Lobberich Ausgeträumt: „Gabis Café Traum“ schließt

Lobberich. · Laut Inhaberin Gabi Sieben-Jung ist ein Grund „tote Hose am Alter Markt“ in Lobberich.

 Inhaberin Gabi Sieben-Jung (rechts) und Mitarbeiterin Ilona Funken in dem niedlichen Café in Lobberichs Ortskern.

Inhaberin Gabi Sieben-Jung (rechts) und Mitarbeiterin Ilona Funken in dem niedlichen Café in Lobberichs Ortskern.

Foto: Joachim Burghardt

Kissen, Kerzen, kunterbunter Kram liebevoll arrangiert – Wohnzimmeratmosphäre im Puppenstubenstil. „Meine Gäste mögen es, in diesem Ambiente Kaffee und Kuchen oder ihr Frühstück zu genießen“, sagt Gabi Sieben-Jung. Die Inhaberin des niedlichen Cafés fügt leise hinzu: „Aber wir schließen zum Monatsende, leider.“ Nach mehr als fünf Jahren zieht sie eine nüchterne Bilanz: Morgens sei Gabis Café Traum beliebter Anziehungspunkt, nachmittags jedoch fehle die Laufkundschaft, herrsche „hier in Lobberich am Platz Alter Markt nur tote Hose“.

Dabei schien die Idee erfolgversprechend. „Ein gemütliches kleines Café mit netten Deko-Artikeln, die man auch kaufen kann, dazu ein großes Spielzimmer für Kleinkinder, so was gab es in Lobberich nicht“, erinnert sich Sieben-Jung (57). Auch der Standort schien bei der Eröffnung 2014 ideal, ist doch die Gaststube im historischen Alten Rathaus von Lobberich unweit der Fußgängerzone untergebracht. Ein Trugschluss, sagt Sieben-Jung: „Morgens ist für viele Café-Zeit, da ist es hier meist voll, aber nach dem Mittag könnten wir das Café oft auch geschlossen lassen.“

Das Vormittagsgeschäft könne auf Dauer die Nachmittage ohne nennenswerte Einnahmen nicht ausgleichen, bilanzieren Inhaberin und ihre Mitarbeiterin Ilona Funken (53). „Aber es hieß immer, der Alte Markt solle belebt werden, darauf hatten wir gehofft“, sagt Sieben-Jung. Doch es habe sich schlicht „nichts getan“. Tatsächlich steht das Lobbericher Denkmal „Wenkbüll“ meist einsam auf dem großen grauen Platz. Ringsum Dienstleister, Praxen, eine Bank und Leerstand.

Die Gäste kommen aus allen Nettetaler Stadtteilen, „die wenigsten aus Lobberich“, und aus den Nachbar-Kommunen: „Fast alle sagen, sie führen nach ihrem Besuch direkt wieder heim, hier sei ja sonst nichts“, sagt Sieben-Jung. Die Inhaberin verstehe nicht, dass Werbering und Stadt nicht mehr unternehmen, um Leben auf den Alten Markt zu bringen.

Das Interieur steht bis
Ende August zum Verkauf

Beim Lobbericher Werbering bewertet man die Situation differenziert: „Einerseits hätten wir den Platz natürlich auch gern mehr belebt“, sagt Vorsitzender Thomas Leuf. Andererseits habe der Werbering, auch gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung der Stadt, intensiv immer wieder Vorstöße unternommen, damit sich etwa „mehr Gastronomie auch mit Außenplätzen auf dem Alter Markt“ ansiedle. Möglicherweise hätte man dann in einem zweiten Schritt auch durch Gestaltung, etwa mit Spielgeräten, den Platz aufwerten können. Aber Gespräche mit den Eigentümern der umliegenden Gebäude seien erfolglos geblieben. Leuf: „Letztlich entscheiden die Eigentümer, an wen sie ihre Räumlichkeiten
vermieten.“

Im historischen Alten Rathaus konnte sich lediglich die Gastronomie von Gabi Sieben-Jung ansiedeln. Viele Stammgäste halten ihr bis zuletzt die Treue. Prominente wie der Schauspieler Michael Fitz oder der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert seien nach Kulturveranstaltungen in der Alten Kirche hinter dem Café bei ihr eingekehrt. „Aber das frischt ja die Bilanzen nicht auf“, bedauert Gabi Sieben-Jung, die ebenso wie Mitarbeiterin Ilona Funken sichtbar um Fassung ringt. Am 31. Juli sei nun endgültig Schluss, bis Ende August stehe das Interieur zum Verkauf. Was dann aus ihr und dem Ladenlokal wird? Sieben-Jung: „Keine Ahnung.“ jobu

(jobu)
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