Breyell Alter Zeitungsband soll ins Kreisarchiv

Breyell. · Viele Jahre lagen Zeitungsausgaben von 1911 im Keller von Thomas Schroer.

 Reiner Rankers, Thomas Schroers, Angela Wegers, Margreth Monier (v.l.) zeigen den alten Band der Breyeller Volkszeitung. Der Band hatte jahrelang im Keller von Thomas Schroer gelegen.

Reiner Rankers, Thomas Schroers, Angela Wegers, Margreth Monier (v.l.) zeigen den alten Band der Breyeller Volkszeitung. Der Band hatte jahrelang im Keller von Thomas Schroer gelegen.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Thomas Schroers hat ihn stetig mitgeschleppt, von Umzug zu Umzug. Der Zeitungsband lag nach dem Tod seines Vaters 1981 immer in den Kellern seines jeweiligen Zuhauses. Woher er stammte, wusste der Breyeller, aber große Gedanken hat er sich darum nie gemacht. Nachdem er allerdings bei seinem jüngsten Umzug im Frühjahr von Niederkrüchten zurück nach Breyell seinem Freund Andreas Koll aus Hinsbeck davon erzählte, kam die Sache ins Rollen. Nun soll der Jahresband der Breyeller Volkszeitung von 1911 in das Kreisarchiv Viersen — zu den anderen Jahrgängen der Zeitung, die sein Vater bereits einst dort abgegeben hatte.

Die erste Ausgabe der späteren Breyeller Volkszeitung im Kreisarchiv stammt vom 2. April 1887 und trägt noch die Bezeichnung „Breyeller Wochenblatt“. Sie wurde von Johann Giskes in Breyell gedruckt und verlegt, Redakteur war Ernst Becker. Bis 1905 erschien die Zeitung immer samstags, danach unter neuem Namen zweimal in der Woche. Auf jeweils nur wenigen Seiten erfuhren die Leser Nachrichten aus aller Welt, dazu Berichte aus Breyell und den umliegenden Orten. Daneben hatten Firmen und Vereine Werbeanzeigen geschaltet, darunter beispielsweise eine der „Niedieck’schen Konsum-Anstalt Lobberich“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Sohn Josef Giskes das Unternehmen sowie die Redaktion am Markt 18 (heute Lambertimarkt 18). Sie war ab Anfang der 1920er-Jahre „Organ der Zentrumspartei des Kreises Kempen-Krefeld“. Mit der Machtübernahme der NSDAP 1933 wurden solche Zeitungen verboten und die Druckereien stillgelegt. Ob die Breyeller Volkszeitung dieses Schicksal ereilte, ist unklar. Wie das Ende von Josef Giskes in Breyell aussah, ist nicht bekannt.

Jahresband soll noch
digitalisiert werden

Thomas Schroers’ Großvater Josef kaufte das Haus Ende der 1930er-Jahre und eröffnete ein Tabak- und Zigarrengeschäft. Sein Sohn, der ebenfalls Josef hieß, gründete 1950 eine Textilveredelung. Nach seinem Tod führte eine Cousine die Geschäfte, Anfang der 2000er verkaufte die Familie das Haus, erinnert sich Thomas Schroers. Heute befindet sich darin ein Imbiss.

Die anderen Sammelbände der Breyeller Volkszeitung, die beim Kauf des Gebäudes mit in den Besitz der Familie Schroers übergegangen waren, habe sein Vater vor seinem Tod an das Kreisarchiv abgegeben. „Ende der 1970er-Jahre muss das gewesen sein“, sagt Thomas Schroers. Warum die Zeitungen von 1911 bei der Familie blieben, wisse er nicht.

Großen Anteil daran, dass der fehlende Band zu den anderen kommt, hat Kolls Schwiegermutter Margarete Monier. Sie war begeistert vom Inhalt: Sie fand unter anderem eine Anzeige zum Verkauf des Glockenstuhls aus dem alten Breyeller Kirchturm und den Nachruf zu Bischof Hermann Dingelstad. Monier rief Angela Wegers vom Breyeller Verkehrsverein an, sie informierte das Kreisarchiv. „Damit können die Breyeller ihre Geschichte weiter vervollständigen“, sagt Wegers erfreut. Kreisdirektor und Kulturdezernent Ingo Schabrich dankt Schroers für die Dauerleihgabe. „Für unser Kreisarchiv sind solche Spenden wichtig, um Dokumente und Quellen möglichst lückenlos zu erhalten“, sagt er.

Bevor es so weit ist, will Thomas Schroers den Jahresband mit Hilfe des Breyellers Reinhard Rankers vom Verein Alter Kirchturm noch digitalisieren.

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