeldet, das sind 197 weniger als im Vorjahr“, berichtet Sabine Hanzen-Paprotta, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Krefeld – Kreis Viersen. Zudem suchen derzeit im Kreis Viersen weniger Personen nach einer Ausbildungsstelle als im Vorjahr: „Aktuell sind noch 509 Bewerberinnen und Bewerber auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle, im Vorjahr waren es zu diesem Zeitpunkt noch 564“, so die Agentursprecherin. Das läge auch daran, dass immer mehr Schüler nach einem höheren Schulabschluss streben.

Genauere Hintergründe kennt Daniela Perner, Geschäftsführerin im Bereich Innovation, Bildung, Fachkräfte der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein (IHK): „In diesem Jahr war die Rekrutierung und Berufsorientierung im Dauer-Lockdown ab November noch schwieriger und erforderte viel Mut und Eigeninitiative bei den Schulabgängern“. Zudem konnten die Unternehmen keine Praktika und Berufsfelderkundungen anbieten und hatten somit keine Möglichkeit, erste Kontakte zu potenziellen Azubis zu knüpfen. „Daher haben viele Schulabgänger den ,sichereren’ Weg im Schulsystem gewählt“, sagt Perner. Doch auch für alle Studierenden sei das zweite Jahr in der Pandemie nicht einfach gewesen: „Der Start ins Studium war von viele digitalen Lehrveranstaltungen geprägt, was vielen Studienanfängern Probleme bereitet hat“, erklärt die Geschäftsführerin. So haben sich jetzt einige Studierende gegen ihr Studium und für eine Ausbildung entschieden.

Besonders beliebt bei den Jugendlichen sind folgende Ausbildungsberufe: Verkäufer/in, Kaufleute für Büromanagement, Kfz-Mechatroniker, Kaufleute im Einzelhandel, Medizinische Fachangestellte, Tischler/in, Industriekaufleute, Fachlageristen, Tiermedizinische Fachangestellte und Automobilkaufleute. Jedoch waren „in nahezu allen Branchen weniger Bewerber als im Vorjahr zu verzeichnen“, sagt Hanzen-Paprotta.

Ausbildung startet am 1. August – Nachzügler sind willkommen

Überproportional gingen die Bewerberzahlen in den Bereichen Verkehr, Logistik, Schutz und Sicherheit sowie Unternehmensführung, Buchhaltung, Recht und Verwaltung zurück. Die Statistik zeigt auch, dass der Ausbildungsmarkt im Handwerk des Kreises Viersen aktuell noch einiges aufzuholen hat. „Nach einem sehr starken Ausbildungsjahr 2020 mit einer Zunahme um fast ein Drittel, liegt die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge um rund 18 Prozent hinter dem Vorjahr“, berichtet Georg Maria Balsen, Sprecher der Kreishandwerkerschaft Niederrhein. Jedoch betont Balsen, dass dies nur eine Momentaufnahme sei: „Zwar beginnt das Ausbildungsjahr offiziell am 1. August, so beobachten wir als Kreishandwerkerschaft Niederrhein jedoch den Trend, dass die Verträge zunehmend später geschlossen werden“. Im Handwerksbereich verzeichnen die Elektroniker (plus 52) und die Kfz-Mechatroniker (plus 47) die meisten Neueinsteiger. Aber auch die Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik (30) bleiben weiterhin beliebt. „Nachholbedarf haben hingegen etwa die Bauberufe, Dachdecker und Friseure“, so Balsen.

Für alle jungen Erwachsenen, die sich noch auf der Suche nach einer Ausbildung befinden, bietet der Ausbildungsmarkt noch viele Chancen: Rein rechnerisch gäbe es für jeden Ausbildungssuchenden im Kreis Viersen noch mehr als eine unbesetzte Ausbildungsstelle (1,33). „Es besteht die Möglichkeit, auch nach den üblichen Startterminen, noch eine Ausbildung zu beginnen“, sichert Hanzen-Paprotta zu. Auch IHK und Kreishandwerkerschaft hoffen noch auf zahlreiche Bewerbungen: „Wir hoffen, zum Ende des Jahres mehr als 4000 neue Ausbildungsverträge zählen zu können, um den Fachkräftemarkt zu stabilisieren. Fachkräftemangel begegnet uns sowohl im Handwerk als auch im Handel, in der Gastronomie und weiteren Bereichen wieder verstärkt. Und da hilft nur eines: ausbilden“, sagt Perner.

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