Schau „Opfer rechter Gewalt“: Bestürzung und Traurigkeit

Kempener Schüler haben am Mittwoch die Schau „Opfer rechter Gewalt“ besucht. Die Schicksale der getöteten Menschen bewegten die Jugendlichen. Noch bis Sonntag kann man sich selbst ein Bild machen.

Kempen. Mit klaren Worten und wahren Geschichten ist Anita Schreieck die volle Aufmerksamkeit der 18 Berufsschüler sicher. Von der ersten Minute an hören ihr die angehenden Erzieherinnen vom Fachbereich Sozialwesen aufmerksam zu.

Mit Politiklehrer Simon Grenzmann haben sie am Mittwoch die Ausstellung „Opfer rechter Gewalt“ im Kramer-Museum besucht. „Das passt gut. Im Unterricht beschäftigen wir uns derzeit mit dem Thema Migration und Ausländerfeindlichkeit“, sagt Grenzmann.

Die Schau porträtiert auf 181 Tafeln 169 Menschen, die von 1990 bis Ende 2011 an den Folgen rechter Gewalt gestorben sind. Die Tafeln zeigen schwarz-weiße Fotos der Opfers sowie Name, Alter, Beruf, Tathergang und -motiv — soweit bekannt. Weitere leere Tafeln stehen symbolisch für die Opfer vor 1990 und seit 2012. Nach Kempen geholt wurde die Ausstellung vom Arbeitskreis „Multi-Kulturelles Forum“.

„Kempen ist mit Menschen aus rund 100 Nationen zwar bunt, aber auch keine heile Welt“, lässt Schreieck die Schüler wissen. „Ihr müsst wachsam sein, denn alltäglicher Rassismus ist leider überall“, sagt sie. Als Beispiel nennt sie eine selbst so erlebte Szene im Zug: „Der war voll, bis auf einen Platz neben einem Schwarzafrikaner. Da wollte niemand sitzen.“

Gerade solche Fallbeispiele wecken Emotionen bei den Schülern, die still zuhören und teils beschämt auf den Boden blicken. An anderen Stellen tuscheln sie, sind fassungslos angesichts so brutaler rechter Gewalt. Eine Schülerin, die aus Göttingen stammt, erkennt auf einer Tafel einen Nachbarort: „Rosdorf kenne ich. Krass, das wusste ich nicht.“

Anita Schreieck betreut seit 1991 ehrenamtlich Flüchtlinge, ist Vorsitzende des Arbeitskreises Asyl und Menschenrechte, und unterrichtete als Hauptschullehrerin unter anderem Geschichte. „Meine Erwartung, dass sich die Schüler innerlich beeindruckt zeigen, hat sich bestätigt“, sagt sie mit Blick auf die gesammelten Karten. Darauf haben die Schüler anonym festgehalten, was sie besonders beeindruckt hat.

„Es ist schlimm zu sehen, dass die Bestrafung der Täter teilweise lückenhaft ist“, schreibt einer der Schüler. „Was da geschah, ist nicht menschlich“, steht auf einer anderen Karte. Viele Jugendliche fanden die Schau „emotional“ oder „heftig“. Ins Gästebuch des Kempener Museums hat Politiklehrer Simon Grenzmann geschrieben, die Schau erzeuge Bestürzung und Traurigkeit. Es sei wichtig, nichts davon zu vergessen. Klare Worte und wahre Geschichten sind ein guter Weg, um jungen Menschen die Augen zu öffnen.

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